Wie sehr wurde dieser Film erwartet, und wie tief ist er anschließend gefallen. Ridley Scott's "Prometheus" wurde von der Kritik nicht verschont, aber tatsächlich wurden auch wieder Stimmen laut, die sein Werk in Schutz nahmen. Ein Hin und Her also. Ich hab mir den Film einfach mal angeguckt und kann sagen, ein Hin und Her ist auch das Produkt. Man vergisst, wo oben und unten ist, wird verwirrt, schockiert, anschließend leicht aufgeklärt, um am Ende wieder verwirrt zu sein. Und das hat ungeheuer Spaß gemacht!
Ich darf das behaupten, immerhin hatte ich die Woche zuvor alle "Alien" – Filme gesehen und die sollen immerhin Nachfolger des Werkes sein, die Erinnerungen sind folglich frisch. Ridley Scott beginnt sein Werk aber auf der Erde, am Entwicklungspunkt der Welt. Doch auch hier wird man schon mit dem Rätselhaften konfrontiert. Noch ehe man sich genaue Gedanken machen kann, verlagert sich die Handlung. Das geschieht auch im Folgenden an vielen Punkten, was die Spannung durchgehend hoch hält und das Interesse für die wichtigen Fragen aufrechterhalten kann. Scott zeigt zudem ein wahres Gespür, für opulent in Szene gesetzte Bilder und Naturaufnahmen. Vor allem das Lichtspiel im Weltall und auf dem anderen Planeten ist von eindrucksvoller Präsenz und unterstreicht den mysteriösen Ton des Films. Noch nie sahen andere Welten so lebensecht, aber auch düster und rätselhaft aus, was den Betrachter in Staunen versetzt. Was auf dem fremden Planeten dann folgt, ist in ein paar Sätzen nicht erklärt. Es beginnt mit der Suche nach dem Schöpfer und endet mit der Flucht von Außerirdischen, die verschiedenen Facetten sind schwer zu durchleuchten und doch ist die Geschichte in dem Sinne stringent, dass die Handlung logisch fortfährt und nur Leute im Dunkeln lässt, die nicht am Ball bleiben. Denn eigentlich fordert der Film nur ein ganz neues Niveau vom Betrachter ab, er zwingt quasi zum Rätseln und Phantasieren und das hat für mich den Reiz des Gesamtwerks ausgemacht, er zieht mich in seinen Bann und das ist eigentlich auch mein persönliches Fazit. Sicherlich wäre der Film nicht dermaßen zerissen worden, hätte sich Scott eher auf eine Fortsetzung festgelegt, mit diesem Wissen im Hinterkopf aber, gestaltet er sich zu einer fiebrigen Suche nach Antworten, die er nicht alle kriegt und auch nicht kriegen kann.
Letzten Endes werden noch direkte Elemente zum Film "Alien" hinzugefügt, wer da nun von wem abstammt und wer da mit wem noch Geschlechtsverkehr hat, ist schwer zu verstehen, gehört aber zur Entwicklung des Films und ist gekonnt und beeindruckend rätselhaft inszeniert. Wenn man dann die Endprodukte dieser Zeugungen begutachtet, stellt man fest, dass noch einiges kommen muss.
Schauspielerisch gefallen vor allem Rapace als ehrgeizige Wissenschaftlerin und Charlize Theron als undurchsichtige Firmentochter. Der wahre Clue des Films aber ist Fassbender's Darstellung des Androids David, es ist klasse, seinem Mimik- und Dialogverwirrspiel zuzusehen und gleichzeitig seine Haltung als einerseits Untergeordneter der Weyland Corporation als auch Wesen mit merkwürdigerweise eigenen Interessen zu beobachten. Scott zieht auch den Trumpf, ihn in die weitere Handlung einbauen zu können, ein sicherer Glücksgriff. Die anderen füllen ihre Rollen in diesem Rästel auch wunderbar aus, spiegeln doch alle von ihnen wirklich passende und unterschiedliche Charaktere wieder, die ihre eigenen Absichten verfolgen.
Fazit: Ridley Scott kann wirklich nur in den Arsch getreten werden. Aber nicht aufgrund der Qualität, sondern vielmehr weil seine Fortsetzung gar nicht schnell genug erscheinen kann. Sein zu Unrecht kritisiertes Werk ist ein hochmodernes, und optisch meisterliches Rätsel voller spannender Wendungen und Thesen zum Ursprung der Menschheit. Die Entwicklung der "Alien" – Filme steht nicht im Vordergrund und das schadet dem Projekt nicht, ganz im Gegenteil, es fordert den Betrachter zur Themenentwicklung auf und bereitet aufmerksamen Zuschauern, die sich dem Mysteriösen nicht verschränken, ein völlig neues Kinoerlebnis.