Der Versuch, das Thema Terrorismus nicht bloß als Aufhänger für einen schablonenhaften Action-Thriller zu nutzen, sondern es im selben Film auch noch zum ernsthaften Verhandlungsgegenstand zu machen, muss eigentlich zwangsläufig scheitern. „Fünf Minarette in New York" stellt eine Art Worst-Case-Scenario eines solchen Ansatzes dar: Auf der Basis einer abwegigen Handlung erweist sich der Film als völlig orientierungslos im Hinblick auf Darstellung und Bewertung der einzelnen politischen Positionen zum Islamismus. Auch abseits der hochgegriffenen Ambitionen scheitert „Fünf Minarette ...", denn selbst als reiner Action-Reißer ist der Film von Mahsun Kirmizigül mangels Verständnis für das Wesen und die Regeln des Genres kaum zu gebrauchen.
Der in der Türkei gesuchte, mutmaßliche islamistische Top-Terrorist Hadji Gümüş (Haluk Bilginer) ist in New York festgenommen worden. Die zwei türkischen Polizisten Acar (Mustafa Sandal) und Firat (Mahsun Kirmizigül) sollen ihn nach Europa überführen. Auf dem Weg zum Flughafen jedoch wird Hadji von seinen religiösen Anhängern befreit, die beiden Polizeibeamten geraten in Gefangenschaft. Überraschenderweise erweist sich Hadji in der Folge als überaus zuvorkommender Gastgeber, der Acar und Firat an seinem religiösen Wissen teilhaben lässt. Während die beiden türkischen Polizisten zunehmend an der Schuld Hadjis zweifeln, hat auch das FBI unter der Leitung des Hardliners Becker (Robert Patrick) die Fährte aufgenommen...
Von Beginn an ist klar, dass hier zwei Ebenen zwar kausallogisch verknüpft werden sollen, jedoch inhaltlich bindungslos bleiben. „Fünf Minarette ..." will einerseits Einblick geben in das Wesen des Islam und des islamistischen Terrorismus, gleichzeitig aber auch explosive Action- und Bilderorgie sein. Leider kann eine inhaltliche Debatte nur stattfinden, wenn tatsächlich debattiert wird. Kirmizigül jedoch scheint Dialoge weitgehend als notwendiges Übel zu betrachten, und so finden sich, neben einigen Koran-Zitaten, lediglich karge Redeanteile, die zudem ausschließlich auf Phrasen setzen. Höhepunkt des gestelzten Pseudo-Diskurses ist das erste Gespräch der beiden türkischen Polizisten mit FBI-Agent Becker, der hölzern sattsam bekannte 9/11-Rache-Floskeln rezitiert, während Firat und Acar ebenso sinnentleert eine europäisch differenzierende Haltung einnehmen: eine einzige Farce. Ebenso mangelhaft bleibt damit auch die Figurenzeichnung. Handlungsmotive werden kaum plausibilisiert, die Stereotypie der Charaktere ist ermüdend. Hadji etwa soll als charismatischer Anführer offensichtlich eine Art türkischen Gandhi darstellen, weiß jedoch abseits der Koran-Passagen nichts Sinnvolles zu sagen.
Wirklich ärgerlich ist zudem die inkonsequente Haltung des Films gegenüber Folter, erscheint sie doch, bei aller versuchten Kritik an islamistischen Terror-Methoden, als Firats polizeiliche Erfolgstaktik – ausgerechnet der Wasserfolter wird dabei eine unrühmliche Positiv-Rolle zuteil.
Selbst als bloßer Actionfilm bleibt „Fünf Minarette ..." vieles schuldig. Die deutlich an Michael Bay orientierten High-Gloss-Bilder können nicht für sich jenes Spannungslevel kreieren, das auf der Ebene der Figurenzeichnung vorzubereiten versäumt wurde. Denn während die besten Beispiele des Genres durch Witz und markige Charaktere überzeugen, hat Kirmizigül nur klischeebasierte Flachheiten anzubieten. Fast wirkt „Fünf Minarette in New York" wie eine Dekonstruktion seiner offensichtlichen Hollywood-Vorbilder, denn der Film reduziert zweidimensionale US-Actionfilme auf eben jene Eigenschaften, die sie so wenig sehenswert machen: ein schlampiges Drehbuch und unglaubwürdige Figuren.
Natürlich kann man nicht in Abrede stellen, dass Kirmizigül wenigstens versucht, durch Bildopulenz den Eindruck von Rasanz und Handlungsdynamik zu erwecken; allerdings bleibt dies fruchtlos, weil Story und Dialoge in ihrer Abwegigkeit einfach zu sehr stören. Dass so ein weiterer unnötiger Action-Thriller produziert wurde, ist weniger schlimm als die Tatsache, dass der Film in seinem Anspruch als Diskursbeitrag scheitert: „Fünf Minarette in New York" weckt falsche Erwartungen und versäumt es, eine ernstzunehmende islamisch geprägte Reflektion zum Thema Terrorismus zu liefern.