Im Horrorgenre grassiert das Fortsetzungsfieber. Kaum ein halbwegs veritabler Hit, der nicht in die zweite, dritte oder wie jüngst bei der Saw-Reihe sechste Runde geschickt wird. Selten erhöht sich dabei die Klasse der Filme. Künstlerische Qualität ist in der Gruselgattung eben selten der bestimmende Faktor, um für eine Fortsetzung grünes Licht zu bekommen. Preisgünstige Drehbedingungen und treue Fans garantieren den Produzenten schlichtweg eine zu hohe Rendite, um vom lustlosen Aufwärmen des Originals Abstand zu nehmen. Dabei kommt es häufiger vor, dass der Regisseur des Originals seinen Namen von der ungewollten Fortsetzung zurückzieht. Seltener tritt aber der Fall ein, dass sogar der Ersatzregisseur des Sequels mit dem Endprodukt nichts zu tun haben will. Aber genau das ist bei „Cabin Fever 2: Spring Fever“ nun der Fall. Eli Roth (Hostel), Tarantino-Zögling und Schöpfer des frech-blutigeb Erstlings gab früh zu verstehen, dass er kein neues „Cabin Fever“-Kapitel aufschlagen wolle. Dafür übernahm Ti West, ein junger, weitgehend unbekannter Direct-to-DVD-Regisseur. Als der „Cabin Fever 2“-Start vom Verleih Lionsgate stetig verschoben wurde, dämmerte den Fans des Originals langsam, dass von Teil zwei wohl wenig Gutes zu erwarten war. Spätestens als West beim britischen Frightfest-Festival dem Publikum dann auch noch erklärte, er hätte mit dem Film lieber nichts zu tun gehabt, schrillten selbst beim härtesten „Cabin Fever“-Fan die Alarmglocken.
Die Fortsetzung knüpft - zumindest inhaltlich - nahtlos an den ersten Teil an: Noch immer sind die Abwasseranlagen einer US-Kleinstadt mit einem tödlichen Virus verseucht. Doch niemand kümmert sich darum. Ein dummer Zufall will es, dass die Krankheitserreger in die Abfüllanlagen des örtlichen Mineralwasserherstellers „Down Home Water“ gelangt. Nur der einfältige Deputy Winston (Giuseppe Andrews) ahnt etwas von der drohenden Gefahr, als er eine vom Schulbus zerfetzte Leiche seziert und die typischen Seuchenmerkmale feststellt. Während er sich auf Ursachenforschung begibt, steigen in der Innenstadt die letzten Vorbereitungen für den Schulabschlussball. John (Noah Segan) will der Prom Night eigentlich fern bleiben, da seine Angebetete Cassie (Alexi Wasser) sich lieber mit dem Unsympathen Marc (Marc Senter) verabredet hat. Doch sein Kumpel Alex (Rusty Kelley) überredet John schließlich dazu, ihn auf die Party zu begleiten. Nach wenigen Stunden übergeben sich plötzlich die ersten Jungen und Mädchen auf der Tanzfläche. Und es kommt noch schlimmer: Die Infizierten spucken Blut, während sich ihre Haut langsam auflöst. Mitten im Tohuwabohu wagen die noch nicht infizierten John und Cassie die Flucht. Doch die beiden kommen nicht weit - ein Spezialkommando der Polizei hat die Schultüren bereits von außen verriegelt…
Während es Eli Roth vor sieben Jahren mit Cabin Fever immerhin gelang, drastische Ekeleffekte, Gesellschaftssatire und Virenthriller zu einem leidlich originellen Gruselcocktail zu vermengen, fällt Ti West in der Fortsetzung wenig Neues ein. Er ersetzt die ländliche Abgeschiedenheit aus Teil eins ins altbekannte Collegemilieu. Geblieben ist nur noch die Figur des Deputy Winston, der mit seinen Fluchorgien und selten dämlichen Aktionen zumindest für den einen oder anderen Lacher sorgt. Die fehlenden Einfälle kaschiert Ti West mit primitiven Kotz-, Blut,- und Spermaeinlagen, die noch weit unter dem Niveau gängiger Komödienhits wie American Pie liegen. Eine Geschmacklosigkeit nach der anderen wird überlang breitgetreten. Tiefpunkte des pubertären Spektakels sind eine Sexszene mit einem übergewichtigen Mädchen im Schwimmbad, eine Pinkeleinlage in die Bowle und ein schmerzhafte Oralverkehr inklusive Zahnspangen-Widerhaken. Spannung will zwischen diesen widerwärtigen Trasheinlagen keine aufkommen - und für einige der dünnen Witzchen würde sich wohl selbst ein Tom Gerhardt schämen.
Ärgerlich sind neben den Klischeetypen wie dem dauerquasselnden Kumpel und dem Außenseiter-Antihelden auch die Vorhersehbarkeit und die Logiklöcher der Geschichte. Auch visuell überzeugt „Cabin Fever 2“ nicht. Der Schnitt ist unrhythmisch, die Optik billig, der Sound mies ausgepegelt und die Effekte schmerzhaft künstlich. Nur die schlichten Zeichentricksequenzen zu Beginn und am Ende des Films, die den Weg des verseuchten Wassers zeigen, sorgen für gute Laune.
Das lässt sich von den schauspielerischen Leistungen leider nicht sagen. Sind die Ansprüche bei einer derben Horrorkomödie bereits im Vorhinein nicht allzu hoch, unterschreitet „Cabin Fever 2“ gar diesen Level noch einmal gewaltig. Bis auf den sympathischen Noah Segan und den schrägen Giuseppe Andrews übertreffen sich die übrigen Darsteller beim peinlichen Um-die-Wette-Chargieren.
Fazit: „Cabin Fever 2: Spring Fever“ wartet nicht umsonst bereits seit über einem Jahr auf seine DVD-Auswertung. Ti Wests extrem explizite Gorekomödie ist an Niveaulosigkeit kaum zu überbieten. Sexistisch, unlogisch und völlig spannungsfrei weidet sich der Regisseur an primitiven Anzüglichkeiten, die mit dem auch nicht gerade zimperlichen Eli-Roth-Original nichts mehr gemein haben. Da bleibt nur der Schrei nach dem Gesundheitsamt, damit dieser lahme Virus bloß nicht noch ein drittes Mal ausbricht.