Snoop Dogg ist nicht nur ein megaerfolgreicher Rapper, Pornoproduzent und sowieso der coolste Motherfucker unter dieser unserer Sonne, sondern hat nebenbei auch noch ein Faible für Horrorstreifen. Nachdem mit Bones sein erster Ausflug in dieses Genre jedoch qualitativ eher zu wünschen übrig ließ, ist Stacy Titles („Last Supper“ mit Cameron Diaz) Low-Budget-Episodenhorror „Snoop Dogg´s Hood Of Horror“ nun dank hochinteressanter, so noch nicht umgesetzter Ansätze zumindest sehenswert geraten. Zusammengehalten von einer Rahmenhandlung, die halb als stylisher Animations- und halb als Realfilm daherkommt, wird hier die alte Tradition, moralische Märchen als Horrorfilm zu erzählen, in ein schwarzes amerikanisches Ghetto verlegt. Mit Snoop Dogg (The Tenants) als Erzähler und Gate Keeper, der seine Seele für das Leben seiner bei einer Gang-Schießerei umgekommenen Schwester geopfert hat, erweisen sich die einzelnen Episoden, was Spannung und Bissigkeit angeht, als qualitativ höchst unterschiedlich.
Die erste Geschichte handelt von der toughen Posie (Daniella Alonso), die schon als kleines Mädchen ihre Eltern durch Ganggewalt verloren hat und sich nun als junge Frau schlagfertig gegen die lokale Graffiti-Gang und ihren Anführer Fatcap (Noel Guglieemi) stellt. Als ein geheimnisvoller Fremder (Danny Trejo) ihr ein magisches Tattoo verpasst, nutzt Posie dies, um als Racheengel in ihrem Viertel mal so richtig aufzuräumen… Dieses kleine Horrormärchen erweist sich schnell als bitterböse Splatter-Fabel, die sich ohne verlogenes Happy End die Undurchdringlichkeit des Gewaltzirkels in den schwarzen Ghettos zum konsequent-kritisch behandelten Thema macht. Und auch wenn man dabei deutlich merkt, dass den Machern bei dieser Art des Real-Horrors die Aussage eindeutig wichtiger als die Spannung war, gibt es auch für den geneigten Fan die eine oder andere lohnende Szene. So schießt sich Fatcap, als er beim Versuch, seine Bitch zu vergewaltigen, Probleme mit dem Reißverschluss seiner Flohmarkt-Jeans bekommt, den eigenen Schwanz weg. Und ein anderes Gangmitglied fällt äußerst unglücklich auf seine Bierflasche, was von Posie lediglich mit der ultrazynischen Bemerkung „Schade – um das Bier!“ stumpf zur Kenntnis genommen wird.
Im zweiten Handlungsstrang hat der arrogante Südstaatler Tex Jr. (Anson Mount) schwer am letzten Willen seines Vaters zu knappern. Um seinem verkommenen Sohn doch noch etwas Ehre und Anstand einzutrichtern, hatte dieser nämlich verfügt, dass Tex erst ein Jahr lang in einem Ghetto bei schwarzen Kriegsveteranen leben solle, bevor er den reichlichen Nachlass ausbezahlt bekommt. Zunächst versucht Tex noch, die alten Herren mit Budgetkürzungen auszuhungern, doch dann schlagen die vietnamerfahrenen Recken erbarmungslos zurück… Zunächst einmal sei angemerkt, dass jegliche Parallelen zu Präsident Bush, der sich auch aus seinem Militärdienst herausgekauft und den Veteranen das Geld gekürzt hat, keinesfalls rein zufällig, sondern volle Absicht sind. Wenn Texs Schädel am Schluss von seinen geliebten Bullenhörnern durchbohrt wird, ist dies nicht weniger als eine bluttriefende filmische Rache an George W. und seiner verachtenswerten Politik. Sowieso ist in diesem Abschnitt das Spiel mit Klischees hervorragend gelungen. Der reiche Texaner fickt die ganze Zeit rum und ist das Böse in Person, die armen Ghettobewohner sind hingegen ein scheinendes Vorbild an Anstand und Moral. Splatter-Highlight: Texs blonde Schlampe wird solange mit Kaviar vollgepumpt, bis sie platzt und ihr Paris-Hilton-Schosshündchen sich genüsslich am umhergespritzten Mageninhalt labt.
Die letzte Geschichte ist zugleich auch die schwächste. Sod (Pooch Hall) ist der neue Star am Gangsta-Himmel, leider ist ihm sein kometenhafter Aufstieg dabei sehr zu Kopf gestiegen. Einst hatte er Gott versprochen, als Gegenleistung für den Erfolg im Rap-Business ein besserer Mensch zu werden. Nun sind die Leichen seiner Vergangenheit wieder auferstanden, um ihn in den Wahnsinn zu treiben… Auch dieser Beitrag entpuppt sich einmal mehr als blutig-moralisches Märchen, und zugleich als selbstkritischer Umgang mit Snoop Doggs eigenem Gangsta-Image. Nur ist es hier leider nicht gelungen, die Message mit filmischen Qualitäten zu unterfüttern. Spannung will kaum bis gar nicht aufkommen und selbst die Splatter-Einschübe erweisen sich als überraschend harmlos. Nur die launigen Gastauftritte von B-Movie-Ikone Lin Shaye (2001 Maniacs) und „Seinfeld“-Star Jason Alexander (Schwer verliebt) können zumindest noch ein paar Pluspunkte sammeln.
Ein solider, ein starker und ein schwacher Beitrag würden an sich aus „Snoop Dogg´s Hood Of Horror“ ein im Endeffekt lediglich durchschnittlichen Episodenfilm machen. Doch die sowohl storytechnisch als auch von der visuellen Ausrichtung her hochinteressante Mischung aus Horror- und Ghettostreifen sowie die treffsicher bissige Satire des Mittelteils machen den Film dann doch zumindest für geneigte Genre- und Snoop-Dogg-Fans auf jeden Fall sehenswert. Aber Achtung: Lediglich die deutsche Verleihversion ist in diesem Fall zu empfehlen, die Kauffassung ist trotz FSK 18 geschnitten. Und „Snoop Dogg´s Hood Of Horror“ ohne Splattereinlagen macht nun wirklich kaum einen Sinn.