Mit der Verfilmung von Computerspielen ist es so eine Sache. Wirklich qualitativ hochwertige Umsetzungen bekommt der Zuschauer auf der großen Leinwand selten geboten. Zu präsent sind noch die eher abenteuerlichen Adaptionen von Uwe Boll oder andere B-Actioner wie "Tomb Raider", die Fans eher den Kopf schütteln als ein Kinoticket erwerben lassen. Und doch wird es nicht ruhiger in diesem Genre. Profilierte Regisseure wie Duncan Jones ("Warcraft") und Justin Kurzel ("Assassin's Creed") stecken mitten in der Umsetzung einiger Klassiker der Videospielgeschichte. Auch die bereits mit durchwachsenem Ergebnis verfilmte "Hitman"-Reihe bekam erst kürzlich ein Reboot beschert, das auf den ersten Blick wenigstens optisch näher an den Spielen angesiedelt zu sein scheint als der Vorgänger.
Katia van Dees (Hannah Ware) ist auf der Suche. Wonach genau weiß sie nicht, doch sie wird regelmäßig von Flashbacks und unverhofften Reflexen geplagt. Da begegnet ihr ein mysteriöser Fremder namens John Smith (Zachary Quinto), der sie angeblich beschützen will. Der Grund: ein "Agent" (Rupert Friend) ist auf sie angesetzt. Diese im Genlabor erschaffenen Supersoldaten kennen weder Schmerzen noch Emotionen und sind darüber hinaus perfekte Killer. Katias Vater war an der Erschaffung dieser Monster beteiligt und scheint das eigentliche Ziel der Operation zu sein. Mit knapper Not flüchten Katia und John in die amerikanische Botschaft in Berlin. Doch Waffengewalt und Stahlbetonwände sind für Agent 47 kein Hindernis.
Das klingt nach geradliniger Action zum Hirnabschalten und Popcorneinwerfen. Gut, einen kleinen Twist gibt es, aber den hätte man sich bei der Wahl der Darsteller eigentlich denken können. Darüber hinaus hat die Geschichte keinen hohen Anspruch, was in diesem Genre ja noch nie ein Muss war. In ihrem Rahmen funktioniert sie, auch wenn die knappen Dialoge selbst für einen flotten Actionfilm ein wenig zu kurz kommen. Dafür kann man die großzügigen und durchweg stylischen Bilder von Berlin, Singapur und den vereinzelten übrigen Schauplätzen in vollen Zügen genießen. Auch die Stunts sind eine wohlchoreografierte Augenweide, wenn auch von Anfang an der digitale Anteil deutlich erkennbar bleibt. Bei einer Videospielverfilmung dürfte man aber damit leben können.
Rupert Friend ist als Hauptdarsteller eine interessante Wahl. Interessant deshalb, weil er zuletzt in der viel gelobten Spionageserie "Homeland" einen ebenso taffen wie vielschichtigen Charakter spielen durfte und hier eher auf sein Äußeres reduziert wird. Darsteller und Drehbuch versuchen immer wieder, der Figur wenigstens ein bisschen sarkastischen Humor und Tiefgang einzuflößen, aber es will dem gnadenlosen Klon-Killer nicht wirklich stehen. Hannah Wares Katia hat ihre guten Momente, bleibt insgesamt aber trotz aller Action-Beteiligung relativ blass. Zachary Quinto spielt den undurchsichtigen John Smith mit genüsslicher Arroganz, die es schon in den beiden neueren "Star Trek"-Filmen als Mr. Spock glaubwürdig zeigen konnte. Ein ungewohnt bärtiger Ciarán Hinds darf als Katias Vater am intensivsten auftreten, hat aber leider nur wenige Szenen, in denen er das tun kann. Und Thomas Kretschmann beweist, dass Deutsche in Hollywood scheinbar höchstens als Bösewichte taugen. Sein Spiel ist der Rolle angemessen, aber die Selbstsynchronisation nimmt ihm, ähnlich wie es bei Christoph Waltz oft der Fall ist, den Großteil seiner Bedrohlichkeit.
Fans des Spiels wird die gelungene Optik und der Einsatz klassischer Mordinstrumente aus der Spieleserie (silberne Pistolen, Garotte) erfreuen, aber das im Vergleich zum eher auf Schleichen und Unauffälligkeit ausgelegten Spielmodus' doch recht laute und blutige Spektakel macht den Film austauschbarer als er sein müsste. Ohne allzu große Erwartungen also ein durchaus akzeptabler Actionthriller, aber dabei bleibt es auch. Für ein kurzweiliges Filmerlebnis wird viel geboten, es bleibt aber wenig davon in Erinnerung.