So es war mal wieder soweit, es gab ein Remake zu sehen.
Das Original gehört zu einem meinen ewigen Top 20 Filme, weswegen ich natürlich höchst gespannt auf dieses Remake war. Zumal mit Josh Brolin ein Klasse Hauptdarsteller gefunden wurde und mit Spike Lee kein unbekannte Regisseur sich hier ans Werk wagt.
Remakes dienen oft dazu altem Stoff wieder neuem Glanz zu verleihen, doch allzu oft dient es vor allem dazu einen nicht amerikanischen Film zu Amerikanisieren. Das bedeutet aber nicht, dass das Amerikanische Remake zwangsläufig schlecht sein muss, siehe Departed.
Zum Film:
Es geht um einen Mann, der zugegeben ein richtiges Arschloch ist, dieser Mann wird eines Tages einfach so für 20 Jahre eingesperrt und dann wieder entlassen, ohne ein Kommentar.
Vor seinem Gefängnis Aufenthalt hatte der Mann eine Frau und eine kleine 3 Jahre alte Tochter.
Während seiner Inhaftierung erfährt er jedoch, dass man ihm den Mord an seiner Frau anhängt.
Als er endlich entlassen wird stellt ihm sein Entführer nur zwei Fragen: 1. Wie heiße ich? und 2. Warum wurdest du eingesperrt? Wenn er die Fragen binnen 48 Stunden beantworten kann kriegt er seine Tochter wieder und Geld.
Mein Fazit:
Der Film beginnt unglaublich stark, mit präzisen ausgearbeitet Settings und einer Menge Querverweise zum Original.
Hier zeigt Spike Lee sein Können er sucht förmlich nach ungewöhnlichen Perspektiven die einem die Gefühls Welt des Hauptcharakters sehr nahe bringen sollen.
So spielt er zum Beispiel mit Nahaufnahmen der Gesichter um nur im nächsten Moment die Kamera auf den Rücken von Brolin zu platzieren, sodass man schon fast die Ego-perspektive übernimmt.
Jedoch scheitert er danach an den Beengten Szenen im Gefängnis, hier kommt einfach nie das Gefühl der Beklemmtheit und der Hilflosigkeit auf. Auch verschenkt er hier Spannung und einige Effekte die man aus dem Original kennt.
Der Teil der Gefangenschaft ist überraschend klein geraten, obwohl es das zentrale Thema des Films ist.
Die großartige Hammerszene, bekannt aus dem Original, wird hier zwar aufgenommen doch bei weiten nicht in der Genialität vollzogen.
Hier erkennt man aber auch den großen Unterschied zwischen Original und Remake, denn das Original hat es geschafft, die Rohe, ungezügelte, 20 Jahre aufgestaute Gewalt, hart und Roh zu zeigen aber dabei fehlte es nie an Anmut und Feingefühl für Ästhetik.
Stets war die Gewalt nur ein Mittel um die äußerliche Ungezügeltheit und gleichzeitig die Unsicherheit und den verletzten Mann aufzuzeigen.
Im Remake verkommen die Szenen gerade weil Sie sich nicht trauten den Gewaltgrad aufrechtzuhalten, zu bloßen Gewaltszenen.
Was aber der größte und unverzeihlichste Fehler des Remakes ist, die Liebe.
Die Liebe zwischen Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin, im Original konnte man nie genau wissen Lieben sie sich, gibt die Frau ihm nur Zuneigung weil er solange keine Frau mehr hatte, liebt sie Ihn platonisch, liebt sie ihn wie einen Bruder oder Vater. Im Remake ist es einfach nur die Liebe zwischen Mann und Frau ohne, dass man je das Gefühl hätte Sie gibt sich ihm nur hin oder stößt ihn weg etc.
Auch ganz typisch amerikanisch wurde vieles zu früh erklärt, das Original lässt einen länger im Dunkeln gibt einem auch verschiedene Möglichkeiten zur Lösungsfindung usw.
Das Ende wurde im Remake neu geschrieben, es ist moralisch nicht so aufwühlend wie es noch beim Original der Fall war, es ist gediegener und versucht sich mehr zu rechtfertigen. Auch das Zerbrechen des Hauptcharakters hallt nicht so lange nach.
Also schlussendlich war Spike Lees ein ganz netter Film, der manches richtig macht doch gibt es da einen Film der zeigt wie es besser geht. Für mich nur eine 6,5/10 Punkten.
Man sollte sich lieber das Original anschauen, ich mach das übrigens drei bis viermal im Jahr und ich denke auch dieses Wochenende. Original von Chan-Wook Park aus dem Jahre 2003.