[…]Aus dem wenigen an Hintergrund heraus wirken die Figuren folgerichtig und glaubwürdig, keinem drückt Michôd einen Moralkompass in die Hand, um als ethische Nadel durch die Outback Apokalypse zu führen. Selbst eine freundlich aussehende ältere Dame hat nicht Herzlichkeit und gute Ratschläge für Eric parat, sondern lediglich einen Jungen für Sex im Angebot. Gespräche sind oft bloß aneinander vorbei führende Absichtsbekundungen, »gib mir eine Antwort«, »überlass mir was ich haben will«, eine rang- und dranggerichtete Konversationskultur ohne echten Dialog und mit keinem Wort mehr als nötig, eher vielen zu wenig: statt verhandelt wird geschossen, statt Einigung wird niedergestreckt, aus dem Weg geräumt. Ohne Reue, der natürliche Drang zu zögern, das Streben nach Kompromissen ist ausgedörrt im einsamen Eric. Pearce Outback-Antiheld indes benennt gleichfalls das wahre Ausmaß des Verfalls: nicht die Tat ist das wahre Grauen, sondern der Punkt, an dem eine Gesellschaft so weit ist, dass sich niemand mehr dafür interessiert. Das ist die wahre Endzeit des Menschen und David Michôds „The Rover“ ist darin kaum dystopische Mahnung, eher eine zu nahen bitteren Schlüssen der Jetztzeit gedachte Analyse einer längst ähnlich gestrickten, sich durch finanzielle, religiöse, territoriale, intellektuelle oder sonstwie (hass- und vorurteils)geprägte Unterschiede voneinander abspaltende Destraktionsgesellschaft.[…]