In Horrorfilmen sorgen tödliche Infektionskrankheiten in der Regel dafür, dass sich die Protagonisten unabhängig von vorherigen Sympathien plötzlich gegeneinander stellen. Mit einem Mal ist jeder ein potentieller Feind, weil schließlich jeder den Virus in sich tragen könnte, und die Inkubationszeit wird im Kontext des Genres zur dramaturgischen Zeitbombe. John Pogue spielt in „Quarantine 2: Terminal" mit diesen Ängsten und setzt dabei die Handlung des Vorgängers „Quarantäne", seinerseits ein Remake des spanischen Horrorerfolgs „[Rec]", überraschend konsequent und ohne auffallende Logiklücken fort. Dabei verlegt er die Handlung in ein Flughafenterminal, das sich als stimmiges Setting für den beengten Thriller erweist.
Stewardess Jenny (Mercedes Masöhn) ist für ihren Nachtflug von Los Angeles in Richtung Osten ganz schön spät dran. Als die meisten Passagiere des halbleeren Linienflugs bereits eingeschlafen sind, zeigt einer von ihnen seltsame Krankheitssymptome: Erst erbricht er, dann wird er ohnmächtig. Als er aus dem todesähnlichen Schlaf wieder erwacht, attackiert er plötzlich wahllos Mitreisende mit seinen Fäusten und Zähnen. Auf einem kleinen Flughafen notgelandet, werden Crew und Passagiere in ein hermetisch verriegeltes und von Militärs bewachtes Terminal geschleust. Unter der Führung von Flugbegleiterin Jenny und Erzieher Henry (Josh Cooke) versuchen die Überlebenden, sich der bereits Infizierten zu erwehren und irgendwie einen Ausweg aus dem abgeriegelten Gebäude zu finden...
Die Ausgangsidee ist also ganz ähnlich wie die des Vorgängers. Allerdings hat „Quarantine 2: Terminal" nichts mit „[Rec] 2" gemein, denn in Spanien wurde die Story gänzlich anders fortgesetzt. Der Virus des ersten Films wird in „Quarantine 2" von einer Person an Bord des Flugzeugs eingeschleppt und der Film verwendet am Anfang viel Zeit darauf, jede Menge falsche Fährten zu streuen. Der schwarze Passagier (Keith Allen Hayes) niest auffallend oft, der Co-Pilot (Andrew Benator) scheint nicht gerade bei bester Gesundheit zu sein und ein nervös wirkender Mann (Tom Thon) mit Parkinson fehlt auch nicht. Die Auflösung wird hier natürlich nicht verraten, auch wenn sie für den weiteren Verlauf eigentlich keine Bedeutung mehr hat. Wie so viele Filme dieser Art gerät auch „Quarantine 2" über weite Strecken zu einem filmischen Abzählreim, bei dem man von Anfang an weiß, welche der Protagonisten bis ganz zum Ende übrigbleiben werden. Interessant ist also vor allem der beschränkte Raum, in dem sich die Handlung entfaltet.
Statt in der Ankunftshalle, werden die Passagiere in einem darunterliegenden Gepäck- und Versorgungstunneln eingepfercht. Hier machen die zahllosen Gepäckbänder und Metallstreben, Laufgänge und Absperrungen aus dem eigentlich geräumigen Betonsaal ein Labyrinth, das zwar geradezu beklemmend eng ist, aber trotzdem immer auch Durchgänge und Löcher offen lässt. In der Wirklich des Films heißt das: Abschottung ist nur nach außen möglich, wo Militärs und Mediziner alles abriegeln. Vor den Infizierten innerhalb des Gebäudes gibt es hingegen kaum einen wirksamen Schutz.
Das Setting von „Quarantine 2" hat aber nicht nur Vorteile. Für den Zuschauer ist es nämlich viel unübersichtlicher als der Apartmentkomplex im ersten Teil. Die einzelnen Ecken der Halle sind deshalb weit weniger bedrohlich als die einzelnen Räume des Wohnhauses, weil sie ganz einfach viel beliebiger wirken. Auch deshalb gerät die erste Regiearbeit von John Pogue, der zuvor schon einige Drehbücher geschrieben hat, zu einer nicht besonders aufregenden Standartvariante des Infektionshorrors, bei der es aber zumindest erfrischend wirkt, dass nicht wie bei „Quarantäne" oder den „[Rec]"-Filmen alles sklavisch aus der subjektiven Perspektive eines seine Kamera mit sich herumschleifenden Protagonisten erzählt wird.