Durchschnitts-Wertung
4,4
1479 Wertungen
Deine Meinung zu Prisoners ?
Kino:
Anonymer User
2,5
Veröffentlicht am 21. Februar 2014
Handwerklich gibt es bei Prisoners wirklich nichts zu meckern, besonders die Kamera zeichnet atmosphärische Bilder. Leider zerbricht "Prisoners" gemessen an den hohen Erwartungen an allem anderen, besonders seiner kruden Dramaturgie.

Es folgen Spoiler.

Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal machen ihre Sache durchaus solide, wenngleich beide Charaktere keinerlei besondere Entwicklung durchmachen. Gyllenhaals Detective darf mit seinen Tatoos protzen und gezwungen in die Kamera blinzeln um zu untermauern, dass er es in einem Heim für schwer Erziehbare scheinbar nicht leicht hatte. Mehr erfährt der Zuschauer nicht. Auch nicht bei Hugh Jackmans verzweifeltem Familienvater. Schnell wird am Anfang seine Religiosität abgesteckt, die allerdings im Verlauf des Films nicht weiter, als in Bibelphrasen beleuchtet wird. Die emotionale Wirkung, wenn Jackmann den vermeintlichen Entführer seiner Tochter foltert, bleibt aus. Zwar kann seine Verzweiflung logisch nachvollzogen werden, doch gelingt es Villeneuve nicht, durch den parabellartigen Überbau aus Religion und Selbstjustiz, die Emotionen und Motivationen seiner Charaktere plastisch werden zu lassen.

Besonders gravierend fällt dies am Ende des Films auf, wenn die vermeintlich gut ausgelegten Brotkrumen zum sinisteren Ziel führen sollen und nur entlarven, dass "Prisoners" eigentlich nichts zu erzählen hat. Wenn die verwitwete Tante des vermeintlichen Täters sich als Racheengel entpuppt, der mit der Entführung der Kinder Gott schädigen will, dann kann der Zuschauer zwar diese Motivation logisch verstehen, jedoch auf einer emotionalen Ebene nicht nachvollziehen. Man sieht und fühlt die Trauer nicht, die eine solch abstruse Tat rechtfertigen würde.

Mit dem Ende wird zudem offensichtlich, dass "Prisoners" gerne Thriller wäre, aber Drama ist. Da werden merkwürdigen Labyrinthe, Schlangen und Verrückte eingebaut, die eigentlich keine wirkliche Bedeutung für die Handlung haben. Der Detective stolpert mehrmals per Zufall über entscheidende Hinweise und nicht durch seine Ermittlungsarbeit. Und wenn am Ende der Fall nur aus einer Sackgasse kommt, weil per Zufall eines der Kinder - weder spannend aufgebaut, noch emotional in Szene gesetzt- entkommen kann, dann wirken die vermeintlich spannenden Momente aufgesetzt und versalzen ebenso die Drama-Suppe.

Was bleibt ist ein handwerklich gut gemachter Film ohne Höhepunkte, dem es nicht gelingt seine einzelnen Elemente zu einem stimmigen Ganzen zusammen zu führen.
Kino:
Anonymer User
2,5
Veröffentlicht am 15. Juli 2018
Guter Thriller, thematisch wie visuell betont dunkel. Dennoch schleicht sich nach einer Weile der Verdacht ein, dass Villeneuve hier einige B-Movie-Wendungen aneinanderreiht: die trauernde Mutter, der aggressive Vater, der den vermeintlichen Täter schließlich foltert, eine Reihe an Verdächtigen, unerwartete Wendungen, die üblichen Verfolgungsjagden und Shootouts. Die Betonung der Auswirkungen des Verschwindens der Kinder auf die Psyche der Eltern wirkt dabei aufgesetzt: außer Weinen und Schreien und hölzern-pathetische Vater-Sohn-Gesten bekommt man nicht viel geboten. Auch der Versuch, den Thriller so auszuweiten, dass man ein Porträt einer pervertierten Gesellschaft erhält, wirkt völlig fehl am Platz. Schließlich erscheint auch die Folter-Nebenhandlung, die anscheinend eine "Was würde ich selbst tun?"-Reaktion provozieren soll, völlig eindimensional. Insgesamt liegt das Problem darain, dass Villeneuve es dem Zuschauer das Durchstehen der zweieinhalb Stunden nicht zu schwer machen will, in dem er den müden Krimi-Plot mit gelegentlichen Gewalt- und Gefühlsausbrüchen über die Zeit rettet. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, es mit mehr als einer Versuchsanordnung zu tun zu haben. Einziger Lichtblick ist Jake Gyllenhaals eigenartig-mysteriöser Cop, dem allerdings zu wenig Leinwandzeit zugestanden wird.
2,5
Veröffentlicht am 27. Januar 2015
"Prisoners", mittelmäßiger Kriminalstreifen, der nicht so an den Nerven zerrt, wie er sollte.

Im Kino sieht man Filme vielleicht immer etwas anders, die Atmosphäre ist anders, das Bild ist größer, man ist unter fremden Menschen und man sieht den Film eventuell auch das erste Mal. Doch so nicht bei "Prisoners", denn der Film ist selbst nach der Zweitsichtung zu Hause weder besser, noch schlechter. Aaron Guzikowski (Contraband) hatte hinter seinem Drehbuch einige Produzenten, sogar Mark Wahlberg (Contraband) hat Geld für diesen Thriller ausgegeben und er hätte auch solide werden können würde es nicht so am Plot hapern.
Mit Hugh Jackman (Australia) und Jake Gyllenhaal (Nightcrawler) hatte Denis Villeneuve (Enemy) im Grunde zwei fantastische Darsteller an Land gezogen, doch leider macht das noch keinen großartigen Film.
"Prisoners" will wahrscheinlich vor allem eines: schockieren, an den Nerven zerren und den Zuschauer am Herze packen. Dennoch schafft er im Grunde nur eines und das auch nur am Rande. Natürlich geht die Geschichte dem Zuschauer nahe, denn es ist immer eine Katastrophe, wenn Kinder entführt werden und die armen Eltern nur zu Hause sitzen und hoffen und bangen können. Nerven tut er allerdings nur vor allem durch eine Sache und das ist sein Hauptdarsteller. Hugh Jackman (Les Misérables), so brillant er auch spielt, sein Charakter nervt unentwegt, sabotiert im Grunde nur die Arbeit der Polizei und zerrt den Zuseher durch seine Selbstjustiz auch noch vor jedem Mitgefühl weg.
Hier weist "Prisoners" einen nicht so uninteressanten Grundsatz auf, nämlich dass jeder Mensch in einer bestimmten Situation sich selbst verliert und von seinem "gut sein" abweichen kann. Keller Dover (Hugh Jackman) verliert das Gute darin, indem er selbst zum Täter wird, ein Pastor (Len Cariou) wird Jahre zuvor schon zu einem phädophilen Triebtäter und selbst Detective Loki (Jake Gyllenhaal) verliert die Beherrschung und macht dadurch einen verheerenden Fehler.
Schauspielerisch kann "Prisoners" so einiges bieten, neben Jackman glänzt Gyllenhaal fantastisch in seiner Rolle und schält sich immer mehr aus der Haut des friedlichen, grinsenden Sonnyboys. Auch Paul Dano (Knight and Day) zeigt wieder einmal was in ihm steckt und auch Maria Bello (A History Of Violence) spielt ihren Part hervorragend.
Auch wenn der Plot an sich interessant zu sein scheint, so ist er leider nicht originell knostruiert, ja ermüdet sogar auf Dauer. Quälend schleicht sich "Prisoners" so durch die Filmwelt und kann in seiner enormen Lauflänge von 154 Minuten fast gar nichts. Wirklich spannend ist nur die rasante Autofahrt des Detectives im Regen, die Auflösung ist platt und wirkt konstruiert, so als wäre dem Schreiber nichts besseres eingefallen, obwohl alle vorangegangenen Punkte doch auf etwas vielversprechenderes, ja sogar auf ein richtiges Rätsel deuten wollten. So verliert sich der rote Faden, der ziemlich wackelig durch die Story gezogen wurde und gibt dem Zuschauer am Ende eine unbefriedigende Antwort. Schockieren tut daran nichts mehr, vielleicht soll es das auch nicht, aber nach der Frage "wieso?" wird nur mit einem - mehr oder weniger - abwinken der Hand genatwortet oder ein Schulterzucken zurückgegeben.
Das wirklich Meisterwerk ist das Ende vom Ende, denn da bleibt dem Filmseher wirklich der Mund offen und genaus davon hätten wir gerne mehr in "Prisoners" gehabt.

"Prisoners", es hätte groß werden können, reichte leider aber nur zum Mittelmaß.
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