Der Film ist vor allem ein Genuss für Liebhaber des Flamencos, aber auch die strammen Tanzszenen mit ihrem hämmernden Rhythmus können einen packen. Besonders wenn wie hier der Großmeister der Flamenco Gitarre Paco de Lucia in die Saiten greift, der auch noch eine kleine Rolle bekommen hat.
Carlos Saura, der Altmeister des spanischen Kinos hat hier eine Dreierkombination gestartet. Er hat Musik, Literatur und das wirkliche Leben in einen Handlungsstrang eingebunden, wobei die Grenzen fließend sind und sich bewusst überschneiden. Mal verdeutlichen die Tanzszenen das Geschehen (wie der Chor im antiken Drama), mal sind sie Motor der Aktionen und treiben sie voran.
Carlos Saura entnimmt den Plot einer Geschichte von Prosper Mérimée (da ist immer Blut mit im Spiel!) und unterlegt ihn mit der Musik von Bizet. Der Choreograph Antonio (Ballett Legende Antonio Gades) sucht eine Tänzerin für ‘Carmen‘. Er findet sie in einer jungen Frau gleichen Namens (Laura del Sol), verliebt sich in sie, wird von ihr verlassen und bringt sie um. Genau das ist das Thema der Oper und der Novelle.
Geschickt werden Szenen des realen Lebens mit der Fiktion der Literatur verknüpft, wechseln einander ab oder gehen in einander über. Sie überlappen sich, so dass man nicht mehr genau weiß, was ist Theater und was ist wirkliches Leben.
Besonders der expressive Tanz verdeutlicht Gefühle wie Eifersucht, Hass und Neid, Liebe oder Zuneigung und immer ist ganz viel Stolz mit im Spiel. Auf der Tanzbühne kann ein Fake stattfinden, im wahren Leben ist ein Mord ein Verbrechen mit Konsequenzen. So sieht man auch nicht genau was Antonio mit Carmen macht. Er zückt ein Messer, sie steht verdeckt in einer Tür, er holt aus und sticht ins Unsichtbare. Kann man sich schon mal anschauen.