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    Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian
    Von Christoph Petersen

    Mit „Tobias Totz und sein Löwe“ haben die Regisseure Thilo Graf Rothkirch und Piet De Rycker 1999 ihre fruchtbare Zusammenarbeit begonnen. Seitdem haben sie das deutsche Animationsgenre mit den erfolgreichen Kinoproduktionen „Der kleine Eisbär“, „Lauras Stern“, Der kleine Eisbär 2 und Kleiner Dodo – auch international (Emmy-Nominierung für die TV-Serie „Der kleine Eisbär“) - gewaltig nach vorne gebracht. Mit dem Sequel „Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian“ legt das Duo nun sein bisher ambitioniertestes Werk vor. Die reichhaltigen Bilder Pekings, das in jeder Einstellung zwischen Tradition und Moderne (hier: Lampions und Kirschblüten; dort: Laptops und MP3-Player) oszilliert, sind für Anhänger fernöstlicher Animationskultur eine wahre Freude. Und auch der Ton der Geschichte, der ebenfalls stark von der asiatischen Form des Geschichtenerzählens beeinflusst ist, bietet viele spannende Nuancen, die man von einem deutschen Kinderfilm in dieser Form beileibe nicht erwarten durfte.

    Laura bringt ihrer Katze Chinesisch bei, doch statt des verlangten Ni hao bringt diese nur ein artgerechtes Miau heraus. Die ungewöhnliche Nachhilfestunde ist nicht ohne Grund. Lauras Mutter gibt zum Neujahrsfest ein Cello-Konzert und nun fliegt die ganze Familie gemeinsam nach Peking. Im Gepäck hat Laura auch ihren geliebten Stern – allerdings weiß sie beim besten Willen nicht, wie sie den funkelnden Himmelskörper durch die Zollkontrolle bekommen soll. Deshalb muss der Stern neben dem Flugzeug herfliegen – bis er in einen schwarzen Nebel gerät und abstürzt. Durch Zufall findet das chinesische Mädchen Ling-Ling den arg mitgenommenen Stern. Weil ihre Tante als Pipa-Spielerin auch an dem Neujahrskonzert teilnimmt, treffen die beiden Mädchen bei den Proben in der neuen Oper aufeinander. Der Stern kehrt also zurück zu seiner rechtmäßigen Besitzerin. Doch was hat es mit dem schwarzen Nebel auf sich? Der Legende nach will dieser mit Hilfe des bösen Drachen Nihan verhindern, dass es jemals wieder Frühling wird – und vertreiben lässt er sich nur durch ein ordentliches Feuerwerk, das in der Neujahrsnacht traditionell in den chinesischen Himmel geschossen wird…

    Eine Woche vor „Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian“ startet der neue Pixar Oben in den Kinos. Im Filmstarts-Interview hat Regisseur Pete Docter bereitwillig zugegeben, sich bei seiner Arbeit auch von Asiens Animationskünstler Nummer eins Hayao Miyazaki (Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland) inspirieren zu lassen. Auch bei Lauras zweitem Abenteuer ist der Einfluss Miyazakis nun deutlich zu erkennen. Die Bilder sind proppenvoll gestopft mit zauberhaften kleinen Einfällen. Dazu zählen wie bei Miyazaki auch die niedlichen stummen Figürchen, hier eine Puppe und ein Beschütz-mich-Hund, die immer wieder für kleine Späßchen gut sind und so die Szenerie zusätzlich beleben. Als absoluter Liebling der Kinder kristallisiert sich der ebenfalls stumme Drache Nihan heraus. Dieser ist nämlich keinesfalls so böse, wie alle sagen. Im Gegenteil, er ist sogar ein ziemlich lustiger Geselle. Obwohl der farbenfrohe Drache kein Wort spricht, haben die Macher Comedian Dirk Bach als Sprecher gewonnen, der nun mit allerlei Geknurre und Geschnaufe den amüsierenden Charakter der Figur unterstreicht.

    Besonders schwelgerisch geht es zu, wenn Laura zu träumen beginnt. Dann wehen Kirschblüten durch Pekings Häuserschluchten oder zieht der magische Stern gegen den schwarzen Nebel ins Feld. Die überbordende Schönheit dieser Sequenzen wird durch die unterlegte Musik sogar noch potenziert. Niemand Geringeres als Lang Lang, der berühmteste Klaviervirtuose unserer Zeit, hat die atmosphärischen Kompositionen des jungen Komponisten Frank Federsal eingespielt – überirdisch schöne Klänge, die den verträumt-surrealen Charakter der Szenen perfekt widerspiegeln. Natürlich war es nicht leicht, an einen Künstler dieses Weltranges heranzukommen, doch die Macher haben allgemein gute Beziehungen nach China gepflegt. Ihr Film ist deshalb auch ein eindringliches Plädoyer für den deutsch-chinesischen Kulturaustausch. Dabei fehlt jedes kritische Element, wie man es im Moment – gerade in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse rund um die Frankfurter Buchmesse – vielleicht gerne gesehen hätte. Aber hey, „Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nihan“ ist nun mal ein Kinderfilm - und da ist ein optimistisch-märchenhafter Charakter nicht nur okay, sondern absolut wünschenswert.

    Fazit: Schwelgerische, an Hayao Miyazaki angelehnte Bildkompositionen treffen auf eine charmante, von Toleranz und Miteinander geprägte Geschichte und kurzweilige, kindgerechte Unterhaltung – damit bewahrt sich das Duo Thilo Graf Rothkirch und Piet De Rycker seinen Ruf als Flaggschiff des deutschen Kinder-Animationskinos.

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