Einleitung
Der Berliner DJ Paul Kalkbrenner ist in der Technoszene bereits ein großer Name. Er spielte auf allen wichtigen Events und legt regelmäßig in bekannten Clubs auf. Berlin Calling erscheint wie eine Dokumentation und könnte als Biopic für vielen DJ´s stehen. Jedoch ist es ein fiktiver Film mit dem echten DJ Kalkbrenner als Hauptdarsteller.
Inhalt
Martin Karow alias „DJ Ickarus“ (Paul Kalkbrenner) legt allabendlich in diversen Berliner Clubs auf (u.a. Maria, Bar25), begleitet von seiner Freundin Mathilde. Wie so viele in dieser Szene konsumiert auch er Drogen wie LSD und Kokain. Als er eine Tablette mit starkem Nervengift erwischt, bleibt er auf seinem Trip hängen und wird in eine Nervenklinik eingewiesen. Jedoch erkennt er den Ernst der Lage nicht und bricht abends öfters aus, um weiterhin in der Szene zu verkehren. Das er dabei weiterhin Drogen zu sich nimmt und eigentlich ein neues Album fertig stellen sollte, sind nur ein paar seiner vielen Probleme, die sich immer mehr anhäufen…
Filmkritik
Berlin Calling ist das beste Beispiel dafür, was Musik für einen Einfluss auf einen Film haben kann. Wenn das Publikum im Film zu den Bässen Ickarus tanzen, wird der Zuschauer auch selber mitgerissen, in eine ganz eigene Szene, die viele so noch nicht kennen. Sobald die Musik ertönt, verändert sich alles. Die Probleme werden von den Beats übertönt und es scheint, als ob Ickarus mit sich im Reinen ist. Erst die harte Realität ohne Musik zeigt auf, dass längst nicht alles positiv um ihn steht.
Der Film brilliert mit einer unglaublichen Authentizität, die das Leben in der Technoszene perfekt einfängt. Selten zuvor hatte man einen so tiefen Einblick in diese Lebensweise, die von Party, Spaß und Drogen dominiert wird. Großen Anteil daran hat der Hauptdarsteller Paul Kalkbrenner. Sein Schauspieldebüt konnte nicht besser werden, auch wenn er im Grunde nur sich selbst spielt. Viele Momente sind tragisch und komisch zugleich. So erinnert eine Szene stark an „Einer flog über Kuckucksnest“ und auch hier weiß man nicht, ob man den Kopf schütteln soll oder lachen darf.
Der Regisseur Hannes Stöhr fängt jederzeit dem Stil entsprechend schnelle, rhythmische Bilder ein, die hypnotisch wirkenden Discoaufnahmen wurden z. B. durch Handkameras auf echten Partys gefilmt. Der Soundtrack, der aus Kalkbrenners Feder stammt dürfte ein echtes Highlight in dieser Musikrichtung sein und überzeugt selbst Leute, die diese Musik eher weniger hören.
Leider hält der Film das hohe und rasante Niveau nicht durch und so geht ihm im letzten Drittel die Puste aus. In der letzten halben Stunde kommt nichts Neues mehr und alles wird zäh in die Länge gezogen. Auch mehr Mut hätte dem Ende gut getan, fern ab des „Happy Ends“, denn auch im echten Leben endet so ein Lebensstil allzu oft tragisch. Schade, denn mit etwas mehr Straffung oder einem unkonventionelleren Ende wäre dieser Film ein echter Höhepunkt geworden, so bleibt „nur“ ein guter Film, bei dem hauptsächlich die Eindrücke auf den Partys und die begleitende Musik haften bleiben.
Fazit
Berlin Calling entführt in eine ganz eigene Lebensphilosophie und spiegelt hierbei authentisch die Faszination, aber auch die lauernden Gefahren der Techno-Szene wieder. Ein erfrischender Film mit vielen guten Ideen und einem überzeugendem Hauptdarsteller, der jedoch gegen Ende sehr abflacht und etwas langatmig wird. Zu empfehlen ist auf jeden Fall der Soundtrack, der auch im Film voll und ganz überzeugt.
7/10