Die großartigen Darsteller tragen dieses zynische Comedy-Drama!
Woody Allen hatte 2013 bereits unzählige Filme gedreht, von denen ich leider noch nicht so viele gesehen habe, aber ich mochte seine Werke immer. „Blue Jasmine“ aus eben diesem Jahr (2013) konnte bei den Oscars zwei Nominierungen einheimsen und sogar die Trophäe für Cate Blanchett. Der Film erzählt in Teilen die Geschichte von „Endstation Sehnsucht“ nur mit deutlich mehr subtilem Humor, typisch Woody Allen.
Jasmine und ihr Mann Hal sind reich… und haben sich getrennt, denn Hal ist durch einige kriminelle Dinger in den Knast gewandert. Nebenbei hat er seine Frau auch mehrfach betrogen. Doch nun muss Jasmine ohne einen gehobenen Lebensstil auskommen und hat keine andere Wahl als zu ihrer Schwester Ginger in San Francisco zu ziehen. Und das Schwesterchen hat einen deutlich simpleren Lebensstil als Jasmine. Die alleinstehende Frau versucht ihren Kummer in Alkohol zu ertränken und versucht einen Neuanfang, der allerdings schwieriger ist als sie das zuerst annimmt…
„Blue Jasmine“ ist vor allem eins und zwar ein starkes Schauspiel. Cate Blanchett als Hauptfigur ist wirklich fantastisch und hat ihren Oscar so was von verdient. Sie ist ohne Zweifle eine der begnadetsten Schauspielerinnen unserer Zeit und nur wenige können Alkoholkonsum und geistige Probleme so gut darstellen, wie sie. Man sollte sich von dieser großartigen Performance aber nicht ablenken lassen, auch Sally Hawkins und Bobby Cannavale sind stark. Wirklich jeder gibt eine gute Performance!
Auch das Drehbuch von Allen ist scharf und auf den Punkt gebracht. Vielleicht sogar etwas zu sehr auf den Punkt gebracht, denn viele Szenen rasen am Zuschauer nur so vorbei. Das ist einerseits nicht schlecht, weil immer etwas passiert und der Film nie langweilig wird. Andererseits hätte ich gern noch etwas mehr Luft zwischen manchen Momenten gehabt. Allen springt nämlich immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sodass man schon mal das Zeitgefühl verlieren kann. Alles wirklich toll gemacht, nur das Tempo war mir zu schnell. Ein gutes Beispiel ist die Story mit Jasmines Sohn, dieser Teil der Geschichte kam mir viel zu kurz… So konnte ich auch kaum mit den Figuren mitfühlen, denn obwohl alle große Dramen durchmachen, wird alles so flott erzählt, dass das Ganze wie eine locker leichte Komödie wirkt. Apropos...
Auch der Humor konnte mich nicht immer überzeugen, denn eigentlich ist der Film sehr düster, wenn man in die Abgründe der einzelnen Figuren blickt. Manche Comedy-Momente empfand ich als etwas aufgesetzt. Und Allen ist keiner der Coen-Brüder, die können nämlich großartige Filme mit teils uncharmanten Figuren drehen und dabei eine wunderbare Komödie schaffen (siehe „Burn After Reading“).
Technisch ist alles fein, der Film sieht durch die Kamera von Javier Aguirresarobe sehr schick und sommerlich aus und der Score von Christopher Lennertz ist solide, wenn auch unauffällig.
Fazit: Ein wirklich unterhaltsames Drama mit Comedy-Würze, die mir persönlich nicht immer
schmeckt, aber durchaus seinen Reiz hat. Das Herz dieses Werks sind die vielen fantastischen Darsteller, allen voran Blanchett. Allein deswegen ist der Film sehenswert!