Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Einar Wegener wird 1882 im dänischen Velje geboren. Es konnte nie abschließend geklärt werden konnte, ob Einar intergeschlechtliche Merkmale aufwies. Fakt ist, er wurde als Junge aufgezogen. Zeit seines Lebens fühlt er sein weibliches Alter Ego Lili Elbe in sich. Stets hat er das Gefühl als Frau im Körper eines Mannes leben zu müssen.
Er studiert Kunst an der Uni in Kopenhagen und heiratet in jungen Jahren Gerda, ebenfalls Künstlerin. Beide haben sich der Malerei verschrieben. Was für Einar nach wenigen Ehejahren zunächst mit kleinen Rollenspielen beginnt - er steht in Frauensachen für Gerda Modell - entwickelt sich mehr und mehr zum gelebten Einverständnis mit seiner eigenen Transsexualität. Mehr und mehr nimmt die weibliche Seele in Einars Körper auch physisch Gestalt an. Einar wird zu Lili und scheut zunehmend auch nicht den öffentlichen Auftritt als Frau. Lili lebt fortan als Frau an der Seite von Gerda, Einar verschwindet mehr und mehr. Es gibt kein Alter Ego mehr. Einar ist nun Lili. Die Beziehung gestaltet sich zunehmend schwieriger, obwohl Gerda Lili mit tiefer Zuneigung akzeptiert und unterstützt. Lili will die komplette Transformation, sie will die Operation, die in den späten 1920er Jahren alles andere als Routine war und große medizinische Komplikationen nach sich ziehen konnte. Nach einer der ersten verbrieften Geschlechtsumwandlungen verstirbt Lili Elbe dann auch kurz darauf an operationsbedingten Komplikationen.
Das alles spielt sich in einer Zeit ab, in der alle sexuellen Neigungen, die nicht dem vorherrschenden Sittengemälde entsprachen, als krank und verbrecherisch gebrandmarkt wurden. Aber auch der lange und steinige Weg hin zu offen gelebter Transsexualität hat irgendwann begonnen und ist selbst heute, 90 Jahre später, noch lange nicht zu Ende gegangen. Nach wie vor finden Demagogen diesbezüglich viel Gehör und begeistern ihr Publikum mit ihrem schwachsinnigen Geschwätz gegen die Freiheit der Menschen, aus ihrem Leben machen zu dürfen, was ihnen beliebt, so lange sie damit niemandem schaden.
Eddie Redmayne spielt Einar/Lili. Die Wandlungsfähigkeit des Oscarpreisträgers ist immer wieder erstaunlich. Seine androgyne Selbstinszenierung ist famos. Das Leben, Lieben und Leiden einer Frau im Körper eines Mannes in einer Zeit, in der Mensch aufgrund seiner transsexuellen Ausrichtung noch in eine Zwangsjacke gesteckt oder gleich ins Gefängnis geworfen wurde, ist herzzerreißend.
Alicia Vikander als Gerda, die den Menschen, den sie liebt, mit aller Konsequenz bis zum Ende begleitet, legt ein weiteres Zeugnis ihrer großartigen Schauspielkunst ab.
Natürlich kann man über diesen Film durchaus streiten. Warum wurde die Rolle Einar/Lili nicht mit einem Trans-Mann besetzt sondern mit einem hetero-sexuellen Mann? Warum wird die Geschichte nicht an allen Ecken und Enden in einen umfassenden politisch-historisch korrekten Kontext gesetzt? Warum wird Transsexualität nicht klarer von sexueller Ausrichtung abgegrenzt? Man kann die Streiterei aber auch lassen und sich daran erinnern, dass ein Film niemals alle Ecken der Thematik, der er sich widmet, perfekt und umfassend ausleuchten kann.
Mit ‚The Danish Girl‘ gelingt Tom Hooper letztlich ein perfekt ausgestatter Historienfilm, der sich seinem sensiblen Thema angemessen zurückhaltend und respektvoll nähert und mit großer Emotionalität und grandiosen schauspielerischen Leistungen ein großes Publikum erreichen dürfte. Und darum geht es bei weitem nicht nur aber in erster Linie wenn es um das Genre Film geht. The Danish Girl ist kompliziertes aber perfektes Mainstream-Kino. Je mehr Leute dieser Film erreichen kann, desto intensiver dürfte die Resonanz und die darauf folgende Auseinandersetzung mit einem Thema sein, das nicht zwingend jeden Tag zur Debatte steht, aber nach wie vor unser aller vollste Aufmerksamkeit braucht. Lang lebe Lili Elbe.