Das „Lexikon des internationalen Films“, herausgegeben von der Katholischen Filmarbeit für Deutschland, zieht in Bezug auf „Die Folterranch der gequälten Frauen“, der in Deutschland auch unter dem Titel „Heiße Sporen“ erschienen ist, folgendes Fazit: „Ein primitiv gestalteter Sex-Western in einer üblen Mischung aus Brutalität, Sadismus, Sex und Rassismus.“ Das angesehene National Review Magazin hingegen wählte Robert Lee Frosts Sexploitation-Western zu einem der besten zehn Filme des Jahres 1969. Die Wahrheit liegt wie so häufig einmal mehr irgendwo dazwischen. Aufgrund der Bondage- und SM-Praktiken musste die katholisch geprägte Kritik den Film natürlich einfach verdammen. Und die Top-10-Wahl des Review Magazins ist wohl auch eher als Zugeständnis an ein ganzes, zu Unrecht weitestgehend ausgeblendetes Genre einzuschätzen. „Die Folterranch der gequälten Frauen“ ist nämlich weder ein Meisterwerk noch der letzte Schund. Er ist vielmehr ein kleiner dreckiger Genrestreifen, dessen Macher sich trotz einiger Produktionsmängel gar nicht mal so dumm angestellt haben.
Als 11-Jähriger musste der mexikanische Tagelöhner Carlo (Joseph Mascolo) mit ansehen, wie seine Schwester von einer Gruppe Rancher missbraucht wurde. Bei einem Zwischenfall in einer Bar erkennt er in Farmbesitzer Jason O´Hara (James Arena) einen der Vergewaltiger an seinem auffälligen Ring wieder. Sofort nimmt er O´Haras Verfolgung auf und schleicht sich auf dessen Farm als Stallbursche ein. Doch schon am nächsten Tag wird er wegen Rumschnüffelns wieder gefeuert. Um doch noch zu seiner Rache zu kommen, entführt Carlo Jasons hübsche Braut Susan (Virginia Gordon) und verschleppt sie in eine abgelegene Berghütte – allerdings nicht, ohne dabei zahlreiche Spuren zu hinterlassen, immerhin will er ja unbedingt von O´Hara und seinen Leuten gefunden werden. Mit Drähten, Schrotflinten und einer Bärenfalle bereitet Carlo für seine Verfolger einen tödlichen Willkommensgruß vor. Und nebenbei demütigt und missbraucht er Susan, um so das an seiner Schwester, die sich nach ihrer Vergewaltigung das Leben nahm, begangene Unrecht auszugleichen…
Im Grunde ist „Die Folterranch der gequälten Frauen“ ein gradliniger Rachewestern. Dabei erweist sich die Story vom Mexikaner, der allein gegen eine scheinbar übermächtige Cowboy-Truppe antritt, als verdammt simpel. Aufgrund der extrem stringenten Dramaturgie geht es aber die meiste Zeit über dennoch überraschend spannungsreich zur Sache. Dass die Produktion dabei durchaus budgetbedingte Schwächen aufweist, fällt so nur zweitrangig ins Gewicht. Auch wenn der Vorspann noch recht ambitioniert daherkommt, Frosts Inszenierung insgesamt als ordentlich zu bezeichnen ist, offenbaren sich doch erhebliche Probleme der Macher im Umgang mit der Kamera – während der Hintergrund oft so dunkel ist, dass man kaum noch etwas erkennt, ist der Vordergrund meist übermäßig hell ausgefallen. Was die Schauspieler angeht, muss man zugeben, dass die B-Movie-Darsteller zu Recht nie den Sprung ins A-Liga-Fach vollzogen haben. Lediglich Virginia Gordon, die sich schon zuvor durch ihr Mitwirken an Francis Ford Coppolas „Das gibt es nur im wilden Westen“ einen gewissen Ruf erarbeiten konnte, macht auch außerhalb ihrer Nacktszenen eine wirklich gute Figur.
Was den Sexploitation-Charakter der Produktion betrifft, gibt es vor allem zwei Sequenzen, die diesen Status rechtfertigen. Die erste ist eine insgesamt harmlose Softcore-Szene, in der am Abend die Stallburschen neben dem Pokerspiel mit den barbusigen Mägden rummachen und Hoppe-Hoppe-Reiter spielen. Dabei kann man die Haltung des Regisseurs gegenüber seinen weiblichen Figuren hier als durchaus Frauenfeindlich bezeichnen, dass die Männer beim Sex den ganzen Film hindurch nie die Hosen runterlassen, führt diese Szene jedoch in so dermaßen absurde Bahnen, dass dieses Argument sich nicht allzu stark in den Vordergrund drängt. Die zweite Sequenz, in der Frost zwei Vergewaltigungen einander gegenüberstellt, ist da schon weit weniger unbedenklich. Doch auch wenn man den Exploitation-Charakter dieser Szenen nicht wegreden kann, sind sie doch hochinteressant inszeniert. Zunächst sieht man, wie Carlo über Susan herfällt, doch dann kommen immer mehr Rückblenden auf den Missbrauch von Carlos Schwester, bis der Film visuell schließlich nur noch diesem folgt, während die Tonspur aber durchgehend bei der aktuellen Vergewaltigung hängen bleibt. Der Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen, den Frost durch diese Montage herstellt, erweist sich als überraschend reif. Das Opfer von Sexualverbrechen später oft selbst zu Tätern werden, hat sich immerhin über die letzten Dekaden zu einer gesicherten Tatsache in der Kriminalforschung gemausert.
Fazit: „Die Folterranch der gequälten Frauen“ ist ein Sexploitation-Western, der sich trotz akutem Budgetmangel durch seine straight erzählte Rachestory und seine gar nicht mal so dämlich eingeflochtenen Softcore-Szenen über Wasser hält.