Die Produzenten von „Silent Hill: Revelation 3D" waren auch an einigen Teilen der erfolgreichen Kinoreihe „Resident Evil" beteiligt. Das muss nicht viel heißen, doch an den beiden Franchises kann man geradezu exemplarisch unterschiedliche Herangehensweisen an Videospiel-Adaptionen festmachen. „Resident Evil" ist längst zu einer hochgestylten Science-Fiction-Saga geworden und funktioniert als eigenständige Filmserie, in der die Zombies aus den ersten Spielen kaum mehr als ein anachronistisches Zitat sind. Der von Michael J. Bassett („Solomon Kane") geschriebene und inszenierte „Silent Hill: Revelation 3D" dagegen wirkt auf den ersten Blick wie ein Musterbeispiel der gröbsten Klischees, die zu Videospieladaptionen kursieren.
Heather (Adelaide Clemens) und ihr Vater Harry (Sean Bean) sind seit Jahren auf der Flucht. Welche dunklen Mächte es auf die Beiden abgesehen haben, das weiß nur Harry. Der verschweigt seiner von bizarren, gewalttätigen Visionen geplagten Tochter jedoch die Wahrheit. Als Heather am ersten Schultag in einer neuen Stadt nach Hause kommt, ist Harry verschwunden. Gemeinsam mit ihrem Schulkameraden Vincent (Kit Harington) folgt sie seinen Spuren nach Silent Hill – in ein Albtraumland, wo die Straßen von weißem Ascheregen bedeckt und die verfallenen Korridore voll gestopft mit gequälten, verrenkten Leibern sind. Gemäß eines uralten heidnischen Kults wird dort seit Jahren auf Heather gewartet, die nicht nur ihre Bestimmung erfüllen, sondern auch die Leben von Vincent und ihrem Vater retten muss.
Die Geschichte von „Silent Hill 2" ist an das dritte Spiel der Reihe und an die erste Verfilmung „Silent Hill" angelehnt, die Christophe Gans 2006 inszenierte. Dabei richtet sich Michael J. Bassett in erster Linie an Fans und Kenner, die mit dem „Silent Hill"-Universum bereits vertraut sind: So mutet es bisweilen geradezu lieblos und plump an, wie die Erzählung vorangetrieben wird: Da werden Aufzeichnungen gefunden und lange, bedeutungsschwangere Dialoge geführt, in denen nahezu sämtliche offenen (Detail-)Fragen restlos geklärt werden. Neueinsteiger werden da kaum herangeführt und können den Versuch, die Geschichte zu verstehen, bald aufgeben und sich stattdessen ganz auf das Design konzentrieren.
Und besonders auf diesem Gebiet hat „Silent Hill 2" einiges zu bieten: Gerade in der Parallelwelt von Silent Hill gelingen Bassett beklemmend-blutige Tableaus, für die er sich bei Vorbildern der bildenden Kunst bedient, etwa bei den Höllenphantasien von Hieronymus Bosch oder den Puppengebilden von Hans Bellmer. Eine offensichtliche Inspirationsquelle waren auch die Cenobiten, jene fetischistischen Sadomaso-Kreaturen aus den „Hellraiser"-Filmen, die mit ihren klingenbestückten Körpern und vernarbten, vernähten Öffnungen damals wie heute beeindrucken.
Gleich die erste Schreckensvision ist so kraftvoll, dass Regisseur Bassett in der Folge Mühe hat, diese Eindringlichkeit zu wiederholen: In ihren Alpträumen findet sich Heather im verfallenen Lakeside Amusement Park wieder, eine Ruine ehemaliger Fahrgeschäfte, die wie eine offene Wunde in der Landschaft klafft: Robbie the Rabbit, das Stoffhäschen mit dem blutigem Mund, erstickt in dreckigen Plastikfolien, sterbende Goldfische versinken in ihrer Aquariumskugel, ein halb aufgegessener Geburtstagskuchen verfault und in der Mitte das Karussell mit seiner abblätternden Farbe, ein Ringelreihen des Todes, der den Raum um Heather in ein flammendes Inferno verwandelt.
Diese Allegorien der verlorenen und zugleich tödlichen Unschuld treffen ins Herz des Mythos rund um Silent Hill. In den surrealistischen Abgründen des verwunschenen Orts manifestierte sich schon immer auch das Monströse, Verdrängte in uns allen. Viel anfangen kann Bassett mit diesen Möglichkeiten und Motiven allerdings letztlich nicht. Er hakt einen eindrucksvollen Schauplatz nach dem anderen ab, integriert ihn aber nur selten in seine dahinstolpernde Geschichte. Schöne Bilder, nix dahinter: Das sagen Menschen, die keine Videospiele mögen, oft über Kino-Adaptionen von Videospielen. So ganz unrecht haben sie bei „Silent Hill 2" nicht, aber die Bilder, die Michael J. Bassett liefert sind oft atemberaubend.
Fazit: Michael J. Bassetts „Silent Hill: Revelation 3D" zerfällt in zwei Teile: Während die Geschichte eher schludrig abgespult und die allegorische Ebene vernachlässigt wird, beeindrucken die ästhetisch ausgefeilten Horror-Tableaus durch rohe Düsternis und sind für sich genommen durchaus sehenswert.