"Eden Lake" ist wahrlich keine Perle unter Horrorfilmen, aber durchaus eine Perle unter Filmen, bei denen einem schon beim Lesen des Titels ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft und man zweimal überlegt, sie sich anzuschauen. Dabei klingt der Begriff "Eden Lake" in den Ohren des Unwissenden so idyllisch, aber er steht für Terrorkino perfidester Art.
Dabei fängt doch alles so gut an. Das Paar Steve (Michael Fassbender) und Jenny (Kelly Reilly) unternimmt einen Ausflug zum Eden Lake, ein malerischer See inmitten eines dichten Waldes, um dort zu zelten. Dort will Steve Jenny auch einen Antrag machen. Beim Baden am See geraten die beiden mit den halbstarken Jugendlichen vom Dorf aneinander. Steves Versuch, die Jugendlichen zur Vernunft zu bringen, schlägt fehl. Diese fühlen sich in ihrem Territorium gestört und spielen dem Paar einen Streich, indem sie das Auto stehlen. Eines Nachts verlangt Steve seine Sachen zurück. Als die Jugendlichen nicht nachgeben und stattdessen sogar die Messer zücken, eskaliert die Situation. In einem Handgemenge stirbt der Hund von Brett (Jack O´Connell), dem gestörtesten Jugendlichen von allen. Dies ist der Auslöser für seine Rache und völlig von Sinnen hetzt er seine Freunde gegen das Paar. Nach dieser ersten halben Stunde mit Leerlauf, um die Charaktere zu etablieren und der folgenschweren Situation Futter zu geben, geht der Streifen plötzlich von 0 auf 100. Die Atmosphäre verändert sich sehr schnell und wird immer bedrohlicher. Die Hetzjagd ist von Anfang bis Ende mitreißend und ist mit so grausamen Szenen gespickt, dass "Eden Lake" ihnen seinen Ruf verdankt und die ungeschnittene Fassung sogar auf dem Index landete. Beispiel gefällig? : Verräterischer Jugendlicher, der immer von den anderen geärgert wurde, wird bei lebendigem Leibe verbrannt. Ich habe jetzt ziemlich oft "Jugendliche" geschrieben und das ist auch das Element, wodurch "Eden Lake" schockt. Der einzige ernstzunehmende Antagonist ist der eiskalte Brett, der über Leichen geht. Seinen Freunden ist die Verzweiflung über deren Taten in ihren Gesichtern anzusehen. Doch sie haben keine Wahl, sonst schlachtet Brett sie auch ab. Jeder steckt tief in der Scheiße und muss dafür bezahlen. Auf beiden Seiten gibt es keine Unschuldigen. Mit jeder verstrichenen Minute wird der Film immer mehr zum Albtraum. Gegen Ende stapeln sich die Leichen. Michael Fassbender als Steve ist ein Weichei und deshalb ist sein Schicksal kein Angenehmes. Kelly Reilly als Jenny, die anfangs so gar nicht taff wirkte, spielt den gesamten Cast locker an die Wand und man fiebert bei ihrem Katz-und-Maus-Spiel mit Brett richtig mit. Die Wendung kurz vor Schluss lässt den Zuschauer auf ein Happy-End hoffen, aber nicht mit "Eden Lake". Der richtig fiese Schlusstwist schockt sehr krass und hallt lange nach. Denn wie heißt es so schön: "Es sind doch nur Kinder!" Während der Abspann läuft, ist man völlig außer Atem und schwitzt wie nach einem Marathon. Trotzdem lässt der Film einen nicht ganz zufrieden zurück, denn die Sozialkritik schießt etwas über das Ziel hinaus und beißt sich mit dem Horror.
Nichtsdestotrotz ist "Eden Lake" ein hundsgemeiner Terrorstreifen mit einem riesigen Ausrufezeichen!