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    Million Dollar Arm
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Million Dollar Arm
    Von Andreas Staben

    Vielleicht hätten die Verantwortlichen bei Walt Disney für die Vermarktung ihres Baseball-Wohfühldramas „Million Dollar Arm“ jemanden wie JB Bernstein anheuern sollen. Der Sportagent, dem es gelang, in der Kricketnation Indien zwei Baseballspieler für die amerikanische Profiliga zu entdecken, hätte womöglich einen Dreh gefunden, einen Film über den in Europa kaum mehr als auf dem indischen Subkontinent geliebten US-Nationalsport auch hierzulande an ein größeres Publikum zu bringen. Aber wahrscheinlich hielt man das nach den mageren Besucherzahlen für „Moneyball“, „Back in the Game“ und zuletzt „42“ für ein aussichtsloses Unterfangen und so kommt Craig Gillespies Verfilmung der wahren Geschichte eben jenes JB Bernstein ohne großes Brimborium in die deutschen Kinos und wurde nicht einmal vorab der Presse gezeigt. Dabei geht es in „Million Dollar Arm“ gar nicht in erster Linie um Baseball, sondern um die altbekannte Hollywood-Story von der Überwindung von Widerständen und der Wandlung zum besseren Menschen, die gerade bei Disney immer wieder gerne erzählt wird. Doch diese wurde auch schon deutlich überzeugender dargeboten und so sind es hier in erster Linie die sympathischen Darsteller, die diese Mischung aus „Indien sucht den Super-Pitcher“ und „Slumdog Millionär“ vor dem Versinken in Klischees bewahren und in durchaus kurzweilige Unterhaltung verwandeln.

    JB Bernstein (Jon Hamm) hat gerade seine wichtigsten Klienten verloren, nun stehen der selbstständige Sportagent und sein Partner Aash (Aasif Mandvi)  kurz vor der Pleite. Verzweifelt suchen sie nach einer neuen Möglichkeit, Talente zu entdecken, denn alle vielversprechenden Märkte scheinen schon abgegrast zu sein. Doch als JB beim Zappen ein Kricketspiel sieht, hat er eine Idee: In Indien ist Baseball noch nahezu unbekannt. Dieses Potenzial will er mit einer Art Castingshow anzapfen und unter den Millionen junger Kricketspieler des Landes Athleten für die Major League Baseball in den USA finden. Nachdem er einen Sponsoren für das Unternehmen interessieren konnte, engagiert JB den eigenwilligen Coach Tom House (Bill Paxton) und den grantigen Scout Ray Poitevint (Alan Arkin) zur Unterstützung und bricht schon bald auf nach Indien. Das Interesse an seinem „Million Dollar Arm“-Wettbewerb ist dort sehr groß, aber es finden sich einfach keine Kandidaten, die beim abschließenden Vorspielen in den USA die Chance auf einen Profivertrag hätten – bis Rinku (Suraj Sharma) und Dinesh (Madhur Mittal) den Schläger in die Hand nehmen…

    Der Sport ist Nebensache in „Million Dollar Arm“ und wer nur die entsprechenden Szenen aus diesem Film kennt, wird sicher nicht zum Baseballfan. Der Spielzusammenhang wird ausgeblendet, hier geht es immer nur darum, wer genügend „Saft“ im Wurfarm hat, um die Schallmauer von 80 Meilen pro Stunde zu durchbrechen und dabei möglichst noch genau sein Ziel trifft. Das ist schwierig genug, aber wenn die Kandidaten hier teilweise auf Parkplätzen in die Schlagkäfige steigen, dann hat das etwas von einem „Hau den Lukas“-Jahrmarktsspektakel. Es zählt nur der Erfolg, das Geschäft. Diese Haltung wird hier ziemlich unverblümt eingenommen, für sie steht nicht nur der Protagonist. Wenn der Neuankömmling aus Amerika in Mumbai etwa mit einheimischen Gepflogenheiten konfrontiert wird (Unpünktlichkeit, Bürokratie, Kungelei), dann hat die komödiantisch angehauchte Bloßstellung der Inneffektivität durchaus einen herablassenden Unterton. Dazu passt auch, dass die natürlich stets freundlichen Inder hier altersunabhängig in der Mehrzahl als große Kinder erscheinen. Und nachdem der Single JB die Nacht spontan mit der Untermieterin Brenda (Lake Bell) verbracht hat, fragen ihn seine Hausgäste aus Asien nicht zufällig, wann er die junge Medizinerin denn heiraten werde: Mit diesem erneuten Klischee sollen auf vermeintlich humorvolle Weise traditionelle Familienwerte in ein positives Licht gerückt werden.

    Durch die fremde Perspektive auf das Leben des Protagonisten wird schließlich auch dessen „Läuterung“ vorbereitet, aber erst muss JB noch die ein oder andere Lektion über die „wirklich wichtigen Dinge“ lernen, um am Ende wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden zu können. Diese Erzählmuster sind altbekannt und werden hier nicht gerade mit Esprit wiedergekäut, aber immerhin sind die Schauspieler voll bei der Sache und machen das Beste aus ihren Rollen. Alan Arkin (Oscar für „Little Miss Sunshine“) glänzt in seinem Paradefach und spielt den kauzigen Scout Ray mit verschmitzter Ironie, Bill Paxton („Titanic“) sorgt als integrer Coach für einen Hauch Idealismus, Lake Bell („Love Vegas“) zeigt als Vermittlerin zwischen den Kulturen großes Einfühlungsvermögen und Darshan Jariwala als Vivek sowie Pitobash als Amit machen aus Abziehbildern emsiger Inder echte Sympathieträger. Die beiden Newcomer Suraj Sharma („Life of Pi“) und Madhur Mittal („Slumdog Millionär“) wiederum überzeugen nicht nur mit dem Baseballschläger, sondern auch als entwurzelte junge Männer. Und „Mad Men“-Star Jon Hamm zeigt uns von Anfang an auch die positiven Seiten der Hauptfigur und meistert selbst die etwas weiter hergeholten Stationen ihrer Wandlung mit Charme.

    Fazit: „Million Dollar Arm“ ist für ein Drama zu klischeebeladen und für eine Komödie zu feierlich, die gut harmonierenden Darsteller sorgen dennoch für passable Unterhaltung.

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