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    Prisoners
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    4,4
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    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 12. Oktober 2013
    Ein düsterer Thriller, der mit religiösem Wahn und der amerikanischen Vision von einer gerechteren Welt durch Selbstjustiz abrechnet, schafft es auf Platz 1 der US-Charts. Das lässt schon fast auf einen Wertewandel oder zumindest ein wenig unvermutete Selbstreflektion der Stars & Stripes-Cowboys hoffen. Hat man am Ende doch etwas aus Guantanamo und dem War on Terror gelernt? Prisoners ist dennoch kein politischer Film. Der frankokanadische Regisseur Denis Villeneuve lässt uns vielmehr tief ins dunkle Herz der amerikanischen Gesellschaft blicken. Und damit auch in unser eigenes. Es geht um die Urängste in uns allen. Darum, uns aus Angst irgendwann selbst zu verlieren, unsere Menschlichkeit. Viele Jahre lang galt Prisoners als eines der besten unverfilmten Drehbücher in Hollywood. Und es ist wirklich brillant. Prisoners ist ein sprechender Titel. Jeder wird irgendwann zum Gefangenen, mental und physisch. Die Mädchen, die Eltern, die Verdächtigen, Detective Loki und irgendwann ertappt sich selbst der Zuschauer dabei, wie er immer tiefer ins Labyrinth der Ermittlungen gerät, zum Gefangenen seiner eigenen Vorurteile, Spekulationen und der geradezu körperlichen Spannung wird. Derart psychologisierte Protagonisten, falsche Fährten und verblüffende Wendungen gibt es viel zu selten auf der Leinwand zu sehen. Deshalb verweisen viele Kritiken zu Prisoners auf David Finchers Zodiac oder Sieben. In der Tat findet man einige Parallelen in der Art der Inszenierung zwischen beiden Filmemachern. Und dennoch bleibt der Stil von Denis Villeneuve einzigartig. Zusammen mit Roger Deakins, Stammkameramann der Coens, gelingt ihm ein auch visuell beeindruckender Film, in dem jeder Baum, jede Ecke der grau verregneten Mittelstandswelt durch außergewöhnliche Perspektiven und Kamerafahrten beängstigend verdächtig wirkt. Trotz all dieser formalen Stärken ist Prisoners vor allem ein Schauspieler-Film, in dem Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal Bestleistungen zeigen, unterstützt von dem beeindruckenden Spiel von Paul Dano, Viola Davis, Terrence Howard, Melissa Leo und Maria Bello.
    mercedesjan
    mercedesjan

    31 Follower 80 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 22. Oktober 2013
    „Prisoners“, der erste Hollywood-Film des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve, kam bei Kritikern und Publikum gleichermaßen gut weg. Dabei waren es nicht nur die grandiosen Kritiken die die Erwartungen auf den Entführungsthriller schürten, sondern auch der düstere und überragende Trailer der auf großes Kino hoffen ließ. Dazu eine klasse Besetzung mit Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal, Kameramann-Legende Rogert Deakins und ein Drehbuch das über Jahre sehr begehrt war und schlussendlich an den Kanadier ging. Was sollte also schief gehen bei „Prisoners“ zu dem schon schon Parallelen zu den Top-Filmen des Genres wie „Zodiac“ oder „Sieben“ gezogen wurden? Vieles. Denn „Prisoners“ bleibt weit hinter meinen Erwartungen zurück und ist, auch wenn er immer noch ein guter Thriller ist, eine Enttäuschung, da er schlichtweg zu viel Potenzial verschenkt.

    „Prisoners“ beginnt wie man es sich von einem 153 minütigen Thriller erwarten kann: Ruhig und langsam. Zunächst werden die wichtigen Charaktere vorgestellt und man taucht ein in eine regnerische und graue Welt. Der düstere Look wird dabei toll eingefangen von Roger Deakins, der sich für die Kamera-Arbeit verantwortlich zeigt. Bis der Film anläuft dauert es also eine ganze Weile. Sind die beiden Mädchen erst einmal entführt, kann der spannende, wendungsreiche Ritt losgehen. Und tatsächlich wird der Film gerade im Mittelteil sehr stark, denn die dort stattfindende Folter wird schockierend eingefangen, ohne dass der Zuschauer die eigentliche Folter sieht, sondern mehr im Kopf des Betrachters entsteht. Vereinzelte Szenen sind dort einprägsam stark und führen einen durch den Mittelteil. Dennoch ist „Prisoners“ einer der Filme bei dem man sich denkt: Wird schon noch spannend! Es sind vereinzelte Szenen die einen bei Laune halten, aber über die gesamte Laufzeit hinweg baut der Film kaum Spannung auf. Das wird vor allem im letzten Teil der Geschichte deutlich der einen so mitreißt wie ein Chihuahua an der Hundeleine. Selbst der finale Twist lockt einem nicht mehr als ein müdes Lächeln hervor. Kein Vergleich zu Spannungsgranaten wie „Sieben“ oder der erst kürzlich gestartete „Gravity“. Allerdings bleibt man bei der Stange, denn ein gutes Ende hätte den Film noch „retten“ können, doch genau das lässt sich mit einem Wort beschreiben: Schlecht! Ein schlechteres und unbefriedigenderes Ende ist mir nicht einmal bei „Star Trek Into Darkness“ untergekommen das meiner Meinung nach völlig sein Ziel verfehlt. Schwierig darüber zu schreiben ohne zu Spoilern, aber der letzte Kniff hin zum Abspann funktioniert hier einfach nicht, da er meiner Meinung nach unpassend ist, zu viele Fragen unbeantwortet lässt und einen gnadenlos enttäuscht im Kinosessel zurücklässt.
    Das liest sich jetzt schlechter als der eigentliche Film ist, denn die zweieinhalb Stunden vergehen doch recht schnell. In dieser Zeit wird man nämlich immer bei der Stange gehalten durch grandiose Einzelszenen und eine Story die zum Miträtseln einlädt. Dazu gibt es einen starken Hugh Jackman, als verzweifelter Vater auf gnadenlosem Weg der Selbstjustiz und einen wirklich tollen Jake Gyllenhaal, als Detective der sich immer mehr in seinen Fall reinsteigert, zu sehen. Aus dem Schauspiel-Ensemble sticht ansonsten vor allem Paul Dano als Alex Jones heraus, der hier die beste Leistung von allen zeigt.

    Fazit: Handwerklich gut gemacht, verschenkt der Film sein Potenzial an allen Ecken und Enden. Schade, denn die Story um jede Menge moralischen Themen hätte durchaus das Potenzial zu einem der besten Filme des Jahres gehabt. So reicht es am Ende nur zu einem sehenswerten Thriller der deutlich packender, spannender und dramatischer hätte ausfallen dürfen.
    Jimmy v
    Jimmy v

    487 Follower 506 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 11. Oktober 2013
    Vertraue keinem Trailer: Nachdem "Prisoners" auf zuerst den Eindruck eines schlichten "Familienvater macht einen Alleingang und wird von einem Bullen genervt"-Thrillers machte, habe ich mir auf Anraten der Kritiken das Ganze angesehen und bin wirklich begeistert. Wir haben es hier mit einem düsteren Krimidrama zu tun, welches einem oft den Boden unter den Füßen wegzieht - im moralischen Sinne, nicht unbedingt storymäßig. Denn obwohl es den einen oder anderen kleinen Twist gibt, ist "Prisoners" geradlinig, vor allen Dingen aber sehr ruhig und langsam erzählt, was gefällt. Ich empfand diese 2 1/2 Stunden in keinster Weise als langweilig, da so das Szenario in seiner finsteren, noir-artigen Schnee- und Regenoptik dargelegt werden konnte. Ganz besonders die Charaktere wirken stark, und das auf eine sehr raffinierte Weise, wozu jeder Drehbuchschreiber und jeder Regisseur einen Balanceakt vollbringen müssen. Keller und Loki im Besonderen, aber auch der Rest des Casts, werden durchaus nur rudimentär gezeichnet und in Positionen vorgestellt, ja. Aber: Auf der anderen Seite besitzen sie so viel Esprit, sodass sie lebendig wirken und jeder Zuschauer seine Vorstellungen weiterdenken kann. Keller hatte mal ein Trinkproblem, wird angedeutet. Er hat ohnehin sehr archaische Männervorstellungen, nachdem er anfangs sehr sympathisch rüberkommt. Trotzdem ist er vor allen Dingen ein sich sorgender Vater. Je nachdem wie man ihn sieht, kann man das eine oder andere mehr gewichten. Loki wiederum, gegenteilig, sieht härter aus, offenbart aber unter seinem Antlitz einen disziplinierten Sinn für das Richtige, auch wenn er unter Stress steht. (Dass er so gegen Dienstvorschriften und Ordnung ist, würde ich allerdings nicht unbedingt unterschreiben. Dafür aber, dass es sich um eine der besten Leistungen Gyllenhalls handelt. Keller mag ja brutal sein, doch Loki diszipliniert sich. Dennoch kann man sich vorstellen, dass dieser Loki noch viel heftiger sein könnte, wenn nötig, aber er weiß, dass das nicht geht.)
    Das eigentliche Thema des Films kombiniert geschickt den Kriminalfall mitsamt dem Drumherum. Gerade wegen diesem tut der Film wohl auch so weh und beschäftigt sich mit dem, was beim sonntäglichen gerne ausgeblendet wird, weil man sich ja nur noch schön vor dem Montag entspannen will. Das Schicksal von - Spoiler! - Alex ist unglaublich tragisch, wenn man die Auflösung kennt. Oben schrieb ich der Film würde einem den Boden wegziehen in moralischer Sicht. Um das zu begreifen, muss man einfach aufpassen wie einen der Film erst einmal auf Alex' Seite, dann auf Kellers, dann wieder fort und zurück schiebt. Besonders tief geht das Schicksal des Komplizen, der anscheinend heftige Schuldgefühle hat, obwohl er selbst ein großes Opfer gewesen ist. Sogar die Täter könnten leichtes Mitleid verdienen. Der Zuschauer ist den Protagonisten immer ein Schritt voraus, was die Sache noch komplizierter macht.
    Wegen alledem hätte "Prisoners" eigentlich 5 Sterne verdient. Ganz haarscharf schrammt der Film daran aber vorbei, weil es zwei Dinge gibt, die mich persönlich störten, ersteres weniger, zweites aber sehr: Einmal ist die christliche Symbolik zwar dezent im Hintergrund, was ja an sich gut ist. Doch sie wird am Anfang und am Ende des Films eigentlich doch wichtiger und hätte hier vielleicht ein wenig aktiver parat sein sollen, gerade bei der Rolle des Priesters, der ein entscheidener Punkt im ganzen Film ist. (Seine Rolle an sich ist aber ausreichend berücksichtigt.) Zweitens jedoch: Die Szene mit spoiler: Joy im Krankenhaus: Sie mag ja noch unter den Nachwirkungen der Drogen stehen, und Keller weiß was sie meint, aber ich empfand die Art wie Verwirrung durch die Rückblende mit einem jagenden Keller gezeigt wurde als eine ziemlich billige, dem sonstigen Film nicht gerecht werdene Masche.
    Schließlich könnte man noch anfügen, dass Loki sich ab und an einige Patzer leistet, die wie Anfängerfehler wirken und daher gar nicht zu seiner Figur passen.
    Fazit: "Prisoners" ist ein genial-düsteres Krimidrama, welches unter die Haut geht - denn es schafft eine fesselnde Story mit moralischen Fragen zu vermischen und den Zuschauer dabei immer wieder an verschiedene Fronten zu stellen. Definitiv einer der besten Filme 2013 und in diesem Genre auf zukünftigen Bestenlisten zu finden!
    Kino:
    Anonymer User
    2,5
    Veröffentlicht am 21. Februar 2014
    Handwerklich gibt es bei Prisoners wirklich nichts zu meckern, besonders die Kamera zeichnet atmosphärische Bilder. Leider zerbricht "Prisoners" gemessen an den hohen Erwartungen an allem anderen, besonders seiner kruden Dramaturgie.

    Es folgen Spoiler.

    Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal machen ihre Sache durchaus solide, wenngleich beide Charaktere keinerlei besondere Entwicklung durchmachen. Gyllenhaals Detective darf mit seinen Tatoos protzen und gezwungen in die Kamera blinzeln um zu untermauern, dass er es in einem Heim für schwer Erziehbare scheinbar nicht leicht hatte. Mehr erfährt der Zuschauer nicht. Auch nicht bei Hugh Jackmans verzweifeltem Familienvater. Schnell wird am Anfang seine Religiosität abgesteckt, die allerdings im Verlauf des Films nicht weiter, als in Bibelphrasen beleuchtet wird. Die emotionale Wirkung, wenn Jackmann den vermeintlichen Entführer seiner Tochter foltert, bleibt aus. Zwar kann seine Verzweiflung logisch nachvollzogen werden, doch gelingt es Villeneuve nicht, durch den parabellartigen Überbau aus Religion und Selbstjustiz, die Emotionen und Motivationen seiner Charaktere plastisch werden zu lassen.

    Besonders gravierend fällt dies am Ende des Films auf, wenn die vermeintlich gut ausgelegten Brotkrumen zum sinisteren Ziel führen sollen und nur entlarven, dass "Prisoners" eigentlich nichts zu erzählen hat. Wenn die verwitwete Tante des vermeintlichen Täters sich als Racheengel entpuppt, der mit der Entführung der Kinder Gott schädigen will, dann kann der Zuschauer zwar diese Motivation logisch verstehen, jedoch auf einer emotionalen Ebene nicht nachvollziehen. Man sieht und fühlt die Trauer nicht, die eine solch abstruse Tat rechtfertigen würde.

    Mit dem Ende wird zudem offensichtlich, dass "Prisoners" gerne Thriller wäre, aber Drama ist. Da werden merkwürdigen Labyrinthe, Schlangen und Verrückte eingebaut, die eigentlich keine wirkliche Bedeutung für die Handlung haben. Der Detective stolpert mehrmals per Zufall über entscheidende Hinweise und nicht durch seine Ermittlungsarbeit. Und wenn am Ende der Fall nur aus einer Sackgasse kommt, weil per Zufall eines der Kinder - weder spannend aufgebaut, noch emotional in Szene gesetzt- entkommen kann, dann wirken die vermeintlich spannenden Momente aufgesetzt und versalzen ebenso die Drama-Suppe.

    Was bleibt ist ein handwerklich gut gemachter Film ohne Höhepunkte, dem es nicht gelingt seine einzelnen Elemente zu einem stimmigen Ganzen zusammen zu führen.
    Kinobengel
    Kinobengel

    465 Follower 552 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 20. Oktober 2013
    Denis Villeneuve hat noch nicht viele Filme gemacht, ist aber für „Maelström“ mehrfach ausgezeichnet worden und konnte mit „Die Frau, die singt – Incendies“ im Jahr 2011 eine Oscar-Nominierung erreichen. Jetzt legt der kanadische Regisseur mit „Prisoners“ einen Thriller nach.

    An Thanksgiving werden in einer US-amerikanischen Kleinstadt die beiden kleinen Töchter zwei befreundeter Ehepaare auf der Suche nach einer roten Trillerpfeife entführt. Als die Polizei den einzigen Verdächtigen aus Mangel an Beweisen gehen lassen muss und die Kinder nicht wieder auftauchen, nimmt einer der Väter (Hugh Jackman als Keller Dover) die Ermittlungen und das Gesetz selbst in die Hand.

    Villeneuve präsentiert eine Story, die kaum stimmiger inszeniert werden kann. Wer sind eigentlich die Gefangenen? Die kleinen Mädchen, wenn sie noch leben? Der debile Verdächtige oder die frei herumlaufenden Triebtäter? Der mit dem Fall beauftragte Detective in seinem Indiziendschungel? Alle sind sie gefangen, auch der stoische Police-Captain, der lynchende Vater in seiner gewaltgetriebenen Machtlosigkeit, sein pubertierender, verständnisloser Sohn und seine Frau, die sich verzweifelt mit Psychopillen in den seelischen Knast begibt. So erfährt man erst nach und nach, warum der Filmtitel auf einen nur scheinbar eindeutigen Namen lautet. Aaron Guzikowski, der mit seinen wenigen Drehbüchern bisher nicht sonderlich aufgefallen ist, entblättert die Schwächen der Charaktere und stellt sie immer mehr heraus, so dass sich die Lösung des Kriminalfalls in Irrgärten und Sackgassen zu verlaufen scheint, die entweder schwarz auf weiß gemalt sind oder deren Wände aus Blech, Regen, Kälte und dunklem Wald bestehen. Und Villeneuve führt die Figuren hervorragend durch diesen Plot, der sich aufgrund der Emotionalität aller Handelnden unheilvoll entwickelt, unter die Haut geht und vom Krimi zum Drama wechselt. Der Spannungsbogen hält über die gesamte Spielzeit von 153 Minuten ein fast gleiches Niveau. Jedoch wird die Geschichte keineswegs hastig oder mit außerordentlicher Übertreibung erzählt. Es sind die Fehlverhaltensmuster der Menschen und deren Folgen, die ergreifend wirken. Die Szenen sind – oft mit düsteren Bildern als zusätzliche Gefängnismauern begleitet - aufwendig gestaltet. Eine überwiegend ruhige Kamera fährt klassisch unkompliziert auf das Dargebotene hinzu und scheut keine Nahaufnahmen. Die herausragende Bildführung fordert entsprechende Leistungen der Akteure und bekommt diese auch.
    Geheimnisumwoben sind schon die Gerüchte um die Besetzung der Hauptrollen und der Regie für die Umsetzung des fantastischen Drehbuchs: Leonardo DiCaprio sei im Gespräch gewesen, später sollten Mark Wahlberg und Christian Bale unter der Regie von Brian Singer agieren. Hugh Jackman habe wegen eines anderen Projekts zunächst Zeitprobleme gehabt. Letzterer hat dann die Rolle des Keller Dover bekommen. Jackman kann nicht nur Wolverine und ähnliche Actioner, Zauberer („Prestige – Der Meister der Magie“), zeitreisende Gentlemen in Komödien („Kate & Leopold“). Er spielt den entscheidungsschnellen, unbeirrbaren und auch sensiblen Familienvater, der das Kinopublikum aufgrund großer Schauspielleistung unaufhaltsam hinter sich herzieht und vor dem jeder mit Recht Angst kriegen kann, der ihn – einmal in Fahrt - mit dem Hammer vor sich stehen sieht. Für ihn ist der zuständige Detective Loki ein Versager. Dabei gibt Jake Gyllenhaal diesem mit seiner Erscheinung alles, was einen ehrgeizigen Polizisten ausmacht. Der vielseitige Schauspieler („Donnie Darko“, „Brokeback Mountain“) zeigt intensiv Loki‘s aufgekratzte Expressivität, Arroganz und die Respektlosigkeit gegenüber seinem Vorgesetzten Captain O’Malley. Dieser scheint kurz vor der Pension zu stehen, lässt sich von Loki auf der Nase herumtanzen und setzt mit einer außergewöhnlichen Wurschtigkeit Phrasen in die für ihn eh verkommene Welt. Das ist sicherlich von Wayne Duvall konsequent gespielt; das Verhalten der Figur kann man glauben, muss man aber nicht. Alle Schauspieler sind auffallend gut bei der Sache, insbesondere Paul Dano als schwachsinniger Tatverdächtiger und David Dastmalchian als Bob Taylor mit seinen perversen Neigungen.
    Ohne Frage muss die Selbstjustiz des Keller Dover geahndet werden. Auf welche Art dies vollzogen wird, bleibt nicht im hartgefrorenen Boden stecken.

    Nach dem Sommerloch ein Thriller mit Trillerpfeife, der das Publikum durch ein spannendes Laby-rinth führt, das nicht von Ikarus und Dädalus gebaut wurde, sondern von außerordentlich begabten Filmemachern, die hoffentlich bald wieder in Erscheinung treten werden.
    Janos V.
    Janos V.

    53 Follower 128 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 16. Oktober 2013
    2010 sorgte das Independent-Drama “Incendies” (dt. Titel: “Die Frau die singt”) zunächst in Kanada, dann weltweit für einige Begeisterung und wurde als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. Dieser Erfolg ermöglichte es Regisseur Denis Villeneuve, für sein nächstes Projekt ein recht stattliches Budget von 46 Millionen Dollar aufzutreiben. Wer aber denkt, dass Villeneuve deshalb auch nur einen Millimeter von seinem Stil abweicht, liegt gründlich falsch. Unaufgeregt und selbstbewusst lässt er sich von niemandem reinreden, verzichtet auf eine große Show und dreht lieber einen Film, der sicher nicht jedem gefallen wird, dessen schlichte Qualität aber letztlich über jeden Zweifel erhaben ist. [...]

    Dass Hugh Jackman tatsächlich ein guter Schauspieler ist, wissen wir spätestens seit Chris Nolans “Prestige”, auch hier kann er als verzweifelter Familienvater überzeugen. Die Nebenrollen sind allesamt mit weniger bekannten, aber nichtsdestotrotz fantastischen Akteuren besetzt, aus denen Paul Dano, Maria Bello und Terrence Howard herausstechen. Der Beste von allen ist aber der in Hollywood noch immer sträflich unterschätzte Jake Gyllenhaal. Sein Detective Loki ist anfangs ein Mann ohne jede Persönlichkeit, das genaue Gegenstück zum wütenden Jackman, wird aber immer mehr zur Identifikationsfigur. Gyllenhaal, kaum wiederzuerkennen mit zugeknöpftem Hemd und absurd zurückgegelten Haaren, spielt ihn mit sparsamen, kontrollierten Bewegungen und fast ausdrucksloser Mimik, und erschafft dennoch einen der faszinierendsten Ermittler des jungen Jahrtausends. [...]

    Fazit:
    Manchmal braucht es keine große Show. Manchmal genügen einfach ein fesselndes Drehbuch, starke Schauspieler und eine effektive Inszenierung. “Prisoners” hat alles, was ein guter Thriller haben muss, und wird wegen seiner morbiden Atmosphäre, seiner handwerklichen Brillanz und nicht zuletzt wegen seiner moralischen Ambivalenz lange im Gedächtnis haften bleiben.
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 12. November 2013
    Prisoners ist eben dieser Film, aus dem man nicht herausgeht, ohne dass etwas hängen geblieben ist. Villeneuve schafft es, - wenn man es zulässt - den Zuschauer mit in den Film zu integrieren. Da geht es nicht nur um eigene Spekulationen, was den Täter angeht, verschiedene Hinweise und Indizien, aber darum, dass man dem Film und den dort gefällten Aussagen glaubt. Jeder Satz bleibt hängen, setzt sich fest und erstellt automatisch neue Ideen, was hinter all dem steckt; die menschliche Natur? Angst? Trauer? Hass? Oder gar die übermächtig wirkende, aber stets im Hintergrund befindliche Natur ihrerseits? Ein Rätsel, dass nicht ohne Weiteres und definitiv beantwortet werden kann.
    Dafür ist die Berg- und Talfahrt durch Sturm und Regen, Lüge, Wut, Liebe und Verzweiflung, Tag und Nacht, Gott und Gesellschaft, Leben oder Tod zu ausgeklügelt.
    Ein Meisterwerk, realisiert nicht nur durch Villeneuve, aber durch die atemberaubenden Kamerafahrten und die Bilder, die sie uns präsentiert, perfekt gesetzte und mitreißende Musik und nicht zuletzt einem Schauspielensemble, dass seines gleichen sucht. Jackman scheint nicht mehr zu spielen, sondern diesen Film und seine Rolle regelrecht zu leben und sein Herz daran zu zerreißen. Auch Gyllenhaal, Dano und Minette sind mehr als nur fantastisch!
    niman7
    niman7

    867 Follower 616 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 10. Oktober 2013
    In Denis Villeneuve Film "Prisoners", geht es um um die Familie Dover und Birch. Während einer fröhlichen Thanksgiving Feier, verschwinden die 2 kleinen Mädchen der Familien. Keller Dover (Hugh Jackman) macht sich schnell auf die Suche und klappert die ganze Nachbarschaft ab. Doch ohne Erfolg. Nachdem Hinweis seines Sohnes, wird schnell ein Wohnmobilfahrer festgenommen. Der Fahrer ist Alex Jones(Paul Dano). Ein Mann mit dem IQ eines 10 jährigen. Obwohl Keller festdavon überzeugt ist, dass Alex was mit dem verschwinden seines Sohnes zutun hat, kommt Alex frei da er geistig nicht im Stande für so etwas ist. Keller nimmt nun die Sache selbst in die Hand und entführt Alex. Währendesen versucht der junge Detektive Loki (Jake Gyllenhaal) den Fall zu lösen...
    "Prisoners" geht stolze 2 1/2 Stunden lang. Was sehr ungewöhnlich für so einen Film ist. Und damit hat sich Regisseur Villeneuve selbst eine Falle gestellt. Aufgrund der Länge, gelingt es dem Film nie so richtig Spannung aufzubauen. Kommt erreicht der Film einen Höhepunkt, sinkt er auch gleich wieder weil wieder jede menge Zeit für andere Sachen draufgehen. Gegen Ende des Filmes, wird eine Art Labyrinth eingeführt. Ein solches Labyrinth ist auch der Film. Es werden Figuren und Dinge eingeführt und schnell wieder abgehackt. Die Handlung bewegt sich durch dieses labyrinthartige Muster auf der Suche nach einem Ende. Was es letztendlich nicht findet. Dabei hätte man dies leicht vermeiden können. Einfach auf die beiden Familien eingehen und Loki die Arbeit machen lassen. So werden viele Baustellen geöffnet aber nicht zu Ende erzählt. Sie scheinen wichtig zu sein, sind es aber im Endeffekt doch nicht. Hier verlangt Denis Villeneuve höchste Konzentration vom Zuschauer ab und das die vollen 2 1/2 Stunden über! Zurück lehnen und Jackman´s Wutausbrüche genießen- geht nicht! Jedes Detail könnte der Schlüssel sein. Was mich ebenfalls am Film gestört hat, ist die Tatsache, dass die Familie Birch ebenfalls eine Tochter verloren hat. Trotzdem ist die andere Familie eindeutig im Vordergrund! Man sieht auf dem Poster auch nur Jackman und nicht Jackman/Howard! Gegen Ende wird das ganze so eindeutig, dass Howard sammt Familie zur Randnotiz degradiert wird! Ebenfalls gefiel mir die Figur des Loki nicht. Loki sieht cool aus. Ein Anti-Polizist wie er im Buche steht. Tattoos an Armen, Fingern und Nacken, nach hinten gegelte Haare und ein bis oben zuggeköpftes Hemd. Obendrein pfeift er auf seinen Vorgesetzen. Mit anderen Worten: Loki wird richtig interessant vorgestellt, bleibt aber auf der Strecke liegen! Man denkt die ganze Zeit über da kommt noch was! Es passiert jedoch nichts. Bei so einem Drama sollte die Musik normalerweiße eine wichtige Rolle spielen. Sie soll den Zuschauer in die Lage versetzen. Hier tut sich das aber leider nicht. Mal ist sie zu leise, mal viel zu laut. Nichts, was einem jetzt großartig im Ohr hängen bleibt.
    Kommen wir zu den positiven Dingen des Filmes. Als erstes muss ich gleich Jackman erwähnen. Er beweist hier wirklich, dass er mehr kann als mit seinen klaunen sich durch zuwälzen. Hätte ich wirklich nicht von ihm gedacht. Dabei hätte ich das gar nicht von ihm gedacht. Hut ab! Das selbe kann ich aber auch über den Synchronsprecher sagen. Meisterleistung!! Es ist auch eine One Men Show. Die anderen haben entweder zu wenig Spielzeit oder kommen einfach nicht an. So auch der enttäuschende Terrence Howard. Ich würde sogar so weit gehen und ihn als Schwachpunkt des Filmes bennenen. Er ist das Gegenteil von Jackman´s Keller. Er ist moralisch sehr geprägt und hat immer wieder mit seinem Gewissen zu kämpfen. Wenn es um die traurigen Szenen geht, sieht er eindeutig schlecht aus! Das hab ich ihn kein Stück abgekauft. Hier ist es aber auch ein wenig das Drehbuch dran schuld da es ihm kaum solche Szenen ermöglicht. Jake Gyllenhaal macht seine Sache ganz solide. Er versucht hier von seinem Milchbubi Image wegzukommen. Was ihm auch beinahe gelungen wäre! Trotz Bartstuppeln, konnte ich ihn einfach nicht ganz ernst nehmen. Obwohl hier und da ziemlich laut wird und rustikal zur Sache geht. Man hat einfach immer wieder den Cowboy aus Broke Backmountain oder sein Donnie Darko vor sich. Bemerkenswert ist die Leistung von Melissa Leo! Die Oscarpreisträgerin erkennt man sogar kaum in ihrer Rolle. Einfach klasse Leistung! Klasse ist auch die Leistung von There will be Blood Star Paul Dano. Sein Alex gefiel mir auch sehr gut. Ich hab ihm wirklich abgekauft, dass er nur ein IQ eines 10 jährigen hat.
    Das Thema Selbstjustiz wurde relativ gut behandelt. Ich hätte mir da mehr inneren Zwist zwischen den anderen Figuren gewünscht. Abgesehn von Howard und Jackman gibt es das eig. kaum bis gar nicht.
    FAZIT: Ich bin von Prisoners leider enttäuscht. Der Trailer versprach mir einen spannenden Film. Ein Film der mir die Kehle zuschnürrt und mich immer wieder vor die Frage stellt was ich in dieser Situation getan hätte. Der Film schafft das auch in manchen Stellen aber aufgrund der extremen länge, verfällt dieser Gedanke auch schnell wieder da die Zeit mit unnötigen Dingen gestopft wurde.
    Kino:
    Anonymer User
    3,5
    Veröffentlicht am 13. Oktober 2013
    spannender krimi mit ungewohnt starkem Jackman, aber jedoch vorhersehbarem, relativ schwachem Finale.
    Rüdiger Wolff
    Rüdiger Wolff

    13 Follower 62 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 25. Oktober 2013
    Herausfordernd
    Ein sehr intensiver, herausfordernder und schwieriger Film - im wesentlichen - über die Frage der „Selbstjustiz“, die jeder Zuschauer auf seine eigene Art und Weise wird beantworten müssen. Im Film wird die Frage nicht so eindeutig beantwortet, wie man es 152 Minuten lang meint, denn die Schlußminute bringt noch eine unerwartete Variante. Auf jeden Fall ein sehr spannender und sehenswerter Film, der auch zum Nachdenken anregt.
    Sind wir nicht in unserer Gesellschaft alle irgendwie Gefangene, wie die EAGLES schon in „Hotel California“ gesungen haben: „We are all just prisoners here, of our own device.“
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