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    Set Up - Freunde für's Leben, Feinde für die Ewigkeit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Set Up - Freunde für's Leben, Feinde für die Ewigkeit
    Von Constantin von Harsdorf

    Lange bevor mit Sido („Blutzbrüdaz") und Bushido („Zeiten ändern dich") auch deutsche Hip-Hopper den Film als eine lukrative Plattform für sich entdeckten, betätigten sich ihre US-Pendants bereits eifrig vor der Kamera. Angetrieben von dem Erfolg seines Kumpels und Förderers Eminem („8 Mile") gab auch Rapper Curtis Jackson alias 50 Cent 2006 in dem autobiografisch angehauchten „Get Rich Or Die Tryin´" sein Schauspieldebüt. Trotz eher verhaltener Kritiker-Reaktionen und mäßiger Publikumsresonanz zog es „Fiddy", so Jacksons Spitzname, anschließend immer stärker ins Filmgeschäft. 2009 gründete er gemeinsam mit Randall Emmett („Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen") sogar eine eigene Produktionsfirma mit dem Namen Cheetah Vision. Zuletzt landete das Unternehmen einen bemerkenswerten 200-Millionen-US Dollar-Deal über zehn Filme. Den Auftakt zu der Produktionsreihe bildete der Gangster-Thriller „Set Up - Freunde für's Leben, Feinde für die Ewigkeit", der nun als zweiter Film nach dem kürzlich erschienenen „Gun" in die hiesigen Videotheken kommt. Das kleine Zögern ist verständlich, denn „Set Up" wirkt so unpersönlich und unoriginell wie eine nur halbherzig heruntergespulte Auftragsarbeit. Regisseur Mike Gunther bedient sich ausgiebig bei thematisch ähnlichen, aber deutlich besseren Filmen, ohne dabei ein eigenständiges Profil zu entwickeln.

    Die drei Kumpels Vincent (Ryan Phillippe), Dave (Brett Granstaff) und Sonny (Curtis „50 Cent" Jackson) können ihr Glück kaum fassen, soeben haben sie den größten Coup ihrer kriminellen Karriere gelandet und erbeuteten Diamanten im Wert von über fünf Millionen Dollar. Doch als es ans Teilen geht, ist die Freundschaft vergessen. Vince hat eigene Pläne mit dem wertvollen Diebesgut und eröffnet kurzerhand das Feuer auf die beiden Komplizen  – doch Sonny überlebt wie durch ein Wunder und sinnt fortan auf Rache. Um Vincent das Handwerk zu legen und sich selber ein großzügiges Stück vom Kuchen zurückzuholen, versucht er den mächtigen Gangster Biggs (Bruce Willis) an seine Seite zu holen. Der Mobster zeigt sich durchaus gesprächsbereit, fordert von Sonny allerdings einen Vetrauensbeweis in Form einer kleinen Gefälligkeit. Als er bei der Ausführung dieses Auftrags Geld für Daves Witwe zur Seite schaffen will, geraten die Dinge außer Kontrolle und schon bald jagt jeder jeden ...

    Mit welch schmackhaften Zutaten Stuntkoordinator und Neu-Regisseur Mike Gunther („Beatdown") „Set Up" zu würzen gedachte, wird schnell klar und klingt in der Theorie auch durchaus appetitanregend: Man nehme charismatische harte Kerle in einer spannungsgeladenen Ganovengeschichte rund um Verrat und das große Geld à la  „The Town - Stadt ohne Gnade", dazu noch ein paar knackig-scharfzüngige Dialoge der Marke „Pulp Fiction", runde das Ganze dann mit einer herzhaften Prise schwarzen Humors der seltenen Sorte „Snatch – Schweine und Diamanten" ab - und fertig ist die coole Gangster-Sause. Soweit zumindest die Theorie. Was auf Gunthers Geheimrezept jedoch augenscheinlich nicht vermerkt war, ist die Tatsache, dass man tunlichst frische Zutaten verwenden sollte, denn Frisches schmeckt einfach deutlich besser als lieblos Aufgewärmtes und dann auch noch lauwarm Serviertes. Gunthers Mischung jedenfalls schlägt dem Genre-Feinschmecker auf die Dauer arg auf den Magen.

    Gerade im Genre-Kino sind originelle Ideen rar gesät, daher ist es im Prinzip nicht weiter schlimm, dass man jede Figur, jede Situation und jede Wendung aus „Set Up" schon kennt. Bedauerlich ist nur, dass man das alles meist auch schon sehr viel besser gesehen hat und regelrecht ärgerlich wird es, wenn sich Gunther stellenweise geradezu in einem Zitate-Dschungel verheddert. Die ununterbrochene, zugleich übereifrige und uninspirierte Bezugnahme auf Genrevorbilder führt letztlich nur zu einigen zusätzlichen losen Storyenden in der ohnehin schon lückenhaften Geschichte. So machen Sonny und Petey (Randy Couture), die rechte Hand von Gangster-Boss Biggs, auf dem Rückweg von einem erfolgreichen Auftrag noch Halt bei einem Drogendealer. Was anfänglich harmlos beginnt, endet schließlich in einem unbeabsichtigten Kopfschuss, der Peteys Tod und eine ziemliche Sauerei zur Folge hat. Auf den weiteren Verlauf der Geschichte hat dieses eigentlich folgenschwer anmutende Malheur natürlich keinerlei Auswirkungen, dafür kann zumindest die Reminiszenz an die berühmte „Pulp Fiction"-Szene als erledigt abgehakt werden...

    Wenn es bei der Handlung hapert, können hervorragende Schauspieler und Stars mit Ausstrahlung oft noch einiges retten, aber hier tut sich das nächste Problem auf: Hauptdarsteller Curtis „50 Cent" Jackson. Wenn er im Windschatten von Stars wie Robert De Niro oder Al Pacino auftritt (so wie in „Kurzer Prozess - Righteous Kill"), dann treten seine schauspielerischen Defizite nicht so deutlich zu Tage. Allerdings wirkt Jackson schlicht überfordert, sobald die Verantwortung zu einem Großteil auf seinen Schultern lastet. So auch hier: Er besitzt einfach nicht die nötige Präsenz, dem Film über die zahlreichen Storyschwächen hinwegzuhelfen. Und Ryan Philippe („Eiskalte Engel", „Der Mandant") hat im finalen Aufeinandertreffen der beiden Rivalen auch keinerlei Mühe, dem Rapper komplett die Show zu stehlen. Philippe und der gewohnt charismatische Action-Haudegen Bruce Willis als sadistisch veranlagter Gangster-Boss retten den Film schließlich immerhin vor dem drohenden Totalausfall, ohne sich dabei allerdings übermäßig zu verausgaben. Zu Philippe und Willis kommen mit James Remar („Django Unchained") und Randy Couture („The Expendables 2") weitere durchaus beachtliche Nebendarsteller, aber allzu viel können sie alle angesichts der erzählerischen Schwächen und des enttäuschenden Hauptdarstellers nicht ausrichten.

    Fazit: Trotz ordentlicher Darstellerriege ist „Set Up – Freunde für's Leben, Feinde für die Ewigkeit" ein unterdurchschnittlicher Gangster-Thriller von der Stange geworden.

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