ACHTUNG: SPOILERKRITIK; SPOILER SIND NICHT EXTRA MARKIERT!
The Chaser ist an sich kein schlechter Film. Im Gegenteil: Kameraarbeit, Schnitt, und Schauspieler sind sehr gut, der Plot vielversprechend. Aber The Chaser war der erste Film, von dem ich mich als Zuschauer verarscht und ernsthaft beleidigt gefühlt habe.
Der Film zielt darauf ab, dass der Zuschauer sich schlecht fühlt. Das liegt nicht an der Gewalt und Gewaltdarstellung an sich, sondern wie der Film seine Zuschauer behandelt: nämlich wie Idioten, obwohl der Film sicher nicht für Anspruchslose geschaffen wurde.
Es fängt bei dem Opfer, der Frau an: Erst dachte ich, sie wäre nur Ein Mittel zum Zweck der Story, da ihr Charakter keine richtige Einführung im Film hat. Aber sie überlebt die Begegnung mit dem Killer und wird plötzlich zu einer Protagonistin. Jetzt muss der Film uns irgendwie davon überzeugen, dass es uns ,als Zuschauer, interessieren sollte, was mit ihr passiert. Wie tut er dies? Oh, sie hat eine Tochter. Das arme, arme Kind, das seine Mutter wiederhaben will. Wir haben keine andere Wahl, als zu hoffen dass die Frau überlebt. Das ist billigste Manipulation, um Zeit und Arbeit am Charakter zu sparen und ich hasse das.
Noch schlimmer ist aber die spätere Entwicklung in der Story. Die Polizei wird als komplett unfähig dargestellt, und das nicht auf einer lustigen Ebene. Wenn ein Film den Anspruch erhebt, ein realistischer Thriller zu sein, kann er sich derartige Scherze nicht leisten. Es hat mich gewundert, dass den Ermittlern im Film kein Sabber aus den Mundwinkeln gelaufen ist, bei soviel Inkompetenz und Dummheit.
Der Protagonist ist auch nicht besser: Als er den Killer in einer Szene zu Boden gerungen hat steht er plötzlich auf und betrachtet ein Aquarium (?!), anstatt ihm den Rest zu geben. Der Killer steht natürlich wieder auf und brät dem Helden eins über.
Als wir gegen Ende gerade denken, die Frau sei gerettet, wird ihr Schicksal durch den Fehler eines weiteren dummen Nebencharakters besiegelt. Wir sehen, wie der Kopf der Frau in Superzeitlupe mit einem Hammer in Stücke geschlagen wird. Die Szene ist fast unerträglich, weil der Tod so umsonst ist.
The Chaser betreibt systematisch die Zermürbung seiner Zuschauer, und das funktioniert nur so gut, weil er im Ansatz ein sehr guter Film ist; er lässt einen nicht kalt. Aber der Film hat weder eine nachvollziehbare Geschichte, noch irgend etwas zu sagen. Vielleicht habe ich ihn nicht richtig verstanden und er ist in Wirklichkeit eine Kritik am koreanischen Polizeiwesen, keine Ahnung. Ich sehe aber keinen Grund, sich als Zuschauer den ganzen Schmerz anzutun.