Zu „Cannon-Films“ muss man nicht viele Worte verlieren. Die Produktionsfirma von Menahem Golan und Yoram Globus ist eine wahre Schatzkiste für Fans von Action-Flicks und faszinierendem Trash. „Cannon“ war stilpregend für den minder-budgetierten Genre-Film der 80er Jahre. In dieser Kritik widme ich mich einer meiner Lieblingsproduktionen aus der israelisch-amerikanischen Filmfabrik: Dem 86er Actioner „Night Hunter“ aka „Avenging Force“ mit Aushilfs-Ninja und Videotheken-Star Michael Dudikoff in der Hauptrolle, welcher in meinen Augen sein bester Film ist. Bitte haut mich nicht ihr „American Fighter“ Verehrer!
Handlung:
Der Ex-Agent Matt Hunter (Michael Dudikoff), einst der beste Mann der CIA (wer auch sonst), lebt zurückgezogen auf einer Ranch und kümmert sich um seine kleine Schwester, nachdem seine Eltern durch eine Bombe, die eigentlich ihm galt, ums Leben kamen. Hunter besucht samt Schwester und Großvater seinen alten CIA-Kumpel Larry Richards (Steve James), der inzwischen in New Orleans als Politiker für den Senat kandidiert. Dies ist allerdings der rechtsextremen Bruderschaft „Pentangle“ ein Dorn im Auge. Die Organisation, bestehend aus reichen Geschäftsleuten mit guten Verbindungen in höchste Ämter, möchte das „Wahre Amerika“ aufrechterhalten und den, ihrer Meinung nach, Abschaum ausradieren. Dass somit ein schwarzer Politiker nicht toleriert wird, versteht sich von selbst. Als mehrere Anschläge auf Richards und seine Familie verübt werden, sagt ihnen Hunter den Kampf an, auf Leben und Tot…
Wer erinnert sich noch an Michael Dudikoff? Das war doch der…RICHTIG! Der „American Ninja“ himself. Die große Hoffnung des B-Action Sektors aus der „Cannon-Schmiede“. Ich muss zugeben, ich sehe den Mann sehr gerne und bin der Meinung, dass er durchaus das Potenzial zum Action-Star hatte. Nur leider ist er relativ schnell im Videothekensumpf untergegangen, dabei hatte der Gute durchaus die Ambitionen, sich in eine Reihe mit solchen Haudrauf-Heroen, wie Jean-Claude Van Damme oder Dolph Lundgren einzureihen. Nur leider hat er den Anschluss verpasst, was denke ich den Produzenten zuzuschreiben ist, da bin ich mir sicher. Zu der Zeit als Dudi gerade auf der Bildfläche erschien und mit „American Ninja 1-2“ respektable Erfolge verbuchen konnte, fokussierten sich Golan und Globus eher auf größere Produktionen um das „Cannon-Uhrwerk“ weiter am Laufen zu halten. Man wollte am Kinomarkt bestehen und Geld verdienen. Somit investierte man das Geld lieber in Sylvester Stallone („Cobra“, „Over The Top“), Chuck Norris („Delta Force“) oder in „Superman IV“ oder auch in „Masters of the Universe“. Man achtete nicht darauf Michael Dudikoff zu etablieren und somit lief er mit Filmen, wie „River of Death“, „Platoon Leader“ oder eben „Avenging Force“ eher unter dem Radar der Masse, bevor er dann noch mit „American Ninja 4“, „Marine Fighter“ oder „Chain of Command“ in die Resteverwertung von Cannon abstieg. Danach drehte er nur noch Action direkt für die Videotheken und für das Fernsehen. Schade, Schade, Schade. Aber was soll man machen? Richtig, sich an den Kloppern freuen, die er Mitte der 80er noch veredeln durfte, zum Beispiel „Avenging Force“, der beste Titel aus seiner Filmographie und einer der besten Cannon-Filme, zumindest aus meiner Sicht.
Der Film an sich ist sehr kurzweilig, da er eine durchaus spannende Handlung bietet. Die Prämisse um eine rechtsextreme Bruderschaft, die mit Gewalt ihren fanatischen Patriotismus durchsetzt, macht durchaus was her und ist eine nette Alternative zu den sonstigen Klischee-Feindbildern in 80er-Jahre Action-Filmen. Fast schon bewundernswert, wenn man andere Filme aus den Reihen von Golan/Globus kennt, dass hier der überschwängliche Patriotismus auf Seiten der Bösen zu finden ist. Ich will den beiden nicht unterstellen kritische Absichten gehabt zu haben aber ich war überrascht. Gut ich denke mal, dass es ihnen sowieso egal war, Hauptsache es kommt ein unterhaltsamer Film dabei raus. Jedenfalls macht die Story durchaus was her. Auch die Figuren könnten punkten. Dudikoff und James harmonieren einfach zusammen, bei ihnen stimmt die Chemie, wie schon bei „American Ninja“. Auch wenn einige Dialoge etwas dümmlich sind, macht das ganze durchaus Spaß und zieht einen gut in den Film hinein. Auch John P. Ryan („Delta Force 2“, „Death Wish 4“, „Bound“) als Bösewicht und „Pentangle“ Chef legt eine herrlich diabolische Performance hin. Die weiteren „Pentangle-Brüder“ erfüllen ihren Zweck, bis auf Bill Wallace, der in seinem Hunting-Dress eher wie der Zeremonienmeister einer schwulen Leder-Bar aussieht. Zudem bietet die Handlung einen netten Twist, was, ohne zu spoilern, relativ überraschend daher kommt.
Die Action kann sich ebenfalls sehen lassen. Klar, 1986 gab es ein anderes Schnitttempo und manches wirkt etwas behäbig und altbacken aber Nostalgiker werden daran ihren Spaß haben. Verfolgungsjagden, Shoot-Outs und etwas Martial-Arts, alles mit einer angemessenen Härte, zaubern dem geneigten Fan, zum Beispiel mir, ein Lächeln ins Gesicht. Die Inszenierung ist stimmig, es geht relativ rough und dreckig zur Sache. Der ganze Film hat einfach diesen verwaschenen, rauen B-Movie Look. Klar, viel Budget hatten die Jungs nicht, aber es passt wunderbar zur Stimmung des Films und gepaart mit der cheesy Synthie-Mukke stellt sich einfach wunderbares 80er Feeling ein. Auf dem Regiestuhl nahm ja auch nicht irgendein Wald- und Wiesenregisseur Platz. Niemand geringeres als Sam Firstenberg inszenierte dieses B-Film Oeuvre in gewohnter Exploitation-Manier. Immerhin war der Mann auch für solche Cannon-Knüller wie zum Beispiel „Die Rückkehr der Ninja“, „Die Herrschaft der Ninja“ oder auch „Breakin‘ 2 – Electric Boogaloo“ verantwortlich. Ebenfalls Dudikoffs andere Heldentaten, „American Ninja“ und „American Ninja 2“ gingen auf Firstenbergs Konto. Er weiß was ein solider Action-Film braucht und kann die nötige Stimmung inszenieren und solch ein Werk knackig in Szene setzen. Prunkstück des Films ist für mich sicherlich der Kampf zwischen Matt Hunter und den „Pretangel-Brüdern“ in den Sümpfen, wo Hunter nur mit bloßen Fäusten, sich seinen Gegnern erwehren muss. Das ist herrlich dreckig inszeniert und ziemlich spannend. Auch nicht zu verachten ist die Schluss-Szene im Krankenhaus, die einen wunderbaren Abschluss mit Hang zur Düsternis bildet und auch die Möglichkeit für ein Sequel offen ließ, was aber nie kam. Apropos Sequel! Eigentlich war „Avenging Force“ als Fortsetzung zum Chuck Norris-Kult-Klopper „Invasion USA“ gedacht, welche Chuck aber nicht machen wollte, was erklärt warum die Hauptfigur hier ebenfalls „Matt Hunter“ heißt.
Fazit: „Avenging Force“ ist für mich einfach B-Action-Kult. Verwaschene Video-Optik, Brutalität, Shoot-Outs, Martial-Arts, Bösewichte in ulkigen Verkleidungen und 80er Synthesizer-Sound. Dazu der einzig wahre „American Fighter“ Michael „Ich wäre so gern ein Star gewesen, aber ich habe meine Seele an Cannon verkauft“ Dudikoff in der Hauptrolle. Ein Film, der spannend ist und mächtig Spaß macht und auch zeigt was Dudikoff hätte leisten können, hätte man ihn nur gelassen. So bleibt uns zumindest eine kleine, wenig beachtete Perle der 80er, die definitiv mehr Anerkennung verdient hat und auch zum besten gehört was der Aushilfs-Ninja in seiner Laufbahn gedreht hat.