Lassie, Kommissar Rex oder Susi und Strolch: Der Hund ist wahrscheinlich das Tier mit den meisten Filmauftritten überhaupt. Man denke nur an die kleinen, aber prägnanten Auftritte in Mad Max, Zurück in die Zukunft und Men In Black. Oder an die vierbeinigen Bösewichte in Das Omen oder „Cujo“. Und nicht selten übernehmen Hunde sogar die Hauptrolle, etwa in „Ein Hund namens Beethoven“, „101 Dalmatiner“ oder zuletzt in Das Hundehotel. Die Liste wäre endlos fortzusetzen, wobei schnell auffällt, dass Walt Disney – wohl aufgrund der enormen Familientauglichkeit – bei Hundefilmen überraschend oft die Finger im Spiel hat. So auch bei Raja Gosnells „Beverly Hills Chihuahua“, einem Abenteuerfilm, bei dem die menschlichen Darsteller ganz klar die zweite Geige spielen. Die Geschichte dreht sich um die verzogene Chihuahua-Hündin Chloe, die im Verlauf der Handlung lernen muss, dass scheinende Schuhe für Schoßhündchen und eine Prada-Ledertasche als Transportmittel nicht alles auf der Welt sind.
Beverly Hills, wie es leibt und lebt: Vivian (Jamie Lee Curtis, Halloween, Ein Fisch namens Wanda), die erfolgreiche Besitzerin einer Beauty-Firma, ist ganz entzückt von ihrer Chihuahua-Dame Chloe, die sich nur mit den teuersten Accessoires und der feinsten Verpflegung zufrieden gibt. Mit anderen Schoßhunden reicher Leute hängt Chloe am Pool rum, tauscht den neuesten Tratsch aus und lästert über weniger modebewusste Hunde – Paris Hilton lässt grüßen. Papi, der Hund des Gärtners Sam (Manolo Cardona), ist unsterblich verliebt in das arrogante Hündchen, hat bei ihr aber nicht die Spur einer Chance. Als Vivian auf Geschäftsreise nach Italien muss, bittet sie ihre Nichte Rachel (Piper Perabo), auf Chloe aufzupassen. Prompt nimmt sie die Luxushündin auf einen Mexiko-Trip mit, wo sie recht bald verloren geht. Ohne Umschweife landet Chloe in einer Hundearena, aus der sie nur dank dem mutigen Einsatz von Ex-Polizei-Schäferhund Delgado entkommt. Während Sam, Papi und Rachel nach ihr suchen, heftet sich auch der Dobermann El Diablo, dessen Besitzer sich ein hohes Lösegeld verspricht, an die Fersen des Chihuahua-It-Girls. Zum Glück weiß Chloe den treuen Delgado an ihrer Seite…
Regisseur Raja Gosnell sammelte schon bei den enttäuschenden Scooby Doo-Kinofilmen Erfahrungen mit Hunden, auch wenn der Vierbeiner dort vollständig animiert war. In „Beverly Hills Chihuahua“ spielen nun echte Hunde, nur die Sprechbewegungen und einige Actionszenen sind animiert. Außerdem stammen noch die Ratte Manuel (Elton, Morgen ihr Luschen! – Der Ausbilder-Schmidt-Film) und der Leguan Chico (Simon Gosejohann), die beiden CGI-Sidekicks des Films, aus dem Computer. Insgesamt geht dieser Mix aus echten und animierten Aufnahmen recht gut zusammen. Es verleiht dem Film einen gewissen Charme, dass die Hunde in den meisten Szenen real sind, wobei vor allem Delgado hervorsticht. Er ist der eindeutige Sympathieträger des Films und ohne ihn wäre das Hundeabenteuer wohl noch lauer, als es eh schon ist. Allein dadurch, dass er von Chloe – genau wie der Zuschauer - anfänglich sehr genervt ist, fungiert er schon als Identifikationsfigur für das Publikum.
Der Film handelt vom Unterschied zwischen arm und reich, zwischen Proletariat und High Society. Zuvorderst wird dieser Unterschied anhand der Beziehung von Chloe zu Delgado vorgeführt: Die luxusorientierte Hündin aus Beverly Hills trifft auf den bodenständigen Schäferhund aus Mexiko. Der Gärtner-Hund Papi nimmt dabei eine Zwischenstellung ein. Er lebt zwar in den USA in einem ganz normalen Zuhause, ist aber dennoch keineswegs verwöhnt. Im Lauf der Handlung wandelt sich Chloe. Sie sieht das Elend auf der Straße, den Heldenmut Delgados und wirft ihre herablassende Art daraufhin über Bord. Symbolisch dafür verliert sie einen Designerschuh, macht sich schmutzig und sieht irgendwann sogar aus wie ein richtiger Hund. Im Prinzip wird diese Wandlung so erzählt, als wären die Hunde menschliche Wesen.
Das Problem dabei ist, dass die Figuren letztlich viel zu stereotyp bleiben, um das Spannungsniveau hoch zu halten. Worauf der Film hinaus will, ist recht bald klar und mit neuen Ideen tut sich das Drehbuch äußerst schwer. Die Macher haben sich offenbar voll und ganz auf die Hundeschauwerte verlassen, doch die stehen in einem zunehmend unüberwindbaren Gegensatz zur „humanoiden“ Geschichte. Recht beiläufig - in knappen Einschüben – spiegelt sich Chloes' Entwicklung auch auf der Ebene der echten Menschen, wenn Rachel und Sam sich ebenso wie die Hunde in einer Notsituation einander annähern. Letztlich bietet „Beverly Hills Chihuahua“ lediglich leidlich nette Unterhaltung, die durch die sozialkritischen Untertöne mehr gestört als bereichert wird.
Symptomatisch dafür ist auch der mit dem Geschehen verknüpfte Appell an den Kinobesucher: Straßenhunde brauchen ein Zuhause! Wie übergestülpt wirkt diese Botschaft, wenn man bedenkt, dass das Leid der Hunde – genau wie die Gräuel der Hundekämpfe – nur sehr oberflächlich in den Fokus gerückt werden. Raja Gosnell hätte besser daran getan, seine soziale Ader ganz abzuklemmen, statt sich mit Halbherzigkeiten abzumühen. Unmotivierte Wechsel der Handlungsorte verstärken den faden Geschmack, außerdem ist „Beverly Hills Chihuahua“ stellenweise arg kitschig, was sich für den Gesamteindruck ebenfalls als abträglich erweist.
Lässt man die Hunde beiseite, bleibt eine arg dünne, von Stereotypen und Klischees durchsetzte Story, die alles andere als aufsehenerregend umgesetzt ist. Daher ist es wohl einzig an den Wauwaus, in den Kinos Kasse zu machen.