Superhelden sind auch nur Menschen – wenn gerade kein Erzbösewicht bekämpft werden muss, haben die tapferen Kämpfer für das Gute wie wir alle mit den Tücken des Alltags zu kämpfen. So versucht Clark Kent seine platonische Freundin Lois Lane von seinen Vorzügen zu überzeugen, während die nur Augen für sein verkleidetes Alter Ego „Superman" hat. Der blinde Matt Murdock wird überall mit gönnerischem Mitleid bedacht, dabei haut er als „Daredevil" den Strolchen die Hucke voll. Vom depressiven Millionenerben Bruce Wayne und seinen nächtlichen Selbstjustiz-Amoktouren in schwarzem „Batman"-Leder-Outfit ganz zu schweigen! Inzwischen ist die allzu menschliche Pathologie selbsternannter Heroen gut erschlossen – von „Kick Ass" über „Defendor" und „Super" bis den „Watchmen". Einen ähnlich postmodern-dekonstruktivistischen Weg will Newcomer Jordan Galland mit der Superheldenkomödie „Alter Egos" beschreiten. Auch bei ihm stehen die Typen hinter der Maske und ihre alltäglichen Unzulänglichkeiten im Mittelpunkt. Dumm nur, dass seine „Helden" langweilige Pfeifen sind, deren Popkultur-Jokes man schnell satt hat.
Auch Superhelden neigen zum Burnout – das erfahren Fridge (Kris Lemche) und Thru (Joey Kern) gerade am eigenen Leibe. In einer Parallelwelt, in der die Heroen im Dienste der guten Sache vom Staat unterstützt und bezahlt werden, sind sie nur die ausrangierte zweite Garde. Besonders Fridge befindet sich am Tiefpunkt: Nicht nur mit seiner Karriere geht es steil bergab, sondern auch die Beziehung zu seiner Freundin ist am Ende. Lustlos drückt er sich vor seinen Heldenpflichten und verbringt die Zeit lieber damit, mit Thru in ihrer beschaulichen Vorstadtidylle rumzuhängen und Unsinn zu reden. Dann lernt Fridge Claudel (Brooke Nevin) kennen. Die bringt zwar bald wieder gehörig Schwung in sein Leben, damit fängt das Chaos aber auch erst so richtig an...
Superhelden als schluffige Twens mit Beziehungsproblemen – warum nicht, solange ein kreativer Geschichtenerzähler mit einem Gespür für interessante Figuren dahintersteht? Rund eine halbe Stunde lang unterhält „Alter Egos" ganz passabel als ulkige Trash-Sause über Slacker in Kostümen, ebenso aber wird mit jeder weiteren Minute klarer ersichtlich, dass Regisseur Jordan Galland eben kein besonders versierter Geschichtenerzähler ist. Dafür ist das harmlose Treiben viel zu ziellos, redundant und letztendlich ungeheuer ermüdend. 80 Minuten lang hüpfen nicht gerade übermäßig engagiert wirkende Mimen durch Vorstadt-Vorgärten, ergehen sich in prätentiös-cleveren Dialogen und werfen mit popkulturellen Anspielungen um sich, die vielleicht – aber auch nur vielleicht – in den Neunzigern cool gewesen sein mögen. Anderen Autoren ist es damals durchaus gelungen, derart eitles Gequatsche hip oder sogar pointiert zu präsentieren.
Quentin Tarantino oder Kevin Smith etwa wussten schon in ihren Lehrjahren genau, dass es auf eine clevere Inszenierung und ein starkes Timing ankommt, genauer gesagt: dass nerdige Monologe über Comics nicht per se „cool" sind. Eben darauf aber scheinen sich die Macher hier ein wenig zu selbstbewusst zu verlassen. Dabei wäre ein Ratgeber so nah gewesen, hat doch Kevin Smith mit seiner Firma den Film produziert. So ist aber der Handlungsentwurf bestenfalls skizzenhaft und auch die Darsteller dürfen selten mehr als Phrasen und Posen zum Besten geben. Während der Film ohne Höhepunkte oder einen erkennbaren dramaturgischen Aufbau vor sich hin plätschert, ist auch in visueller Hinsicht nichts los: Action gibt es keine und die sterilen Bilder von Vorgärten und Musterhäusern gleichen einander auf so frappante Art, dass man dem Film auch mit geschlossenen Augen folgen könnte, sollte denn die Geduld vorhanden sein. „Alter Egos" wirkt nämlich selbst mit schlanken 80 Minuten wie ein viel zu langgezogener Sketch – nur ohne Pointe.
Fazit: „Alter Egos" ist eine unausgereifte Mischung aus vorstädtischer Coming-of-Age-Comedy und Superhelden-Persiflage – außer eitle Posen und leere Pop-Zitate hat der Film praktisch nichts zu bieten.