Eltern können grausam zu ihren Kindern sein und sie entsprechend prägen. Dass diese dann wenig mit ihnen zu tun haben wollen, braucht sie eigentlich nicht zu wundern. Davon erzählt im Prinzip auch "Im Auge des Sturms", wozu es von schönen Bildern, kongenialen Darstellern und vor allem einer deftigen Prise schwarzen Humors gestützt wird. Besonders ist dabei, dass die Figuren irgendwie tragisch bleiben und man Mitleid mit ihnen hat, obgleich viele von ihnen nicht sympathisch sind. Am ehesten Basil, gespielt von Geoffrey Rush (und mal wieder exzellent), kann man noch mögen. Ebenfalls einzigartig: Alle Figuren haben irgendwie Dreck am stecken. Hier gibt es keine Figur, die nicht irgendwie korrumpiert wäre - aber damit wohl menschlich ist. Da es dann im Anschluss der Handlung auch viel um Erbe, Geld und Besitz geht, zeigt der Film damit eigentlich nur zu gut: Es gibt kein Schwarz und Weiß, weder auf der einen, noch der anderen Seite. Insofern haben wir's hier also mit DEM Film zu tun, den man einer zerstrittenen Erbengemeinschaft vorlegen sollte. ;)
Allerdings ist "Im Auge des Sturms" in seiner Inszenierung nicht ohne Probleme. Was die Spielzeit zugunsten aller Figuren füllt, ist auf der anderen Seite auch etwas langatmig und repetitiv. Man weiß recht schnell wohin der Hase so läuft. Die Spannung bleibt aus - dies der eine Kritikpunkt. Der andere bezieht sich auf die Figur der Mutter (für die Charlotte Rampling als Besetzung einfach perfekt ist), die eigentlich zentral ist und aus der Demenz heraus alle Charaktere an sich bindet, aber genau deswegen selbst nicht ausreichend genug beleuchtet wird. Warum ist sie denn gerade so wie sie ist? Man bekommt zwar einige Andeutungen (Snobismus), aber irgendwie ist es nicht ausreichend. Das ist schade, denn ein guter Film hätte so noch stärker sein können!
Fazit: Wunderbare Schauspieler und exzellente Charaktere in schönen Graustufen. Dennoch fehlt etwas Substanz und eine Spannungskurve, welche die relativ lange Laufzeit rechtfertigt.