Im März 2018 lief „Call me by your Name“ von Luca Guadagnino in Deutschland an. Dem Meisterwerk über eine homosexuelle Sommerferienliebe lässt er nun „Suspiria“ folgen, einen Hexenhorror, der es in sich hat.
Berlin, 1977: Die US-Amerikanerin Susie (Dakota Johnson) wird zu ihrer Überraschung von Madame Blanc (Tilda Swinton) in der Tanzschule Markos aufgenommen. Dort spielen sich merkwürdige Dinge ab, welche Susie anscheinend zum Vorteil gelangen.
Atmosphäre! Was schenkt Guadagnino seinem Publikum? Berlin ist eine Reise wert, heißt es. Der italienische Regisseur lässt es dauerregnen. Die RAF ist aktiv, meldet der Rundfunk. Eine Explosion in der Nähe. Tanzschülerin Patricia (Chloë Grace Moretz) verhält sich mehr als seltsam. Deutsch, Englisch oder Französisch ist zu hören. Schnell geschnittene, verstörende Bilder, in grau/grün/braun getüncht, erzeugen Interesse und fordern von Beginn an Aufmerksamkeit vor der Leinwand. Nun ist klar, es wird mitreißend und düster.
Frauenpower! Tilda Swinton ist die Akteurin mit dem herben Gesichtsausdruck und beherrscht - wenn die Rolle es erfordert - ein bezauberndes Lächeln. Als Tanzlehrerin und Hexe verbreitet sie Dominanz und Gänsehautfeeling. Dakota Johnson verkörpert genial eine talentierte und ehrgeizige Schülerin, deren Selbstbewusstsein - die böse Macht noch nicht bewusst fühlend - spürbar wächst.
Beide Damen haben für Guadagnino in „The Bigger Splash“ (2015) nebeneinander gespielt.
Kreativität! Es spricht für meisterliches Können, dass Kameramann Sayombhu Mukdeeprom und Editor Walter Fasano auch für „Call me by your Name“ Qualität bewiesen haben. Es ist doch alles so sehr anders. Allmählich steigert Guadagnino das Phantastische. Der Plot schafft im Hause Markos neben der eindrucksvoll gelenkten zunehmenden Beklemmung wuchtig inszenierte Erinnerungswerte, welche mal mehr eklig, mal mehr blutig ausfallen. Ekstatische Choreographien, Gesichter, Fratzen, brillant fotografiert.
Zusammenhänge! Guadagnino hat sich selbst ausgetanzt. Viele Fährten sind gesetzt, einiges bleibt unverständlich, auch wenn das Ergebnis des furiosen Showdowns deutlich ist.
„Suspiria“ ist ein Erlebnis, faszinierend und nebulös.