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    Von Frau zu Frau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Von Frau zu Frau
    Von Christoph Petersen

    „Because I said so! - Weil ich das so sage!“ Wohl jeder kennt diese Aussage verzweifelter Eltern, denen die Argumente ausgegangen sind. Der englische Originaltitel von Michael Lehmanns Komödie „Von Frau zu Frau“ greift dieses Phänomen passenderweise auf, geht es doch auch in dieser um eine Mutter mit übergroßem Beschützerinstinkt, die den richtigen Lover für ihre Single-Tochter sucht und sich dabei öfter mal dieser vereinfachenden Variante der Diskussionsführung bedient. Die Grundidee hört sich schon im ersten Moment ebenso altbacken wie blöd an, aber wenn man dann weiter mitbekommt, dass das Mutter-Tochter-Gespann von Mandy Moore und Diane Keaton verkörpert wird, kehrt doch ein kleiner Teil der Hoffnung auf einen zumindest guckbaren Film zurück. Bei diesen Zutaten könnte man doch fast meinen, es wäre eine sichere Wette, dass „Von Frau zu Frau“ im qualitativen Niemandsland des Hollywood-Rom-Com-Einheitskinos landen würde – null Innovation, aber doch kurzweilige 102 Minuten. Aber weit gefehlt! Man mag im Nachhinein gar nicht glauben, dass man sich auf den ausgetretenen Pfaden, auf denen „Von Frau zu Frau“ wandelt, noch so hoffnungslos verlaufen kann.

    „God can´t be everywhere, that´s why he made mothers.“

    Daphne Wilders (Diane Keaton) will unbedingt verhindern, dass ihre Töchter die gleichen Fehler wie sie selbst machen und dann ebenso einsam enden. Bei ihren beiden Älteren hatte sie schon Erfolg, die attraktive Mae (Piper Perabo, Coyote Ugly, The Cave, Eine Hochzeit zu dritt) und die Psychologin Maggie (Lauren Graham, „Gilmore Girls“, Evan allmächtig – gebt dieser Frau endlich eine Kino-Hauptrolle!) sind bereits unter der Haube. Nun macht sich Daphne Sorgen um ihre Jüngste, Milly (Mandy Moore), eine Köchin mit eigenem Catering-Unternehmen, die erst kürzlich nach ihrer letzten Liebesenttäuschung erklärte, es ihrer Mutter gleich tun zu wollen und für immer allein zu bleiben. Natürlich kann Daphne dies unmöglich einfach so hinnehmen, und so setzt sie eine Annonce ins Internet, in der sie als Mutter einen Mann für ihre Tochter sucht. Die ersten Treffen fallen ziemlich ernüchternd aus, die versammelten Freaks und Loser der Stadt scheinen sich vereinigt zu haben, um Daphne das Leben schwer zu machen. Doch dann findet sich schließlich doch noch der scheinbar perfekte Partner für Maggie, der Architekt Jason (Tom Everett Scott) ist verantwortungsbewusst, charmant und vor allem sehr erfolgreich. Allerdings versucht auch Musiker Johnny (Gabriel Macht, Der gute Hirte), dessen Stärken Romantik, Witz und Familiensinn sind, und der von der ganzen Aktion nur durch Zufall Wind bekommen hat, sein Glück. Und so muss sich Milly, die doch eigentlich bis ans Ende ihrer Tage allein bleiben wollte, plötzlich mit zwei lohnenswerten Verehrern herumschlagen...

    „Von Frau zu Frau“ hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, mit denen sich auch viele andere romantische Komödien auseinandersetzen müssen. Der Unterschied ist nur, dass „Von Frau zu Frau“ in jedem einzelnen dieser Kämpfe mit Pauken und Trompeten untergeht. Obwohl das Skript in keiner Sekunde Originalität ausstrahlt, sich als absolut 08/15 erweist, ist es im Endeffekt doch viel schlechter als die von vergleichbaren Hollywood-Durchschnittsproduktionen geraten. Die Figuren sind nicht nur leere Hüllen und komplett austauschbar, sie sind zum Großteil auch noch unsympathisch, oft sogar unerträglich. Dazu fährt der Film neben dem durchgängig schlechten Timing auch noch sinnlose Sprünge und merkwürdige Stimmungswechsel auf, die den Zuschauer immer wieder aus dem Film reißen und nebenbei den Charakteren das letzte bisschen Glaubwürdigkeit rauben. Gefühle sind in dieser Romantikkomödie sowieso Fehlanzeige: Es geht einzig und allein um Daphnes nervtötende Ausbrüche, Millys Beziehungen zu ihren potentiellen Ehemännern werden in einem solchen Tempo nebenher abgehandelt, dass man als Zuschauer nicht im Geringsten nachvollziehen kann, wie bitteschön sich zwischen diesen „Menschen“ auf der Leinwand auch nur im Ansatz so etwas wie Liebe entwickeln kann. Und so weiter, und so weiter...

    Gut, das Drehbuch ist totaler Mist. Aber gerade im Komödienfach kommt es ja immer wieder vor, dass ein schwaches Skript dank toller Darsteller doch noch irgendwie funktioniert. Im Fall von „Von Frau zu Frau“ hätten nun grundsätzlich Mandy Moore und Diane Keaton die Chance dazu gehabt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Moore (Nur mit Dir, Lizenz zum Heiraten) liefert ein weiteres Mal ihre „All-American-Girl“-Nummer ab – das ist ganz nett, in den besten Momenten gar sympathisch, aber um hier noch etwas ausrichten zu können, reicht es natürlich trotzdem hinten und vorne nicht. Diane Keaton (Der Pate, Manhattan, Die Familie Stone) hätte man da schon eher zugetraut, den Film noch rumzureißen. Doch diese schwache Hoffnung wird aufs bitterste enttäuscht. Was Keaton hier an unkontrolliertem Over-Acting abliefert, geht auf keine Kuhhaut. Regisseur Lehmann gelingt es in keiner Szene, seinen schauspielerisch Amok-laufenden Star in die Schranken zu weisen. Keaton agiert, als gäb’s kein Morgen mehr, als ob „Von Frau zu Frau“ ihr letzter Film wäre, und sie danach nie wieder vor eine Kamera treten dürfe. Man möchte fast annehmen, dass die viertelstündige Sequenz, in der Daphne aufgrund einer Krankheit ihre Stimme verliert, von Lehmann erst während der Dreharbeiten eingefügt wurde, um seinem geschundenen Publikum so zumindest eine kurze Verschnaufpause gönnen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass das deutsche Synchronteam Erbarmen zeigt und zumindest auf der Tonspur Keatons kreischigen Schauspiel-Egotrip ein klein wenig entschärft.

    Fazit: Normalerweise müsste ein Film, bei dem die Leistung einer Diane Keaton die schwächste ist, glatte zehn Punkte bekommen. Doch „Von Frau zu Frau“ ist die berühmt-berüchtigte Ausnahme von der Regel: Hier passt schon so aber auch wirklich gar nichts zusammen - und dann kommt Diane Keaton und macht mit ihrer nervtötenden Over-The-Top-Performance alles noch viel, viel schlimmer.

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