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    Species
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Species
    Von Jens Hamp

    Roger Donaldson konnte sich trotz einiger sehenswerter Filme (No Way Out, Thirteen Days, Bank Job) nie in der obersten Regie-Riege festsetzen. Viele seiner Werke blieben hinter den finanziellen Erwartungen zurück („Dante’s Peak“) und wenn es dann doch mal an den Kinokassen klingelte, war der Film ein qualitatives Desaster – man erinnere sich nur an das einfallslose Tom-Cruise-Vehikel „Cocktail“. Mit dem Science-Fiction-Grusel „Species“ machte der australische Regisseur aber immerhin derartig viel Wind, dass bis zum heutigen Tage drei Fortsetzungen produziert wurden. Ausschlaggebender Faktor für den Siegeszug dürften sicherlich die optischen Vorzüge der Hauptdarstellerin gewesen sein. Allerdings kann auch die attraktiv in Szene gesetzte Natasha Henstridge nicht über das erschreckend einfallslose Drehbuch hinwegtäuschen.

    Aus den Tiefen des Weltalls erhält eine US-Forschungsstation eine Botschaft, die eine außerirdische DNA-Struktur und eine genaue Anleitung zu deren Verknüpfung mit den menschlichen Genen beinhaltet. Ergebnis des darauf folgenden Experimentes ist Sil, ein äußerlich menschliches Wesen, das sich rasant entwickelt. Da bei ersten Verhaltensstudien jedoch unkontrollierbare Kräfte verzeichnet werden, beschließt der Leiter des Forschungsprojektes (Oscar-Preisträger Ben Kingsley, Gandhi, Schindlers Liste) den Tod des Aliens. Eine Entscheidung, mit der die kleine Sil (Michelle Williams, Brokeback Mountain, I'm Not There) gar nicht einverstanden ist. Als das todbringende Gas in ihre Zelle geleitet wird, spielt sie erstmals ihre übermenschliche Kraft aus und flüchtet aus dem Forschungsgebäude. Dicht auf ihren Fersen folgt eine Spezialeinheit, die erkennen muss, dass sich Sil schon wenig später in eine attraktive Frau (Natasha Henstridge, Keine halben Sachen, „Eli Stone“) verwandelt hat. Deren einziges Ziel ist es, einen männlichen Geschlechtspartner zu finden, um sich fortzupflanzen…

    Wahrscheinlich wäre es möglich gewesen, „Species“ aus dem Science-Fiction-Einheitsbrei herauszuheben. Die experimentelle Kombination der menschlichen und außerirdischen Gene ist eigentlich eine direkte Einladung, um zumindest in Ansätzen den Zwiespalt des tötenden Halb-Aliens darzustellen. Das nähere Eingehen auf diesen Aspekt versäumt das Drehbuch von Dennis Feldman (Virus) jedoch völlig. Zwar erscheint die kindliche Sil noch äußerst ängstlich und verunsichert. Nach der Metamorphose zur ausgewachsenen Frau ist das Alien allerdings nur noch ein eiskalt vorgehendes Raubtier, das die ungeschriebenen Gesetze des menschlichen Zusammenlebens erstaunlich schnell lernt und ihre todbringende außerirdische Gestalt nur in trauter Zweisamkeit mit einem potentiellen Liebhaber offenbart. Platz für Gewissensbisse oder das Hinterfragen des eigenen Handelns bleibt da nur, wenn dieser als Vorbereitung für die nächste blutige Szene ausgenutzt wird.

    Somit beschränkt sich das Drehbuch lediglich auf gewöhnliche Fließbandware. Aufgrund des Verzichts auf jegliche Logik und die häufige Darstellung Sils als Opfer, fällt es Feldman zudem äußerst schwer, eine annehmbare Spannungskurve zu entwickeln. Der Autor konnte sich einfach nicht entscheiden, auf welcher Seite man als Zuschauer mitfiebern soll. Zwar ist die Spezialeinheit mit Forest Whitaker (Oscar für Der letzte König von Schottland) und Alfred Molina (Spider-Man 2) namhaft besetzt. Abgesehen von dem mit einigen Onelinern um sich werfenden Michael Madsen (Kill Bill, Reservoir Dogs) gewinnen die klischeehaften Figuren allerdings keine Sympathiepreise. Insbesondere Whitaker nervt als Medium, das ständig irgendetwas fühlt. Dagegen ist Natasha Henstridge zwar nicht mit übermäßigem Schauspieltalent gesegnet, aufgrund ihres makellosen Aussehens wird das männliche Publikum dem tödlichen Monster aber schnell erliegen. Diese unausgegorene Darstellung der Charaktere ist für die Atmosphäre tödlich. Hätte man Sil indessen als ambivalente Figur entworfen, wäre man im – etwas zu lang geratenen – Finale nicht darauf angewiesen gewesen, mit langweiligen Geisterbahneffekten um sich zu werfen.

    Abgesehen vom schwachen Drehbuch, das die Schauspieler nur wenig fordert, kann „Species“ aber zumindest mit seinen Effekten deutliche Punkttreffer landen. Unter anderem wagte Steve Johnsons XFX-Effektschmiede erste Schritte im Bereich des Motion Capturings. Wirklich geprägt wird die Optik jedoch von dem Kreaturendesign H.R. Gigers. Der Schweizer modelliert das Aussehen der Außerirdischen auf eine faszinierend-martialische Art und Weise: Die fast schon zarten Gesichtszüge bieten einen harten Kontrast zu den scharfen Krallen und den Stacheln auf dem Rücken. Welch Herzblut er in seine Visionen fließen ließ, zeigt auch, dass Giger die Produzenten finanziell unterstützte, um eine nur wenige Sekunden lange Szene, in der die kindliche Sil vor einer alptraumhaften Lokomotive flieht, drehen zu können. Gleichwohl werden Erinnerungen an Sigourney Weavers Kämpfe gegen das Alien geweckt, wenn Sil bei einem Kuss mit ihrer Zungen den Hinterkopf eines Mannes durchstößt. Ein Vergleich, den man aufgrund der deutlichen Qualitätsunterschiede jedoch schnellstmöglich wieder verdrängen sollte.

    Men cannot resist her. Mankind may not survive her.

    Mit der äußerst attraktiven Natasha Henstridge in der Hauptrolle und dem gelungenen Monsterdesign aus der Schmiede des Alien-Schöpfers H.R. Giger sind sicherlich optische Pluspunkte vorhanden, die „Species“ einen gewissen Charme verleihen. Die Schultern des Models sind letztlich aber nicht breit genug, um einen Science-Fiction-Film tragen zu können. So verläuft die Jagd auf das sexy Biest zu linear, um zu überraschen, und ergießt sich in langweiligen Klischees. Zwar kann man der Alienhatz trotz zahlloser Mängel einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, die Menschheit wurde unter dem Strich jedoch schon zu oft von wesentlich interessanteren Gefahren bedroht.

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