Sollte man P.J. Hogans romantische Komödie „Shopaholic“ mit einer Farbe charakterisieren, läge die Wahl auf der Hand: ein schön helles Rosa, am besten mit ganz viel Glitzer. Wie schon der Sex And The City-Kinofilm erschöpft sich nun auch die mit Isla Fisher besetzte romantische Komödie in Aufnahmen von schönen Frauen in ebenso hübschen wie kostspieligen Kleidern. Wie eine Modenschau plätschert die Story vor sich hin, deren Protagonistin kaufsüchtig und pleite ist. Die unglaubwürdige Rahmenhandlung ist überaus dürftig und nur ein fadenscheiniger Vorwand, selbst die nach den typischen Genreregeln ablaufende Liebesgeschichte wirkt wie eine lästige Pflichtzugabe. „Shopaholic“ ist ein Finanzkrisen-Märchen, das sich aber lediglich an der Oberfläche abspielt und ohne bissigen Kommentar auskommt.
Der Film beginnt mit einem Haufen Schuhen. Alle Mütter kaufen ihren Töchtern buntes, modisches Schuhwerk, nur Rebeccas Mutter Jane (Joan Cusack, Arlington Road, Friends With Money) nicht – ihre Tochter muss sich mit braunen, klobigen Deichmann-Stampfern abfinden. Jahre später in den Shoppingkratern von Manhattan: Die mittlerweile zum attraktive Modepüppchen avancierte Rebecca Bloomwood (Isla Fisher) stolziert in feinster Designer-Kleidung durch die Läden. Mit zwölf Kreditkarten in der Tasche und einer unbändigen Kauflust im Nacken ist sie inzwischen allerdings arg verschuldet. Ihre zufällige Anstellung bei einem Sparmagazin, was für eine Kaufsüchtige an sich schon eine Farce ist, soll ihr aus der persönlichen Finanzmisere helfen. Mit einer Kolumne - ganz in der Tradition von Carrie Bradshaw - ist sie wider Erwarten enorm erfolgreich. Ihr Chef Luke Brandon (Hugh Dancy, Ella – Verflixt und verzaubert, Der Jane Austen Club) beginnt sich für seine aufstrebende Top-Kolumnistin zu interessieren. Aber Rebecca hat ganz andere Probleme: Ihre Verschuldung nimmt immer mehr zu, sie muss etwas gegen ihre Kaufsucht unternehmen und sucht Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe. Doch auch das ändert nichts an der Tatsache, dass sich der unerbittliche Schuldeneintreiber Derek Smeath (Robert Stanton) an ihre Fersen gehaftet hat…
Letztlich dient die Story von „Shopaholic“ nur als Ausrede, um die Verlobte von Borat-Komiker Sacha Baron Cohen, Isla Fisher (Blind Wedding, Vielleicht, vielleicht auch nicht) und die anderen Darstellerinnen in möglichst farbenfrohen und preisintensiven Kostümen herumlaufen zu lassen, wobei das Klischee der shopping- und modesüchtigen New Yorkerin auf die Spitze getrieben wird. Was genau diese Grundkonstellation bewirken soll, bleibt unklar. Im Endeffekt ist „Shopaholic“ eine Art Feel-Good-Movie für Opfer der Finanzkrise – die dürften sich mit Rebecca Bloomwood nämlich bestens identifizieren können. Andererseits wird der unkontrollierte Konsum in P.J. Hogans („Die Hochzeit meines besten Freundes“, Peter Pan) Komödie regelrecht abgefeiert. Die Moral lautet: Auch wenn gerade die vielbeschworene Krise auf euch niederhagelt – kauft, kauft, kauft! Dann geht es euch wieder besser. In dieser Hinsicht ist „Shopaholic“ eine unverhohlene Ode an den Kapitalismus. Die Protagonistin ist zwar kaufsüchtig und aus diesem Grund auch in einer Selbsthilfegruppe, aber – wie zu erwarten – wird dieser Umstand lediglich für ein paar Gags genutzt und entkräftet die vom Film zelebrierte Modenschau nur fadenscheinig. Einzig die kurzen Auftritte von John Goodman (Barton Fink, The Big Lebowski) als Rebeccas Vater lässt ein wenig Kritik am Konsumverhalten seiner kreditkartensammelnden Tochter erkennen.
Passend zum Inhalt ist auch die optische Gestaltung oberflächlich und gelackt. Jerry Bruckheimer (Bad Boys, Transformers) ist als Produzent mit von der Partie und trägt wohl maßgeblich die Verantwortung dafür, dass jedes einzelne Bild aus „Shopaholic“ aussieht wie aus einem Werbekatalog. Schöne Darsteller in ebensolcher Kleidung, luxuriöse Büros und Hintergründe – ein bisschen sieht das alles aus wie eine Filiale von Dunkin’ Donuts. Passenderweise beschallt die Tonspur den Kinozuschauer durchgängig mit Auszügen der aktuellen Radio-Charts, darunter auch Amy Winehouse mit einem Remix von „Rehab“. Auf der ästhetischen Ebene gibt es bei „Shopaholic“ nichts Bemerkenswertes zu vermelden, außer vielleicht die Schaufensterpuppen, die zu Rebecca sprechen und die Waren der Boutiquen anpreisen wie die Sirenen aus Homers „Odyssee“.
„Shopaholic“ ist ein sinnfreies Mainstream-Märchen. Die Wirtschaftskrise dient als vager Hintergrund für eine durchdesignte Laufsteg-Veranstaltung mit viel Klamauk und einem 08/15-Plot, den man in ähnlichen Filmen schon unzählige Male gesehen hat. Einzig Freunde schöner Kostüme und Kleider dürften an „Shopaholic“ einen Mehrwert finden. Aber vielleicht gibt es ja auch bald einen Katalog mit Standbildaufnahmen der Garderobe zu kaufen - der wäre einer Kinokarte dann eindeutig vorzuziehen.