„Winter's Bone“ ist ein Sozialdrama, das sich dem Schicksal einer immer größer werdenden Randgruppe in den USA zuwendet, die vornehmlich auch als „White Trash“ bezeichnet wird. Eine weiße Unterschicht, die in verkommenen Trailerparks und Baracken lebt.
Die Perspektivlosigkeit und Armut dieser Menschen fängt der Film gut ein. Dazu dient zum einen die triste Einöde, in der die Handlung spielt: die Ozarks, eine bewaldete Hochlandregion in Missouri, weit weg von jeder Urbanität. Teilweise scheint dort die Zeit stillgestanden zu sein. Vom Informationszeitalter ist nichts zu spüren. Die Menschen haben auch anderes zu tun: Sie kämpfen dort jeden Tag aufs Neue darum ihre Familien zu ernähren. Natürlich gehen mit Armut, Arbeits- und Trostlosigkeit auch Alkohol- und Drogenprobleme einher. Zum anderen wird die deprimierende Atmosphäre auch durch das stets glaubwürdige Schauspiel der Darsteller und lange Kameraeinstellungen erzeugt, die auf fast dokumentarische Weise das alltägliche, schonungslose Leben einfangen.
Jedoch bringt dieses Stilmittel auch den Nachteil mit sich, dass der Film trotz seiner überschaubaren 100 Minuten Spieldauer deutlich zu lang erscheint. Über weite Strecken ist „Winter's Bone“ ein zäher, langatmiger und zum Teil auch langweiliger Film. Dies macht sich schon am Anfang bemerkbar, wo in den ersten 10 Minuten kaum ein Wort gesagt wird, sondern die Kamera der Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence bei der Arbeit folgt und die Landschaft einfängt. Bis zu erkennen ist, wo der Film hin will, dauert es weitere 10 Minuten. Auch nachfolgend ist der Film durch Wortkargheit und Handlungsarmut gekennzeichnet.
Der halb dokumentarische, minimalistische Stil und das überschaubare, aber dennoch schwerfällige Drehbuch haben mir persönlich nicht ganz zugesagt, ganz anders als die sozial brisante Thematik eigentlich. Der Film konnte mich jedenfalls nicht so erreichen, damit er lange in Erinnerung bleiben wird. Der thematisch ähnlich gelagerte Independent-Film „Frozen River“ hat mir wesentlich besser gefallen.