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    Black Sea
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Black Sea
    Von Falk Schön

    Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Wer sich das Unterwasser-Abenteuer „Black Sea“ des britischen Regisseurs Kevin Macdonald nicht nur anschaut, sondern auch ein bisschen zu dem Film recherchiert, reibt sich die Augen. In den kursierenden Besetzungslisten stößt man auf allerhand Nebendarsteller und Nebendarstellerinnen, die im fertigen Werk überhaupt nicht zu sehen sind. Offenbar sind sie Opfer des Schnitts geworden und auf dem viel zitierten Boden des Schneideraums gelandet. Dass kräftig am Film herumgeschnibbelt wurde, ist aber auch sonst zu spüren und es erklärt insbesondere den sprunghaften Anfang. Den thematischen Kern klar herauszuschälen und für eine straffe Dramaturgie zu sorgen, ist bei dem Prozess indes nicht unbedingt gelungen. Dennoch ist der Abenteuerfilm „Black Sea“ für fast zwei Stunden Zerstreuung mit U-Boot-Action und sozialkritischen Anklängen gut.

    Dem ebenso frustrierten wie energiegeladenen Captain Robinson (Jude Law) droht sein Leben endgültig zu entgleiten. Seine Frau lebt mit dem gemeinsa-men Sohn schon längst bei einem anderen, wohlhabenden Mann, nun verliert der tüchtige U-Boot-Kommandant auch noch seinen Job. Statt künftig in einem Schnellrestaurant seine Brötchen zu verdienen, will er mit einem Himmelfahrtsunternehmen reich werden: Mit finanzieller Unterstützung durch einen zwielichtigen Investor namens Lewis (Tobias Menzies) will er heimlich im Schwarzen  Meer  80 Millionen Dollar in Gold aus einem  gesunkenen deutschen U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg bergen. Dazu chartert Robertson auf der Krim ein rostiges ehemaliges sowjetisches Unterseeboot aus dem Kalten Krieg und heuert eine Mannschaft aus meist ausgemusterten britischen und russischen Seeleuten an, darunter der Psychopath Fraser (Ben Mendelsohn) und der völlig unerfahrene Tobin (Bobby Schofield).

    Es passiert in „Black Sea“ eine ganze Menge, was in erster Linie daran liegt, dass die Besatzungsmitglieder nervös werden, sich überwerfen und die Kontrolle über ihr Schiff verlieren. Das stampfende, primitive alte U-Boot gerät dann aus dem Takt, im Maschinenraum kommt es zu Explosionen, die Leitungen schlagen Funken, blinkende Knöpfe in den Apparaturen brennen durch, sporadisch dringt Wasser ein, und eine Feuersbrunst richtet schwere Verwüstungen an. Auch ein Riff wird gerammt, so dass das Boot aufgeschlitzt zu werden droht. Warum es sich die Herren aber so schwer machen, warum sie etwa blind steuern und die Entfernung zu den Hindernissen nur nach Schallentfernung einschätzen statt durchs Periskop zu schauen, leuchtet nicht ein.

    Nicht nur in dem Punkt wirkt die Dramatik doch arg künstlich aufgebauscht,  auch an anderen Stellen regiert die erzählerische Willkür oder es fehlt der inszenatorische Fokus, sodass kaum echte Spannung aufkommt. Als oben ein russischer Zerstörer vorbeifährt, der die Freibeuter gerne aufgebracht hätte,  herrscht bei Captain Robinson und seiner Crew vielleicht große Aufregung, aber nicht beim Publikum im Kino. In vergleichbaren Situationen etwa in Wolfgang Petersens „Das Boot“ schwitzt man als Zuschauer mit der Besatzung. Kevin Macdonald („State Of Play“) hingegen vergibt durch seine zuweilen fahrige Regie wertvolle Suspense-Punkte.

    Das gilt insbesondere für die menschlichen Konflikte. Sie greifen kaum ineinander, sondern folgen bloß einer dem anderen. Sie erscheinen wie Luftblasen auf der Wasseroberfläche und verschwinden ebenso schnell. So will selbst die mit tödlichen, ja mörderischen Zwischenfällen garnierte Lektion, dass Gold nacktes Überleben nicht aufwiegen kann, nicht so recht verfangen. Kevin Macdonald gewann als Regisseur für den Dokumentarfilm „Ein Tag im September“ den Oscar und verhalf Forest Whitaker mit „Der letzte König von Schottland“ zu derselben Auszeichnung, aber bei „Black Sea“ entpuppt er sich jedoch als nicht unbedingt seefest. Sein Mitgefühl mit den Männern auf diesem Himmelfahrtskommando, die zu Opfern des Turbokapitalismus geworden sind und verzweifelt eine Zukunft für sich suchen, ist indes jederzeit zu spüren. Und so verbergen sich unter einer nicht immer überzeugenden Oberfläche einige bemerkenswerte Charakterskizzen.

           

    Fazit: „Black Sea“ bietet passable, allerdings nicht gerade hochspannende Schatzsucher-Unterhaltung.

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