Mal wieder ein Film, bei dem ich mich mit meiner Meinung stark von der Filmstarts.de-Meinung unterscheide.
Der Film fängt spannend an. Aber zumehmend nervt die sprachlose und sprachunwillige Hauptdarstellerin. Es wird nicht so klar, warum sie in die Sekte hinein ist, was sie an der Sekte findet und warum sie weg ist. Der Sektenführer beeindruckt mich überhaupt nicht. Er hätte viel mehr Screentime bekommen müssen um glaubhaft rüberzubringen, was alle an ihm so toll finden. Generell fehlt mir in der Sekte ein bisschen mehr Differenzierung. Das latente Bedrohungsgefühl. Diese Machtungleichgewichte, die unterhalb des Führers entstehen. Freie Liebe in einer größeren Gruppe läuft nun mal in der Realität nicht.
Die ganze Zeit fragt man sich, was denn so richtig Böses passiert ist? Eine Massenvergewaltigung der Hauptdarstellerin? Ein ausgeübter Zwang, dass sie jemanden umbringt? Frauen, die sich gegen sie verschwören?
Und dann, was ist es letztendlich? Sie hat gesehen, wie ihre Freunde jemand Unschuldiges umbringen. Das ist Alles?? Mehr nicht? Deswegen pisst sie sich ein, deswegen ist sie sprachlos und lebensunfähig?
Man kommt sich als Zuschauer schon ein bisschen veräppelt vor.
Und dann das Ende. Diese Angst, dass die Sekte wieder vorbeischaut ist nicht so recht nachvollziehbar. Und wie der Film auffhört - das finde ich ganz unmöglich
Offensichtlich ist der Film an Charles Manson orientiert, aber er geht genau an den falschen Stellen einen anderen Weg. Der echte Charles Mansion hat zumindest einige der Frauen brutal geschlagen. Er hat düstere Visionen kundgegeben. Und, ganz wichtig, es wurden massiv starke Drogen konsumiert. In diesem Film aber wird die Drogenenthaltsamkeit propagiert. Dies erklärt dann aber kaum die starken psychischen Störungen der Hauptperson. Auch, dass in einer Sekte der Wille gebrochen wird, ist hier kaum zu merken.
Ein weiterer negativer Punkt ist der ständige Wechsel zwischen den beiden Darstellungsebenen Vergangenheit und Gegenwart. Als Zuschauer dauert es immer etwas, bis man mitbekommt, in welcher Zeitform sich das Gezeigte gerade befindet. Das empfand ich, im Gegensatz zur Filmstarts-Redaktion, eher als anstrengend, nervend und Verwirrung-stiftend.
Es fehlt so ein bisschen der rote Faden der steigenden Bedrohung. Zwar soll sie einmal eine schwangere Katze erschießen. Das kommt aber sehr plötzlich. Anstelle darauf aufzubauen und die Spannungsschreiben etwas anzuziehen, wird das Thema aber wieder fallengelassen.
Stattdessen nur planloses, nicht nachvollziehbares Dahinvegetieren in einer unrealisistisch sauber aussehenden Ikea-Modellwohnung. Die nervige Sprachlosigkeit der Hauptdarstellerin, die unverständliche Überfürsorglichkeit der Schwester, die mit zunehmender Filmdauer immer mehr erkennbare Belanglosigkeit der Sekten-Erfahrungen -- all das nimmt dem Film immer mehr die Spannung. Anfangs hätte ich ihn sogar auf 10 Punkte geschätzt, aber leider arbeitet er sich zunehmend ab - wird immer schlechter und schlechter.
Ich gebe dem Film deswegen und wegen dem total enttäuschenden Ende nur sechs (drei) Sterne.