Neueste Kritiken: Leben in mir

Insgesamt empfand ich den Film „Leben in mir“ als sehr zerhackt und überladen. Der Zuschauer sieht sich mit symbolschweren Sequenzen überschüttet, deren Sujets zwar in den Raum gestellt, aber vorher oder nachher nicht mehr in Ruhe reflektiert werden. So erhält man den Eindruck, lediglich einer Effekthascherei hinterherzuhetzen, anstatt wirklich in den angerissenen Themenbereich eintauchen zu können.

Zudem erscheint es etwas naiv, dass ab der Entscheidung für das Kind keinerlei Auseinandersetzung mit den Realitäten des Lebens mehr erfolgt. Zuvor noch in arger Geldnot und schlechter beruflicher Lage, springt die werdende Mutter nun plötzlich voller Lebensfreude durch eine idyllische Welt, in der praktische Fragen an die eigene Zukunft kaum eine Rolle mehr spielen.



Einzig, sei es beabsichtigt oder nicht, eine Botschaft vermittelt sich stringent und eindringlich: Die Instabilität der menschlichen Beziehungen. Zwischen tiefer Verbundenheit in ihren extremen Lebenslagen und Ferne wechselnd tauchen die Bezugspersonen der Protagonistin auf und wieder ab. Der Höhepunkt dieser Struktur ist wohl der Auftritt des Vaters in einer Fernsehshow. Dort und nicht im Kreise seiner Nächsten gibt dieser zuvor so innig und tief geschilderte Protagonist seinen bevorstehenden Tod bekannt und legt damit Kontinente zwischen sich und eine echte Verbindung mit seiner schockierten Familie. Ein ambivalenter Ausblick also auf das Leben des erwarteten Kindes, das in der letzten Szene mit einer Liebeserklärung willkommen geheißen wird (nachdem die Existenz der Liebe kurz zuvor in derselben Szene noch verleugnet wurde).



M.Hunger