Der Vampir lebt gut seit den letzten Jahren. Die Figur fasziniert sicher vor allem wegen dem Charme der Ewigkeit, schätze ich, weniger weil sich hinter Vampiren die einfühlsamsten Liebhaber verbergen und a la gewisser Teenefantasien die Gefährlichkeit des Monsters entzaubern. "Byzantium" bewegt sich dabei wieder in erfreulich anspruchsvollen Gefilden, bleibt aber letztlich inkonsequent, was die Art und Weise ihres Vampirs angeht, nebst einigen unerfreulichen Entscheidungen für ihre Version des Vampirs. So ist es zwar wirklich nicht wichtig was das Geheimnis des Vampirdaseins ist, und auch ob es ein positives oder negatives Schicksal ist, soll der Zuschauer selbst entscheiden. Aber was bspw. die Notwendigkeit von frischem Blut (es wird gesagt dieses sei sehr lebenswichtig, aber warum nehmen die beiden Charaktere dieses anscheinend sehr unregelmäßig ein und kommen auch lange genug ohne dasselbe aus?), die Frage des Untertauchens oder schlicht Designentscheidungen (keine spitzen Zähne, ok, aber ein spitzer Daumen ist höchst unspektakulär) angeht, wirkt "Byzantium" unausgegorgen. Oder schlichtweg: Es ist nicht ganz klar welche Eigenschaften diese Vampire nun besitzen und welche nicht.
Auch die Story bleibt tatsächlich etwas spannungsarm. Der Mutter-Tochterkonflikt zieht Kreise, die wenig beachtet bleiben, und endet zu zügig wie unpassend:
Warum dieser schnelle Abschied? Warum entscheidet sich Dhaveurr einfach um und verstößt gegen den Kodex, für eine Frau, die er schon zu Lebzeiten halb vergessen hatte? Und hat auch Ella keine Zweifel mit ihrer ganz eigenen Erschaffung? Interessiert sich niemand für den armen Noel?
Zumindest einigen Aufklärungen wären einfach schön gewesen.
Obwohl das alles nun höchst kritisch klingen mag, ist "Byzantium" doch ein guter Film. Vielmehr ist es ein solcher bei dem man kritisiert, weil man ihn gern hat und noch viel besser sehen möchte. Diese Vampirgeschichte besitzt eine so unvergleich schöne, unaufgeregte Atmosphäre, die gleichsam voller Melancholie und Nachdenklichkeit steckt. Erzählt in opulenten Bildern, getragen von einem introvertierten Score, und dargeboten von exzellenten Darstellern. Die beiden Frauen verkörpern ihre Ansichten zur Ewigkeit. Gerade Gemma Arterton kann zeigen, dass sie eine wirklich wunderbare Schauspielerin ist und man sie nicht auf die Rolle des Bondgirls festlegen sollte. Sie schafft es eine Vampirfrau zu zeigen, die ihr Dasein lieben kann, gleichsam wissend, dass sie andere damit unglücklich macht. Und auch die Dialogzeilen all dieser Figuren sind so schön, so mehrdeutig, dass man sich nur wünschte Neil Jordan hätte das alles besser verknüpft.
Fazit: An sich ist in diesem melancholischen Vampirdrama alles richtig. Es ginge jedoch auch etwas besser, um so die wundervolle Atmosphäre für eine besser erzählte Geschichte zu benutzen. Doch Fans aller halbwegs anspruchsvollen Vampirunterhaltung müssen unbedingt zugreifen!