Plumpes „Oscar bait“-Drama mit manipulativem Charakter
„The Help“ von 2011 hat ohne Zweifel eine interessante und spannende Geschichte, die auf dem gleichnamigen Buch von Kathryn Stocketts basiert. Der Film konnte zumindest einen Großteil des Publikums überzeugen und war für vier Oscars nominiert. Einen davon konnte Octavia Spencer als beste Hauptdarstellerin absahnen. Der Film hat sein Ziel also geschafft, denn genau das war sicherlich auch die Absicht von Regisseur Tate Taylor: Oscars! Der Begriff „Oscar bait-Movie“ (was einen Film beschreibt, der um jeden Preis für die Academy Awards nominiert werden will) trifft auf diesen Film so gut zu, wie auf kaum einen anderen. „The Help“ nutzt ein sehr sensibles und furchtbares Thema und setzt es leider auf sehr plumpe und manipulative Art und Weise um. Dies kommt dabei raus, wenn Hollywood das Thema Rassismus ohne Feingefühl in einen seiner Filme quetscht. Nicht alles an dem Film ist schlecht, es gibt durchaus positive Aspekte (vor allem bei den Darstellern), aber ich bin doch immer wieder schockiert, wie solche Filme so viel positive Resonanz bekommen. Die Checkliste für diese Art von Oscar-Drama ist mittlerweile so vorhersehbar und war es bereits 2011. Und mit Bravour schafft es „The Help“ alle Kästchen von dieser Liste abzuhaken, egal wie viele Klischees es dafür benötigt.
Die Story spielt in den frühen 60er Jahren in Jackson, Mississippi: Noch noch junge Skeeter möchte einen kritischen Artikel über schwarze Haushälterin verfassen. Sie möchte ehrliche Geschichten der Frauen hören, seien sie noch so hart. Als die verwitwete Aibileen Clark sich als erste für eins der Interviews meldet, ahnt sie noch nicht, was für eine Welle sie damit lostritt. Immer mehr Frauen schließen sich ihr an, während sich rassistische Vorstädter, wie die verheiratete Hilly, über solche Geschichten nur empören…
Wie wunderbar ironisch: Ein Film, der das Gefälle zwischen schwarzenudn weißen Menschen in den 60er Jahren aufzeigen will, arbeitet mit fast ausschließlichen Schwarz-Weiß-Klischees. Subtilität ist ein Fremdwort in diesem Film, alles wird dem Zuschauer mit der Moralkeule eingeprügelt. Die meisten weißen Figuren sind böse, während eigentlich alle schwarzen Charaktere als eindimensional gut dargestellt werden. Doch egal um welche Figur es geht, alles wird in einem Extrem gezeigt. In diesem Universum ist man entweder böse oder gut. Der Film versucht das zumindest mit der Figur der Mutter von Skeeter (gespielt von Allison Janney) auszugleichen, aber ihr plötzlicher Sinneswandel am Ende wirkt dazu viel zu forciert und unnatürlich. Und das macht den Film für mich wirklich anstrengend! Immer wieder verfällt „The Help“ in die nervigsten Klischees, die man von Filmen dieser Art gewohnt ist.Gerade wenn es um das Thema Rassismus in Amerika geht, sind viele dieser Werke so eklig offensichtlich in ihrer Message. „Rassismus ist ganz schlecht“, das ist oftmals die Aussage, auf die man diese Filme runter brechen kann und „The Help“ ist ein Paradebeispiel dafür.
Ein Jammer, denn die Darstellerinnen sind wirklich gut, vor allem Octavia Spencer und Viola Davis. Leider müssen sie sich mit kitschigen Dialogen herumschlagen. Genervt hat mich vor allem Bryce Dallas Howard als böse Hilly. Sie ist die fiese Antagonistin der Geschichte und lässt uns das in jeder Szene auch spüren.
Der Film ist technisch ganz hübsch gemacht, das muss ich gestehen. Der Score von Thomas Newman geht in meinen Augen jedoch leider etwas unter.
Fazit: Erschreckend, wie ein sehr komplexes und schreckliches Kapitel in der Geschichte von Amerika derart einseitig und kitschig verfilmt wurde. „The Help“ ist voll von schlimmen Dramen und dürfte für manche ab und zu nicht einfach zu ertragen sein, gefühlt hab ich davon allerdings nur sehr wenig. Stattdessen hat der Film ungelogen ein paar Momente, die in meinen Augen fast wie eine Parodie der Geschichte fungieren und mich zum Lachen gebracht haben. Wer bei so einem Film wenig Wert auf Anspruch oder Realismus legt und stattdessen etwas „Feel Good“-Vibes spüren möchte, der wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Für mich jedoch ist „The Help“ leider sehr billiges Fast Food-Drama mit schwachen Dialogen und eindimensionalen Figuren.