Ein guter Film über völkisches und rechtsextremes Verhalten von Jugendlichen in Orten und Gemeinden. Sehr schablonen- und klischeehaft zwar, wie viele Filme über dieses schwierige Thema - ABER in vielen Orten und Gemeinden ist genau das Realität (nicht nur in Ostdeutschland). Und das Klischee - und Schablonendenken ist schließlich ein Bestandteil dessen, was zu viele Jugendliche in diese gefährliche Richtung treibt.
Die Sinnlosigkeit und Leere hinter den Parolen auf der einen Seite; die Frustration, Langeweile und die Hilflosigkeit mit dem eigenen Leben und Umfeld auf der anderen Seite, werden sehr deutlich, weswegen der Film trotz des Aufgreifens von verschiedensten Stereotypen und Klischees das Prädikat "gut" durchaus verdient. Auch der Gruppenzwang, der durchaus eine entscheidende Rolle in der rechten Szene (vor allem auch in kleineren Gemeinden und Orten) spielt wird sehr gut verdeutlicht, ohne das es mühevoll inszeniert wirkt.
Weiterhin spricht für den Film, dass er nicht nach Entschuldigungen sucht, nicht dirket nach Gründen forscht - sondern einfach eine Geschichte erzählt. Über ein Mädchen, dass sich irgendwann gegen seine bisherige Bindung zur rechtsextremen Szene entscheidet und aussteigt. Es ist keiner dieser gekünselten Filme, er behält immer den Bezug zu Realität - ohne unnötig oder an den falschen Stellen zu dramatisieren. Wieso auch - das im Film Gezeigte spricht für sich. Das Ende, kein Happy End, ist richtig gewählt, da kein Happy End passen würde und da ein Happy End nicht diesen bitteren Nachgeschmack hinterlassen würde, dass vielleicht auch die Gesellschaft versagt hat, wenn Jugendliche zu Tätern oder Opfern bei rechtsextrem motivierter Gewalt werden und wenn man sieht, wohin Extremismus Menschen führt.
Das Entscheidende ist hierbei auch die Botschaft, dass JEDER Einzelne in eine Szene rutschen kann, aus der er mitunter nicht so schnell flüchten kann. Selbst wenn er es will. Selbst, wenn er nicht einmal weiß, was ihn an diese Szene bindet oder je gebunden hat. Das Entscheidende ist, dass es nicht immer tiefgreifende Gründe gibt für Jugendliche sich für eine Richtung und Gesinnung zu entscheiden, sondern das manchmal schon Langeweile, ein Erlebnis, Frust oder eine Freund reichen um alles zu verändern.
Der Film zeigt keine Lösung und er gibt keine Ratschläge. Er steht einfach für sich und erzählt eine Geschichte. Auch das schätze ich persönlich an diesem Film, den man nicht nur als Kritik, sondern einfach auch mal als Geschichte sehen sollte.
Sicher kann man es besser machen - aber was auch nicht? Sehenswert ist dieser Film auf alle Fälle. Und seine Schlichtheit und Ehrlichkeit (vielleicht kann man auch - nicht im negativen Sinne gemeint - Einfachheit sagen) überstrahlt so manchen guten Ratschlag von Eltern und bewirkt mehr als manche Diskussion mit einem psychologisch geschulten Lehrer.
Bei den aktuellen Debatten um die jungen, neuen Rechten sehnt man sich neben all den leeren Phrasen manchmal danach, einfach einen Film wie diesen laufen zu lassen. Denn dieser Film kann meiner Meinung nach eine wirklich gute Basis für eine Diskussion sein. Selbstverständlich bleibt zu beachten, dass die jungen, neuen Rechten in Deutschland (und überall in Europa) nicht immer den Klischees entsprechen und das Stereotype im Film vielleicht ein wenig zu inflationär verwendet werden - aber im großen und Ganzen: Wer hat nach diesem Film nicht verstanden, wie schnell man in etwas reinrutscht? Wer hat nicht verstanden, dass Menschen sich ändern können? Und wer hat nicht verstanden, wohin Extremismus führen kann?