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    The Unborn
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Unborn
    Von Julian Unkel

    David S. Goyer hat sich mit Skripten in den Bereichen Comic, Science-Fiction und Horror einen Namen gemacht. Nicht nur die Bücher zu dem düsteren Science-Fiction-Thriller Dark City und der Blade-Reihe stammen aus seiner Feder, auch an Christopher Nolans „Batman“-Filmen Batman Begins und The Dark Knight hat er als Co-Autor mitgewirkt. Als Regisseur (Blade: Trinity, Unsichtbar) ist Goyer der große Wurf bislang jedoch noch nicht gelungen. Auch seine neueste Regiearbeit „The Unborn“, die Elemente aus Genreklassikern wie Der Exorzist mit modernem Asia-Horror sowie jüdischer Mystik und Nazi-Experimenten zu einer verquasten Mischung verarbeitet, ändert daran nichts.

    Seltsame Vorfälle bringen das Leben der Collegestudentin Casey (Odette Yustman, Cloverfield) durcheinander: Nachts plagen sie mysteriöse Albträume, tagsüber sieht sie furchteinflößende Visionen und eines ihrer Augen verfärbt sich allmählich von einem dunklen Braun zu einem hellen Blau. Als ein Arzt die Ursache für letzteres Phänomen darin sieht, dass Casey ein Zwilling ist, bestätigt ihr Vater (James Remar, Ananas Express), dass sie tatsächlich kurze Zeit einen Zwillingsbruder hatte, der aber noch im Mutterleib gestorben ist. Mit ihrem Freund Mark (Cam Gigandet, Twilight) und ihrer besten Freundin Romy (Meagan Good, Saw V) stellt Casey weitere Nachforschungen an, die bis ins Dritte Reich zurückreichen. Offenbar liegt der Grund für den Selbstmord von Caseys Mutter (Carla Gugino, Watchmen) in Geschehnissen begründet, die in einem KZ stattgefunden haben. Während sich in Caseys Umfeld Todesfälle häufen, holt sie sich den Rabbi Sendak (Gary Oldman, Das fünfte Element) ins Boot, um dem aufkeimenden Grauen ein Ende zu bereiten…

    Die von Michael Bay mitbegründete Produktionsfirma Platinum Dunes hat sich mit einigen Horror-Remakes (Texas Chainsaw Massacre, The Amityville Horror, Freitag der 13.) einen zweifelhaften Ruf verschaffen. „The Unborn“ ist nun das erste Projekt von Platinum Dunes, das auf einem Originaldrehbuch basiert. Doch auch wenn es sich nominell nicht um ein Remake handelt, bietet Goyer dennoch nicht allzuviel Neues. Kein Klischee, das die Regeln des Genres diktieren, lässt der Film aus, ganz gleich, ob es sich nun um verzerrte Fratzen, bleich geschminkte Kinder oder Spiegel mit Eigenleben handelt. Dass dem Zuschauer all das – und ebenso der Drang, jeden vermeintlichen Schockeffekt mit einem möglichst lauten Knall zu untermauern – seit Jahren sattsam bekannt ist, kümmert Goyer offensichtlich nicht. So zündet kaum einer der zahllosen Schockmomente – gerade in der ersten Viertelstunde endet fast jede Szene mit einem plötzlich auftauchenden Gesicht oder ähnlichem –, da sich die meisten bereits meilenweit im Voraus ankündigen. Es spricht Bände, dass die einzige effektive Sequenz, in der eine Person auf einer Treppe von einem Besessenen im „Spiderwalk“ angegriffen wird, überdeutlich von dem weiterhin unerreichten Der Exorzist abgekupfert wurde.

    Auch was die Story angeht, ist „The Unborn“ frei von jeglicher Originalität und ein wildes Sammelsurium aus jüngeren wie älteren Genreproduktionen. Zu Beginn, wenn Casey Visionen von blassgeschminkten Kindern (immerhin keine schwarzhaarigen Mädchen!) und krabbelndem Ungeziefer hat, wähnt man sich schon im x-ten Asia-Remake. Bereits im Mittelteil werden dann alle Hintergründe der Geschehnisse aufgedeckt, womit alles Mysteriöse und Unerklärliche aus dem Film verschwindet und sich spätestens ab diesem Zeitpunkt Langeweile einstellt. Dass Goyer für die Lösung auf einen Dibbuk (ein Dämonen aus der jüdischen Mystik) zurückgreift, ist nur auf dem Papier eine Neuerung, da der Dibbuk sich auch nicht anders als andere Dämonen verhält und somit vollkommen austauschbar ist. Der Showdown besteht dann aus einem folgenschweren Exorzismus, der seinem offensichtlichen Vorbild aber nie das Wasser reichen kann. Goyer inszeniert die Dämonenaustreibung mit einem großen Effektgewitter, die Spannung bleibt dabei aber auf der Strecke. Dass im Finale ein verlassenes Irrenhaus und zuvor das winterliche Chicago recht stimmige Kulissen bieten, hilft da nur wenig.

    Ein Fiasko ist „The Unborn“ vor allem deshalb, weil Goyer seine Charaktere offenbar vollkommen egal sind. Selbst Protagonistin Casey bleibt den ganzen Film über in ihrer Opferrolle und dabei vollkommen blass, so dass ihr Schicksal dem Zuschauer schnell egal ist. Für Odette Yustman bietet sich kaum Gelegenheit, sich durch mehr als nur ihr reizvolles Äußeres, das sie mehrfach in enger Unterwäsche präsentiert, zu profilieren. Caseys Freund Mark, gespielt von The Fighters-Bösewicht Cam Gigandet, ist das Abziehbild des dumme Sprüche klopfenden College-Schönlings, während Meagan Good es zumindest kurzzeitig schafft, etwas Lockerheit in den sich selbst viel zu ernst nehmenden Film zu bringen. In weiteren Nebenrollen finden sich mit Gary Oldman und Jane Alexander (Die Unbestechlichen) zwei renommierte Schauspieler, die ihre Szenen routiniert herunterreißen, ohne zu glänzen. Mit James Remar als Caseys Vater und C.S. Lee als Augenarzt sind außerdem gleich zwei Darsteller der erfolgreichen Krimiserie „Dexter“ in Kurzauftritten mit von der Partie.

    „The Unborn“ ist der bisher schwächste Platinum-Dunes-Film – und das will bei der mangelhaften Qualität der vorherigen Produktionen schon etwas heißen. Eine überladene und zusammengeschusterte Geschichte, belanglose Charaktere und eine aufdringliche Inszenierung, die jeden Anflug von Spannung und Gänsehaut im Keim erstickt, machen den Film zu einem lahmen Hokuspokus. Statt Schreckensschreien bleibt nur gähnende Leere.

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