Charmant, witzig und rührend!
Jane Austen hat mich bisher immer gelangweilt, zumindest die Verfilmungen ihrer Bücher. Doch an einer Verfilmung war ich interessiert: „Sinn & Sinnlichkeit“ von 1995 unter der Regie von Ang Lee. Obwohl er in in den letzten Jahren nichts mehr gemacht hat nach seinem schwachen „Gemini Man“, so hat er doch die Filmlandschaft mit einigen Meisterwerken geprägt, darunter „Brokeback Mountain“, „Tiger and Dragon“ und „Der Eissturm“. Für die Austen-Verfilmung schrieb tatsächlich auch Emma Thompson, die hier die Hauptrolle spielt, das Drehbuch. Es entstand eine wirklich hübsche, witzige und charmante Verfilmung des Stoffes, der sonst sicherlich sehr trocken und langweilig geworden wäre unter einem anderen Team.
Nach dem Tod ihres Vaters, müssen die drei Schwestern Marianne, Elinor und die junge Margaret Dashwood mit ihrer Mutter aufs Land in ein Cottage ziehen. Die finanziellen Mittel sind nun begrenzt und was noch schlimmer ist: Marianne und Elinor sind beide unglücklich verliebt.
Natürlich geht es wieder um relativ harmlose Romanzen und Liebesdreiecke der Privilegierten und Reichen. Das ist bei Austen oftmals der Fall und ist hier nicht anders. Was aber anders ist, ist die tolle Regie von Ang Lee. Er nutzt die steifen Gespräche der Figuren, um damit eine Komik zu erzeugen. Des Weiteren schafft er es aber auch den Charakteren Seele zu geben. Denn oftmals sind es die Dialoge zwischen den Zeilen, die spannend sind. Was eine Figur sagt, obwohl sie ganz andere Wörter benutzt, ist eigentlich immer das Spannendste. Und Lee nutzt dies in dieser Verfilmung wirklich gut. Und so war es mir auch nicht egal, was mit den Figuren im Film passiert. Ich wollte, dass die beiden Schwestern, Marianne und Elinor, glücklich werden. Ich wollte, dass sie ihre Liebe finden.
Unterstützt wird Lees Arbeit natürlich auch vom beeindruckenden Cast: Emma Thompson und Kate Winslet waren beide für den Oscar nominiert und obwohl keine der beiden die Trophäe für ihre Schauspielkunst mitnehmen durften, so wurde Thompson doch für ihr adaptiertes Drehbuch ausgezeichnet. Doch sie und Winslet hätten die Auszeichnung verdient, denn sie tragen den Film mit ihrer Performance! Hugh Grant ist ebenfalls charmant und liebevoll schüchtern. Alan Rickman als tragischer Colonel Brandon ist klasse, wie es auch nicht anders zu erwarten ist (sehr witzig ihn in so einer Rolle zu sehen, wo man ihn doch sonst nur als Bösewicht in „Harry Potter“ oder „Stirb Langsam“ kennt). Auch der Rest der Besetzung liefert ab und zusammen erschaffen alle eine wohlige Welt, in der man sich verlieren möchte.
Am Ende des Tages bleibt es dennoch eine Jane Austen-Geschichte und mit denen werde ich einfach nicht warm. Daran hat auch niemand vom Film direkt Schuld, trotzdem gibt die Story einfach nicht so viel Tiefgang her, wie ich mir das immer mal wieder gewünscht hätte.
Positiv zu vermerken ist aber auf jeden Fall die Optik des Films. Die Kameraarbeit von Michael Coulter ist famos und fängt die Schönheit der Ländlichkeiten Englands beeindruckend ein. Der Score von Patrick Doyle ist solide und rundet das Ganze gut ab.
Fazit: Eine wirklich tolle Verfilmung ist „Sinn & Sinnlichkeit“. Wundervolle Schauspieler, eine starke Regie und eine hübsche Optik machen den Film sicherlich zum besten Werk unter Austen-Adaptionen.