Michael Mann, gilt spätestens seit "Heat" als einer der besten Regisseure Hollywoods. Sein einzigartiger Look und die Aussagekraft seiner Werke sind unverkennbar. Sein letzter Film "Miami Vice" liegt nun drei Jahre zurück und die Erwartungen, nach dessen Flop an den Kinokassen, an das neue Projekt waren dementsprechend groß. Als Stoff hat er sich ein Stück Kriminalitätsgeschichte Amerikas rausgesucht. Die schon fast legendäre Geschichte um John Dillinger war bis dato nur dreimal verfilmt worden und schrie daher regelrecht nach einer neuen Aufarbeitung. Allerdings macht Michael Mann zu viel Abstriche und daher bleibt das Projekt hinter seinem Potenzial zurück.
Anfang der Dreißigerjahre war die große Depression noch stets präsent. In dieser Zeit der Beklemmung, Armut und Not, gelingt es dem charismatischen Profi-Bankräuber John Dillinger (Johnny Depp) ein wahres Idol zu werden. Er bringt die Banken um das Kapital und greift damit die anschaulichen Verursacher der Krise an, dies verschafft ihm viel Bewunderung bei den einfachen Bürgern. Seine Gang und vor allem er, scheinen unaufhaltsam, nicht mal Gefängnisse können John Dillinger aufhalten. An Dillingers Seite ist stets seine Geliebte Billie Frechette (Marion Cotillard). Sie ist dem Charmeur verfallen und treu ergeben. Seine Handlungen erregen viel Aufmerksamkeit und die Regierung macht Jagd auf Dillinger. Das Bureau Of Investigation, jene Sondereinheit, aus der später das FBI hervorgehen sollte, hängt sich an die Fersen der Gangster. Geleitet wird es von dem aufstrebenden J. Edgar Hoover (Billy Crudup), dieser erklärt Dillinger den Krieg. Sein bester Ermittler Melvin Purvis (Christian Bale) macht sich auf die Jagd, um Dillinger das Handwerk zu legen…
Die Geschichte rund um Dillinger ist eine der Interessantesten der Kriminalitätsgeschichte der USA. Da die Story also in Grundzügen schon vorgegeben ist und sich Michael Mann auch sehr gut daran hält, dürfte ja nicht viel schiefgehen. Doch leider tut es dies. Zum Anfang des Films wird der Zuschauer einfach in die Geschichte geworfen, ohne überhaupt zu wissen worum es sich gerade handelt. Man fühlt sich etwas verloren und durch die anfänglich recht schnelle Erzählweise und teilweise sprunghafte Geschichtsdarstellung wird das Bild nicht besser. Erst nach etwa der Mitte des Films, nimmt das Tempo normale Züge an und man kann den Film endlich genießen. Michael Mann wollte in dieser Hinsicht einfach zu viel und traut deshalb den Zuschauer einiges zu. Allzu deutlich wird dies in Dillingers Gang, man weiß stets nicht wer da gerade an seiner Seite ist und ob dies nun eine wichtige Figur ist oder nicht und wenn man mit der Figur gerade warm geworden ist, ist sie auch schon wieder weg oder tot.
Johnny Depp spielt als John Dillinger gewohnt routiniert und mimt die Rolle sehr gut. Ein bisschen mehr Individualität von Dillinger hätte man sich aber gewünscht. Die Rolle ist zu sehr für Johnny Depp maßgeschneidert worden. Allerdings bringt er das Charisma von Dillinger wunderbar in Szene. Christian Bale bringt die Figur Melvin Purvis auch sehr gut rüber. Die Rolle wirkt an einigen Stellen allerdings zu eiskalt und man hätte sich an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Menschlichkeit gewünscht. Marion Cotillard die Dillingers geliebte spielt, macht ihre Sache mehr als wunderbar. Sie ist ein wahrer Lichtblick in den sonst eher blassen Charakteren. Zum Schluss noch Billy Crudup, der J. Edgar Hoover spielt. Die Rolle ist eine wirkliche Idealbesetzung. Hoover taucht nur in einigen wenigen Szenen auf, hat aber eine solche Präsens, dass diese den Film vorantreibt. Alle anderen Figuren in "Public Enemies" spielen zwar teilweise recht gut, bleiben aber blass und austauschbar, teilweise sogar unwichtig. Dies ist einer der größten Kritikpunkte. Nur Stephen Graham als Baby Face Nelson und Stephen Lang als Charles Winstead können mit ihren Rollen noch etwas herausstechen.
Ein weiterer großer Fehler des Films ist die allgemeine Optik, Micheal Mann verwendet wieder seine moderne, superflexible HD-Digicam, die auch in "Collateral" zum Einsatz kam. Hier wirkt diese Optik allerdings fehl am Platz. Der Hochmoderne Look und die Dreißigerjahre wollen einfach nicht miteinander Harmonieren. Auch die Spannung bleibt an etlichen Szenen auf der Strecke, durch die anfängliche schnelle Erzählweise, will diese nicht so recht aufkommen. Und auch die ersten Schießereien wirken recht kurz und liegen in Sachen Inszenierung weit hinter alten Filmen von Mann zurück. Erst nach ungefähr der Hälfte des Filmes, zeigt Michael Mann sein wahres Potenzial. Plötzlich sind Schießereien und Verfolgungsjagden wunderbar Inszeniert und darum auch spannend. Dieses Niveau hält sich dann auch bis zum Schluss, der wiederum eines der Spannendsten und besten Szenen des ganzen Filmes ist. Auch sehr gut gelungen ist die Rahmenhandlung, die Entstehung des FBI, die Andeutungen der Kommunisten Verdächtigungen und das verändernde Rechtssystem der USA. Alles wirkt sehr Authentisch und nachvollziehbar.
Fazit
"Public Enemies" ist der bisher schlechteste Film von Micheal Mann. Er ist keine ganz große Katastrophe geworden, da die zweite Hälfte des Films dennoch wunderbar gelungen ist. Auch sind die Hauptdarsteller sehr gut besetzt und können dadurch viel retten. Man hätte sich allerdings einiges mehr gewünscht. Ein Erfolg ist "Public Enemies" dennoch geworden, denn durch sein recht niedriges Budget hat er seine Kosten allein in den USA schon eingespielt. Dennoch ist es wirklich schade, dass Mann sein Potenzial in diesem doch recht schönen Film, nicht komplett ausspielen konnte.