Filme wie „Rendezvous mit Joe Black“ spalten ihre Zuschauerriegen. Die eine Hälfte wünscht sich, es möge endlich mehr Aufregendes passieren, die andere wird diesen entgegnen: Da passiert doch die ganze Zeit etwas Spannendes. Regisseur Martin Brest („Der Duft der Frauen“) drehte diesen Film, der sich nur schwer in ein bestimmtes Genre einordnen lässt. Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen, es geht um Liebe und Tod. Doch ohne den Film gesehen zu haben, wird kaum einer verstehen, was hiermit gemeint ist.
Susan Parrish (Claire Forlani) begegnet in einem Café einem sehr attraktiven Mann (Brad Pitt). Er flirtet mit ihr auf eine Weise, die sie sehr beeindruckt, doch als sie sich verabschieden, weiß keiner der beiden den Namen des anderen. Sie geht nach links, er nach rechts und immer wieder drehen sich beide kurz um, aber nie treffen sich ihre Blicke. Der Mann wird während er sich auf der Straße zum wiederholten Male nach ihr umschaut, in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt und stirbt. Sie ist jedoch gerade um die Ecke gebogen und bekommt nichts davon mit. Ihr Vater, William Parrish (Anthony Hopkins), ein erfolgreicher und beliebter Geschäftsmann, wird in wenigen Tagen seinen 65. Geburtstag feiern. In einer Nacht hört er eine merkwürdige Stimme. Diese Stimme gehört zu dem Mann, der sich ihm Tags darauf als der Tod vorstellt. Der Tod schlägt ihm eine Art Deal vor, er solle ihn in die Welt der Menschen einführen und dafür ließe er ihn länger am Leben. Er stellt seiner Familie den Tod als einen Kollegen namens Joe Black vor. Dieser Joe Black hat die Gestalt wie des Mannes aus dem Café und Susan ist überrascht, ihn beim gemeinsamen Abendessen der Familie wiederzusehen. Sie hat sich in diesen Mann aus dem Café verliebt, doch der Mann am Tisch erscheint völlig verändert und zeigt in keiner Weise, dass er sie wiedererkennt.
Was folgt ist eine wundersame Geschichte über die Liebe zwischen einer Frau und dem Tod sowie die Geschichte eines alten Mannes, dessen Leben kurz vor dem Ende eine für ihn sehr interessante, wenn auch schwierige Wendung einschlägt. Der Film ist lang, fast drei Stunden lässt Regisseur und Produzent Martin Brest diese ungewöhnliche Story andauern. Der Tod, der hier gezeigt wird, ist ein liebenswürdiger Mann, er hat nichts von dem, was dem Tod beispielsweise in „Final Destination“ zugeschrieben wird. Die Welt der Menschen erscheint neu für ihn, er kennt keine Verhaltensregeln, bleibt dennoch stets vornehm und freundlich zurückhaltend. Die Zeit in Menschengestalt ist für ihn Urlaub und Erkundungsmöglichkeit des Menschenkörpers und den Gefühlen, die dieser ihm gibt. Die drei Hauptdarsteller sind über jeden Zweifel erhaben. Die beiden großen Stars Anthony Hopkins und Brad Pitt brillieren und können in ihrer Rolle voll und ganz überzeugen. Die etwas unbekanntere Claire Forlani („Startup“) steht diesen Leistungen in nichts nach. Sie wirkt sehr authentisch, geradezu phänomenal meistert sie ihren Part. Nicht nur dank ihrer Schönheit weckt sie keinen Zweifel, ihre Mimik zeigt, dass sie mit Besserverdienenden wie der hoch gehandelten Julia Roberts locker mithalten kann. Man wünscht sie in mehr Filmen zu sehen und fragt sich, warum sie in aktuelleren Produktionen nicht auftaucht (mal abgesehen von dem faden Jackie-Chan-Vehikel „Das Medallion“).
Eins der größten Mankos von „Rendezvous mit Joe Black“ ist nicht unbedingt seine Länge, sondern sind Szenen, in denen in der deutschen Fassung Niederländisch gesprochen wird. Nur Bruchteile des Gesagten sind verständlich, Untertitel nicht vorhanden. So wird man als Zuschauer teilweise minutenlang vom Geschehen ausgenommen, Sinn und Zweck dieses merkwürdigen Unterfangens bleiben einem verwehrt. Hier wären Kürzungen oder Untertitel ein Muss gewesen. Ein anderer Punkt, den einige als negativ ansehen werden, ist seine ausschließliche Konzentration auf Dialoge und zwischenmenschliche Konfrontationen. Keine Action, keine großen Szenen stehen im Vordergrund, auch auf der riesigen Geburtstagsfeier von William Parrish verlegt sich der Film fast die ganze Zeit auf Dialoge zwischen zwei Personen. Nebenhandlungsorte werden gezeigt, keine großen Kamerafahrten über das Geschehen des Festes, welches zum großen Teil am Rande stattfindet. „Rendezvous mit Joe Black“ eignet sich eigentlich nur für Menschen, die Liebesgeschichten in Filmen nicht grundsätzlich abgeneigt sind. Ein gewisses Faible für diese sollte vorhanden sein. Gähnt man im Normalfall bei jedem kleinsten Anzeichen einer sich entwickelnden Liebesgeschichte in Hollywoodproduktionen, ist man besser beraten, sich die 173 Minuten des Films zu sparen. Zwar liegt auf der Geschichte zwischen Susan und Joe Black nicht das volle Augenmerk, doch mag man diese nicht, wird man den Film vermutlich hassen. Schreckt dies und die Personifizierung des Todes nicht ab, sollte man sich jedoch auf den Film einlassen. Die Schauspielleistung und die hübsche Claire Forlani sollten dann Grund genug sein. Einen Punktabzug gibt es allerdings für die unverständlichen Szenen in Niederländisch und die unter anderem daraus resultierende Länge des Films.