Ich mag die Filme von Uwe Boll generell nicht gerne, weil sie einfach immer ziemlich langweilig sind. Umso überraschter war ich, als es dann hieß, "Siegburg" solle gut sein und er hat gute Kritiken bekommen. Ich konnte also gar nicht anders, sah mir diesen Film an und dachte auch eines Besseren belehrt zu werden, aber falsch gedacht. Hätte ich nicht vorher gewusst, dass "Siegburg" tatsächlich von Uwe Boll ist, ich hätte es nie geglaubt, denn dieser Film ist wirklich ziemlich gut.
Die Story basiert auf einer wahren Begebenheit. Wie sehr sie sich nun an die Fakten hält, weiß ich nicht, doch klar ist, dass dies so ähnlich passiert ist. Das macht die Geschichte natürlich um einiges härter, und man muss sich schon fragen, ob so eine Unmenschlichkeit noch verfilmt werden muss. Die Antwort wird wahrscheinlich bei jedem unterschiedlich sein, aber wenn im Endeffekt ein guter Film dabei herauskommt und man dem Ganzen die nötige Prise Respekt entgegenbringt, dann finde ich es gut, wenn es solche Filme gibt.
Uwe Boll macht für mich sonst eigentlich nur Trashfilme und das am laufenden Band. Bei diesem Thema wäre ein Trashfilm allerdings unmöglich und auch sehr unangebracht. "Siegburg" bietet echtes Psychoprogramm, welches wirklich sehr authentisch und absolut realistisch rüberkommt. Dies liegt natürlich auch an den Darstellern. Edward Furlong ist wohl der einzige bekanntere Darsteller und er spielt gut. Aber auch die anderen drei Darsteller geben eine wirklich starke Leistung ab. Ansonsten gibt es auch eigentlich keine Schauspieler zu begutachten.
"Siegburg" spielt die ganze Zeit nur in der Zelle, was das Szenario sehr beklemmend macht. Immer wieder wird das Geschehen durch die Aussagen der Täter unterbrochen. Nach einiger Zeit hat mich das ein wenig gestört, aber wäre dies nicht vorhanden, hätte man den Film wohl nicht auf eine ordentliche Länge bringen können. Von einem Unterhaltungsfaktor zu sprechen, wäre vielleicht nicht ganz angebracht, weil "Siegburg" wohl eher nicht unterhalten will. Trotzdem fand ich das Geschehen zum Ende hin ein wenig in die Länge gezogen.
Wirklich loben muss man die Inszenierung, denn diese ist hier wirklich gelungen, und zeugt davon, dass Boll wohl doch was auf dem Kasten haben muss. Die Atmosphäre ist eiskalt, die Bilder kühl, alles ist pessimistisch, düster und verstörend. Es gibt weder Humor, noch Action oder wirkliche Spannung. Dafür aber ein Psychodrama, welches echt nichts für zarte Gemüter darstellt. Obwohl es eigentlich kein Blut zu sehen gibt, ist die "FSK: ab 18" Freigabe sehr berechtigt. Der Score ist ziemlich minimalistisch und fällt gerade deshalb passend aus.
Fazit: Auch wenn "Siegburg" nicht perfekt ist, kann man ihn als durchaus gelungen bezeichnen. Die Charaktere hätten vielleicht noch etwas mehr durchleuchtet sein können, weil das Geschehen so eventuell noch etwas intensiver gewesen wäre. Trotzdem ist "Siegburg" ein verstörendes Werk, welches nicht jedem gefallen wird. Anscheinend muss Boll nur mal die Finger von diesen Videospielverfilmungen lassen, denn so wie es nach diesem Film aussieht, hat er doch was drauf.