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    Pornorama
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Pornorama
    Von Christian Horn

    Der deutsche Regisseur Marc Rothemund, zuletzt überaus erfolgreich mit Sophie Scholl - Die letzten Tage, und Großproduzent Bernd Eichinger (Der Untergang, Elementarteilchen, Das Parfum) haben sich zusammen getan, um mal eben das schnelle Geld an der Kinokasse zu machen. Und das geht so: Man nimmt einfach drei angesagte Schauspieler-Stars (Tom Schilling, Benno Fürmann, Karoline Herfurth), bettet die Geschichte in ein populäres Thema ein (sexuelle Befreiung) und verpacke das Ganze routiniert inszeniert, keinesfalls unpoliert, in ein krisensicheres Genre, die romantische Komödie. Heraus kommt dann zum Beispiel ein Film wie „Pornorama oder Die Bekenntnisse der mannstollen Näherin Rita Brauchts“, der für einen kurzweiligen Kinoabend genügen kann, darüber hinaus aber nicht viel zu bieten hat.

    Bennie Köpke (Tom Schilling; Crazy, Schwarze Schafe) macht ausgerechnet in den ausgehenden Sechzigerjahren eine Ausbildung zum Polizeikameramann, lebt bei seiner Mutter im biederen München-Ramersdorf und wird in zwei Wochen vereidigt. Auf einer Demonstration filmt er in Zivil die rebellische Jugend und verliebt sich auf den ersten Blick in die attraktive Luzi (Karoline Herfurth; Mädchen, Mädchen 2, Das Parfum), die in einer Aktivisten-Kommune lebt. Sofort hält sie ihn zu Recht für einen „Bullen“, weil „die immer so Che-Guevera-Shirts tragen“, und will ihm das Kameraband entreißen – einen Tritt in den Schritt gibt es gratis dazu. Zum Glück taucht Bennies älterer Bruder Freddie (Benno Fürmann; Nackt, Anatomie) auf, der Luzi erzählt Bennie sei an einer Filmhochschule und drehe einen Film über die Jugendbewegung. Und schon hat Bennie Luzis Telefonnummer auf dem Unterarm stehen! Schnell wird sich herausstellen, dass Freddie seinen Bruder tatsächlich zu einem Filmprojekt überreden will: Mit Hilfe eines Aufklärungsfilms der Marke „Schulmädchenreport“ will er die schnelle Mark machen, und Bennie soll ihm dabei helfen. Obwohl dieser gerne eine andere Art von Film machen würde, steigt er in das Projekt ein, um seinem Bruder aus der Patsche zu helfen: Der hat nämlich 10.000 Mark Schulden, weil er einen Deal mit Antibabypillen verpatzt hat.

    Die Dreharbeiten mit der chaotischen Amateurfilmcrew – mit von der Partie Michael Gwisdek („Nachtgestalten“, „Vaya Con Dios“) als filmhistorisch bewanderter Filmvorführer – kommen schleppend und mit allerlei Hindernissen in Gang. Der Pizzabäcker Cesare (Dieter Landuris) fungiert als „Produzent“ und schafft die italienische, rassige Schönheit Gina (Valentina Lodovini) bei, die in dem kleinen Sexfilmchen die Hauptrolle übernehmen soll. Gina kann allerdings weder deutsch sprechen, noch will sie sich ausziehen…

    Der Crew im Film geht es ausschließlich um den finanziellen Gewinn, künstlerische Belange treten völlig in den Hintergrund (auch wenn die Montagetheorie Eisensteins unmittelbar von Bennie nutzbar gemacht wird). Dieses Vorhaben teilen augenscheinlich auch Marc Rothemund und Bernd Eichinger, was den Film und den „Film im Film“ über denselben Titel hinaus, auch Bennies Film heißt „Pornorama“, auf eine ironische Art und Weise verbindet. Daraus wird allerdings nicht viel gemacht. Lieber bedienen sich die Macher von „Pornorama“ bei gängigen Klischees und spulen einen flachen Humor ab. Es gibt nackte Frauen mit wallendem Schamhaar, entspannt-verpeilte Kiffer, dümmliche Polizisten und standardisierte Charaktere, eingängige Filmmusik und eine handwerklich saubere, dem Hollywood-Kino abgeschaute Inszenierung. Die Zeit um 1968 wird nicht reflektiert, sondern dient nur als schauwerthaltige Kulisse – etwas anderes war auch kaum zu erwarten.

    Wirklich lustig sind nur wenige Szenen in „Pornorama“, zum Beispiel die Kinovorführung mit den Highlights der damaligen Aufklärungsfilme, die tatsächlich einige Lacher parat hält. Den Charme dieser unbeholfenen, spießbürgerlich erotischen Produktionen erreicht Rothemunds Film aber zu keiner Zeit. So wird „Pornorama“ zu einem Film, den man sich anschauen kann, wenn man mal gar nicht nachdenken will. Und zu einem Film, den man ganz schnell wieder vergisst, auch wenn er einen stellenweise ganz nett unterhalten hat.

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