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Sebastian Schlicht7
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5,0
Veröffentlicht am 11. April 2023
„Roll that motherf***ing camera, Wolfie!“
Filme übers Filme machen? Für mich immer extrem spannend. Oftmals sind diese Werke tatsächlich auch sehr gut. „Living in Oblivion“ von 1995 ist ein Paradebeispiel. Regisseur war Tom DiCillo, der mir 2009 vor allem wegen seiner starke Doku über die Doors („When You´re Strange“) im Kopf geblieben ist. Dies ist einer seiner ersten Filme und in meinen Augen ein absolutes Schmuckstück. Ich habe selbst als Schauspieler zwar noch nicht so viel im Film gearbeitet, aber die Darstellung des stressigen Film-Alltags ist hier grandios nachempfunden, und zwar auf eine kreative und überaus witzige Art und Weise.
Regisseur Nick Reve dreht einen Low-Budget-Film mit einer engagierten Crew, doch jedes Mal werden die Dreharbeiten gestört. Sei es der selbstverliebte Hauptdarsteller, die Krise der Hauptdarstellerin, der unglücklich verliebte Kameramann oder Probleme mit einer simplen Nebelmaschine. Es will nichts funktionieren. Und dann taucht plötzlich noch Nicks senile Mutter auf…
Auf den ersten Blick klingt das Ganze nach einer Komödie und tatsächlich sprüht DiCillos Werk vor witzigen Momenten. Das neurotische Leiden des Regisseurs ist amüsant, auch wenn er einem sehr leidtun kann. Man wünscht ihm die ganze Zeit eine ordentliche Aufnahme der Szene, doch immer wieder kommt was dazwischen. Doch genau das macht Humor in vielerlei Hinsicht aus.
Der Film konzentriert sich aber nicht nur auf stumpfe Comedy-Momente, sondern geht etwas tiefer in die Materie, beleuchtet den stressigen Alltag von mehreren Seiten aus. Jeder hat seine kleinen Problemchen, die er verstecken bzw. Überspielen muss. Und dieser Kampf von jedem einzelnen ist wirklich klasse. Auch das Spiel mit schwarz-weiß-Aufnahmen ist sehr clever eingesetzt. DiCillo hebt das Ganze auf eine spannende Meta-Ebene, in der wir einen Film im Film sehen. Regisseur Nick dreht „Living in Oblivion“ (der Titel seines Films ist zufällig derselbe, wie der von DiCillo) und Schauspieler spielen Schauspieler. Klingt simpel, ist aber wirklich stark umgesetzt.
Die Darsteller sind spitze: Steve Buscemi ist klasse, ich liebe ihn in solchen Rollen! Catherine Keener ist immer stark und obendrein gibt Peter Dinklage hier sein Filmdebüt. Auch die Nebenrollen sind mit Dermot Mulroney und James LeGros sehr gut besetzt.
Die Musik von Jim Farmer ist solide, der Schnitt gefällt mir ebenfalls und auch die Kamera überzeugt.
Fazit: „Living in Oblivion“ ist ein kleines charmantes Filmjuwel, das immer wieder mitreißt, unterhält und einen humorvollen, aber ehrlichen Blick in die Filmwelt gibt.