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    Kirschblüten - Hanami
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Kirschblüten - Hanami
    Von Christoph Petersen

    „Kirschblüten – Hanami“ ist der dritte Japan-Film der deutschen Regisseurin Doris Dörrie (Nackt, How To Cook Your Life). Bereits im Jahr 2000 begaben sich Uwe Ochsenknecht und Gustav-Peter Wöhler in „Erleuchtung garantiert“ als Brüder auf einen Selbstfindungstrip in ein japanisches Zen-Kloster. 2005 spielten Alexandra Maria Lara und Christian Ulmen in der modernen Variante des Grimm´schen Märchens Der Fischer und seine Frau, in der aus dem Butt japanische Brokatkarpfen (Kois) wurden. Beides sind keine guten Filme, die an demselben Problem kranken: Dörrie ist an fernöstlichen Lebensarten nicht einfach nur interessiert, sie ist ein Fan, der seinem Sujet bedingungslos huldigt. Ihr Umgang mit der japanischen Kultur strahlt eine oberflächliche Faszination aus, die ihre Werke zu kitschig-glitzerndem, cineastischem Modeschmuck mutieren lässt. Es wäre schließlich auch keine gute Idee, Madonna einen Film über Buddhismus machen zu lassen. „Kirschblüten“ ist nicht nur keine Ausnahme von der Regel, er setzt dem Ganzen nun sogar die Krone auf – wie es dieser zwischen Verklärung und Lächerlichkeit schwankende Lost In Translation-Verschnitt zu zwei Bayrischen Filmpreisen und in den diesjährigen Berlinale-Wettbewerb schaffen konnte, ist ein Rätsel.

    Trudi (Hannelore Elsner, Das Sichtbare und das Unsichtbare, Rauchzeichen, Alles auf Zucker) wohnt mit ihrem Mann Rudi (Elmar Wepper, Lammbock, „Zwei Münchner in Hamburg“), einem verbeamteten Gewohnheitstier, in einem kleinen Dorf in Süddeutschland. Nur Trudi weiß, dass Rudi an Krebs im Endstadium leidet, er nur noch einige Monate zu leben hat. Ohne ihrem Mann den wahren Grund zu nennen, überredet sie ihn dazu, ihre gemeinsamen Kinder und Enkel in Berlin zu besuchen. Von der überraschenden Anreise der Eltern überrumpelt, fühlen diese sich jedoch genervt. Gerne würde Trudi auch noch den Lieblingssohn Karl (Maximilian Brückner, Männer wie wir, Allein) besuchen, den es beruflich nach Tokio verschlagen hat. Immerhin wollte sie, von der fernöstlichen Kultur seit jeher fasziniert, schon immer mal nach Japan. Doch Rudi will mit dieser weiten Reise noch ein Jahr bis zur Rente warten. Immerhin kann Trudi ihren Mann zu einem Abstecher an die Ostsee überreden. Hier stirbt Trudi überraschend. Rudi trifft der Tod seiner Frau unverhofft, erfolglos versucht er, sich an ein Dasein ohne sie zu gewöhnen. Schließlich fliegt er nach Tokio, um ihren Traum für sie zu leben…

    In Japan angekommen, zieht Rudi sich Strickjacke und Rock seiner verstorbenen Frau über. Er führt die Kleidungsstücke im Park spazieren, zeigt ihnen die vergänglichen Kirschblüten, die nur wenige Tage blühen und die Trudi so gern gesehen hätte, aber zu Lebzeiten nie gesehen hat. Er lernt die obdachlose Butho-Künstlerin Yu (Aya Irizuki) kennen, die mit einem altmodischen Telefon tanzend um ihre tote Mutter trauert. Auch Rudi wird später mehrmals mit roten Lippen und weiß geschminktem Gesicht einen solchen Ausdruckstanz aufführen. So wie Dörrie diese Auftritte inszeniert, wirken sie unglaublich bedeutend. Hätte Elmar Wepper sich statt eines Kimonos jedoch in ein rosafarbenes Tutu gezwängt und sich an einer Ballettnummer versucht, wäre jedem Zuschauer der Knallchargen-Charakter dieser Unternehmung unmittelbar ins Auge gestochen. Doch so setzt der in Europa allgemeingültige Automatismus ein, fernöstliche Eigenarten sofort mit tiefer Spiritualität gleichzusetzen. Nur diesem Vorurteil ist es zu verdanken, dass sich die bedeutungsschwangere Lächerlichkeit dieser Sequenzen nicht selbst entlarvt.

    Es gibt kaum eine interessante Figur in „Kirschblüten“. Die erwachsenen Kinder sind nur dazu dar, ihre Eltern nicht zu verstehen und von ihnen genervt zu sein – drei Mal die gleiche Rolle. Karolin (Birgit Minichmayr, Hotel, Der Untergang) ist zumindest homosexuell, wobei dieser Umstand nach zwei lesbischen Küssen keine weitere Rolle mehr spielt. Karolins Freundin Franzi (Nadja Uhl, Sommer vorm Balkon, Der Baader Meinhof Komplex) ist als Außenstehende die einzige, die die Familienbande und die damit verbundenen Befindlichkeiten durchschaut – kein aufregender, aber zumindest ein charmanter Charakter. Hannelore Elsner spielt, was sie am besten kann – die sinnliche Künstlerin. Dabei nimmt man ihr aber keine Sekunde ab, dass sie ihr ganzes Leben als Hausfrau am Arsch der Welt zugebracht hat. Elmar Wepper, der für seine Rolle den Bayrischen Filmpreis als bester männlicher Darsteller einheimsen konnte, macht vor allem zu Beginn eine gute Figur – seine Darstellung des Pedanten erinnert ein wenig an Jack Nicholson in About Schmidt. Doch mit dem Flug in die japanische Metropole schwindet – auch wenn weiterhin die eine oder andere skurrile Nuance sitzt - die Glaubwürdigkeit. Zumindest kann man dem 63-jährigen Augsburger für seine Butho-Auftritte einen gewissen Mut keinesfalls absprechen.

    Fazit: Doris Dörries „Kirschblüten – Hanami“ ist ein Wolf im Schafspelz – der nur oberflächliche Anstrich mit fernöstlicher Lebensphilosophie verdeckt einen substanzlosen Film, der in der zweiten Hälfte auch noch ins Lächerliche abgleitet.

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