Eines vorweg: Wenn man ''Cloud Atlas" nicht gerafft hat, hat man verloren. Und nicht der Film hat verloren, sondern man selbst, weil man sich diesen hervorragenden Streifen entgehen hat lassen-"Cloud Atlas" ist nämlich ein wirklich erstaunlicher Film.
Allein einmal die Starbesetzung, die bewundernswerten Bilder und die wahrlich atemberaubende Maske, die ergreifende Musik- selbst ohne gute Geschichte würde das schon einen guten Film bilden. Aber besonders die Geschichte ist, was den Film so besonders macht. Zunächst einmal sorgen die vielen Zeit- und Storysprünge für heillose Verwirrung. Dann aber, desto weiter man "Cloud Atlas" ansieht, lebt man sich in jede einzelne Geschichte hinein, bis das Ende großen Sinn ergibt- nicht ohne von Dramatik und Epik zu glänzen. Man bekommt seine ganz persönliche Lieblingsgeschichte, man merkt, welche Story die ergreifendste ist, welche die lustigste, die spannenste. Schlussendlich hat man unglaublich viele Personen und Zeitalter im Kopf, was aber gut ist- denn der Film ist nicht ohne Moral; er versucht vielmehr, uns gleich mehrere Botschaften zu überbringen. Und ob die Story im 18. Jahrhundert spielt oder in der Zukunft- man merkt, wie viel Arbeit in dem Werk steckt.
Um noch mal auf Schauspieler und Maske zurückzukommen: Jeder der handvoll Schauspieler belegt bis zu ein Dutzend Rollen, was aber fast nicht auffällt- eben nur dann, wenn es gewollt ist. Das ist schlichtweg faszinierend, und hängt auch unmittelbar mit der Handlung und Botschaft zusammen. Um Tom Hanks als Beispiel zu nehmen: Das eine Mal tritt er als rothaariger, widerlicher Schiffsarzt auf, das andere Mal als 90- Jähriger Großvater, dann wieder als Verbrecher mit deutlich asiatischeren Gesichtszügen (und noch viele mehr). Und wie die Maskenbildner es schaffen, alle diese Charaktere so unterschiedlich- gezeichnet von Leben und Zeit- und doch irgendwie gleich aussehen zu lassen, ist grandios. Wirklich, wirklich Hut ab vor der Maske.
Aber auch wie die verschiedenen Jahrhunderte dargestellt werden, lässt einen nicht los. Besonders die Zukunft- an alles wurde gedacht, selbst, wie sich Sprache und Dialekt im Laufe der Zeit verändern (was, wie einige falsch verstandenen haben, nicht das Werk eines betrunkenen Drehbuchübersetzers ist, sondern ein Meisterwerk der Sprachwissenschaften). Dazu noch tolle Effekte.
Ich habe "Cloud Atlas" einen halben Stern abgezogen- der Grund ist, dass mir unter den vielen Geschichten einige nicht gefallen haben, wie z.B. das Ende oder einfach die Zeit, in der sie spielt. Die Geschichte der praktisch versklavten Arbeiterin etwa fand ich zu deprimierend; die Entwicklung des jungen Musikers hat mir nicht zugesagt und auch meinem Lieblingscharakter (Zachary) hätte ich ein anderes Ende gewünscht. Aber über die Handlung der einzelnen Storys muss man hinwegsehen, wenn sie einem nicht gefällt. Denn es geht in dem Film um das Ganze, und nicht um ein paar Szenen.
Fazit: Ein hervorragender Film mit grandiosen Elementen, der einen sicherlich begeistern wird, wenn man fähig ist, ihn zu verstehen.
Tipp: Abspann ansehen. Nach der üblichen Liste erscheint eine kurze Zusammenfassung aller Rollen, die jeder Schauspieler übernimmt. Man merkt hier, das jeder in beinahe jeder Story mitspielt. Wird für einige aufgehende Lichter sorgen.