Trends im Horror-Film kommen und gehen, doch eins ist seit den Anfängen des Genres – was fast mit den Anfängen der Filmkunst einhergeht – unverändert: Es gibt schon immer den Wunsch auf Seiten des Publikums, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen oder sich einfach mal gepflegt zu gruseln und zu ekeln. Das Spektrum des Horror-Genres ist daher enorm und reicht vom blutrünstigen Schocker bis zum subtilst möglichen Thriller. In eher letztere Kerbe wollte man wohl ursprünglich auch mit „Dark Skies“ schlagen. Ein guter alter Gruselfilm in der Tradition von „Poltergeist“ und Konsorten, einer ohne große Exzesse oder Sperenzchen, scheint Regisseur Scott Charles Stewart hier vorgeschwebt zu haben – ein Film, der das Publikum daran erinnern soll, dass guter Horror keine Sturzbäche von Blut braucht und dass das Böse sich meist aus verdrängten, manchmal ganz alltäglichen Ängsten speist. Im fertigen Film ist das Echo dieses Vorhabens noch deutlich zu vernehmen, an der Umsetzung hapert es aber ganz gewaltig - auch wenn „Dark Skies“ im Subtext einen Einblick in die nationale Psyche der zutiefst verunsicherten USA zulässt.
Obwohl ihre Gegend als sicher gilt und die neueste Überwachungstechnik für Sicherheit sorgt, häufen sich unheimliche Ereignisse im Haus der Familie Barret. Mutter Lacey (Keri Russell) entdeckt immer wieder Spuren, die auf einen Eindringling hinweisen. Der in Schulden erstickende Vater Daniel (Josh Hamilton) vermutet Gläubiger und die Polizei denkt, dass einer der Söhne schlafwandelt. Als die unheimlichen Ereignisse jedoch immer schlimmer ausfallen und sogar schon eine Vogelschar auf die arme Familie losgeht, beschließen die Geplagten, dem Spuk selbst auf den Grund zu gehen. Was sie dabei in Erfahrung bringen, lässt sie an ihrem eigenen Verstand zweifeln. Es scheint, als wären übernatürliche Mächte am Werk, die ihren Ursprung nicht in dieser Welt haben...
„Dark Skies“ wirkt wie eine Zusammenstellung zahlreicher jugendfreier Horrorfilme, die stets gleiche Figurenkonstellationen und Spannungsbögen verwenden, ein paar mal ganz passabel erschrecken und dann schnell vergessen sind. Es ist kein Zufall, dass solche eher auf Grusel denn auf deftigen Splatter ausgerichteten Werke so oft in scheinbar aufgeräumten Vorstädten spielen. Dort lässt sich der meist weiße Mittelstand nieder, weil er vom Verbrechen und der Anonymität der Großstädte nichts wissen will. Stattdessen gibt’s bürgerliche Idylle: Weiße Zäune, hübsche Familienhäuser, grüner Rasen und so weiter. In „Dark Skies“ ist die heile Welt jedoch bereits vor dem Einbruch böser Mächte in Gefahr: Die Ehe von Lacey und Daniel bröckelt und auch die Wirtschaftskrise hat hier längst Einzug gehalten. Der arbeitslose Daniel ist nach unzähligen Absagen so verzweifelt, dass er sogar einen Job erfindet, um nicht als Verlierer dazustehen. Die Anspannung im Haus wird durch die Kinder verstärkt. Während sich der ältere Jesse (Dakota Goyo) immer wieder zum Schauen von Pornos zu seinen rüpeligen Kumpels verzieht, weist der jüngere Sam (Kadan Rockett) autistische Züge auf.
Man könnte die Zielstrebigkeit, mit der die scheinbare Bilderbuchfamilie hier auf schnellstem Wege als gänzlich disfunktional entlarvt wird, fast als mutig empfinden – wenn das alles nicht so schnell und so unmotiviert heruntergerattert wäre. So interessant sich „Dark Skies“ zwischen den Zeilen auch annimmt, so einfallslos lesen sich die Zeilen selbst. Kaum eine inszenatorische Floskel aus der Klischee-Mottenkiste des Horrors bleibt unangetastet. Da flackern die Lampen. Da zeichnen Kinder unheilvolle Bilder von schattigen, nicht identifizierbaren Gestalten. Und am Ende kommt in Gestalt von Charakterdarsteller J.K. Simmons („Spider-Man“, „Juno“) sogar der gute alte Erklärbär ins Spiel, um bedrohliche Weisheiten zu raunen. Auch das Finale wirkt eher, als hätte sich die örtliche Video-AG getroffen, um ein Amateur-Remake von John Carpenters „Nebel des Grauens“ zu drehen.
Man könnte sich bei dieser Klischee-Parade fast in einem postmodernen Vexierspiel à la „Cabin In The Woods“ wähnen. Doch Stewart meint es todernst, womit sich „Dark Skies“ bestens in seine bisherige Filmografie einfügt. Schließlich opferte der Regisseur bei den rabiat-trashigen Paul-Bettany-Fantasy-Kloppern „Legion“ und „Priest“ jegliche Horror-Aspekte durchweg dem schnellen Action-Thrill. Allen Werken ist auch gemein, dass es Stewart nicht versteht aus Darstellern, die ihre Qualität bereits bewiesen haben, etwas herauszuholen. Lustlos spulen seine Schauspieler das Standardrepertoire aus der Abteilung „Familie Jedermann im Fadenkreuz des Bösen“ herunter. An individuellen Leistungen lässt sich das in diesem Fall kaum noch aufhängen: So recht scheint hier vor und hinter der Kamera niemand große Lust auf den Job gehabt zu haben.
Fazit: „Dark Skies“ macht die ganzen modernen Genre-Spielereien nicht mit: Es gibt keine ohrenbetäubenden simplen Schockmomente (sog. „Jump Scares“), es gibt keine geschmacklosen Folter-Arien, nicht einmal Found-Footage-Wackelkameras gilt es hier zu ertragen. Stattdessen gibt es einige interessante Ansätze. Im Endeffekt ist „Dark Skies“ so zwar kein Ärgernis, aber trotzdem ein vollkommen persönlichkeitsfreier, aalglatter und ziemlich harmloser Grusel-Schnellschuss.