Zweifelsohne bleibt zuerst einmal festzuhalten, dass Meryl Streep ihren Oscar zurecht bekam. Sie spielt umwerfend und fantastisch. Gleich danach kommt Film-Ehemann Broadbent. Aber das sind wohl auch die einzig wirklich ernstzunehmenden Rollen. Danach bleibt nicht viel Luft für weiteres. Prinzipiell ist das auch nicht schlimm, denn der Film konzentriert sich eben voll und ganz auf seine Hauptfigur. Einerseits ist Frau Thatcher eine Privatperson, dann wieder eine politische Person. Genau da setzen die Knackpunkte des Films an.
Die erste Ebene, die des Privaten, wird meiner Meinung nach gut, wenn auch nicht völlig ausschöpfend bearbeitet. Besonders die Szenen der Gegenwart haben m.M.n. einige brilliante Einfälle, wie die "Geister", um die schwierige Alterskrankheit Demenz darzustellen. Die Rückblenden sind etwas problematischer, wo man zwar engagiert die Stationen (Inspiration durch den Vater, Verlobung usw.) abarbeitet, irgendetwas aber fehlt.
Das schließt dann schon an diese zweite Ebene, die des Politischen an. Hier liegt auch der große Schwachpunkt des Films: Man bekommt die Politikfrau Thatcher einfach nicht zu fassen. Es reicht einfach nicht sie im Rekurs auf den Vater immer über Selbstbestimmung und Ideale reden zu lassen. Aber auch das hätte ausgebaut werden müssen. Es ist auch eine eklatante Schwäche, dass sich Thatcher in den Szenen immer gegen die Leute "wehren" muss. Es fehlen einfach solche Momente wie kämpferische Reden, Taktieren oder das Duell mit Gegnern oder der direkte Kontakt mit dem Volk, abseits der Protestszenen. So etwas hätte man immer erwarten können und dürfen! So wirkt es leider so als würden sich die Leute immer nur an ihre große Premierministerin wenden, die mal schwierige Entscheidungen trifft, sich durchsetzt, weil alle anderen zu feige sind. Ich glaube, dass das ziemlich kurz gedacht ist (selbst wenn es einen schönen Kontrast zu einer gewissen anderen Mutti darstellt, die sie nich entscheiden will...). -
Fazit: Trotz dieser Kritikpunkte, sowie manch weiteren (der Score ist mir allerdings nicht so böse aufgefallen), bewerte ich den Film im Bereich "gut", weil er als Biopic trotz allem funktioniert und eine sensationell aufspielende Meryl Streep, unterstützt von einem schelmischen Jim Broadbent, bietet. In gewisser, radikalerer Weise hätte der Film nur das hohe Alter von Thatcher schildern sollen - als ein Drama über Demenz. Im Gesamtpaket ist "Die Queen" von Stephen Frears der deutlich bessere Film.