Klaus Kinski spielt nicht nur perfekt den verrückten und verzweifelten Woyzeck - er ist dieser, mit seinem ganzen Wesen. Doch was normalerweise ein positiver Aspekt ist, ist in der Verfilmung von "Woyzeck" genau das Gegenteil von der ursprünglichen Intention des Autors: Denn Woyzeck ist kein Wilder, er ist ein recht normaler, sogar durchaus intelligenter Mensch, der von seiner Umgebung zu dem gemacht wird, was er ist. Doch Klaus Kinskis Performance lässt niemals das Gefühl aufkommen, dass dieser Woyzeck jemals ein "normaler" Mensch gewesen ist - und so wird aus der bissigen Gesellschaftskritik Büchners die seltsame Geschichte eines Gestörten, die zudem noch unglaublich spröde und langatmig inszeniert ist. Die knapp 80 Minuten sind gefühlte drei Stunden, in den nahezu nichts Bedeutsames passiert, alles gemächlich, unspektakulär, fast schon gelangweilt.
Theaterstücke funktionieren schon als Bücher nur bedingt - damit sie ihre Wirkung entfalten, müssen sie inszeniert, eventuell auch neuinterpretiert werden. Doch Werner Herzog verzichtet hier auf jegliche neue Ideen, filmt nur die einzelnen Szenen des Buchs ab und bietet nicht einmal einen aussagereichen oder nachwirkenden Schluss: Einer der besten Sätze wird am Ende lediglich als Texteinblendung gezeigt, kraftlos und nichtssagend. Und die lächerliche Mordszene hätte so wohl besser in "Scary Movie" gepasst: Übertriebene, unpassende Musik begleitet eine blutlose Tat, in der nicht einmal Blut am Messer zu sehen ist, ganz abgesehen davon, dass Marie mit dem Gríff des Messer erstochen wird. Und die Moral von der Geschicht´: Tote Frauen bluten nicht? Das hat Büchners hintersinniges und dialogstarkes Stück nun wirklich nicht verdient.
Um das mit einem tollen Zitat aus dem Buch abzuschließen (welches im Film selbstverständlich fehlt): "Was ist das? - Das ist Einfalt." Da hat der gute Büchner den Film schon vorausgeahnt.