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    Andreas S.
    Andreas S.

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    4,5
    Veröffentlicht am 2. August 2020
    Traude Krüger ist 80. Seit Menschengedenken - seit Zeiten der Wehrmacht - gibt sie Klavierunterricht im Frauenknast Luckau. Diese Aufgabe ist ihre Passion. Die Musik ist für sie ein Ausweg aus einer kalten brutalen Welt im Wandel der Zeit. Eine Welt, die kein Glück für sie bereit hielt. Lebenslang musste sie ihre lesbischen Neigungen unterdrücken. Ihre große Liebe wurde zudem von den Nazis im Krieg hingerichtet. Was blieb war die Musik.
    Jenny van Loeben ist 20. Sie ist als Mörderin verurteilt und sitzt in Luckau. Das einstige musikalische Wunderkind ist schon in jungen Jahren seelisch schwer gebeutelt. Vergewaltigt vom liebeskranken Vater, Beziehung zu einem Stricher endete tragisch. Einen Mord, den der Typ begangen hat , nimmtJenny auf sich. Danach lässt er sie sitzen. Sie hat zudem ihr Baby verloren. Sie ist durch die Wirren des Lebens zu einem wandelnden Vulkan geworden, neigt zu unkontrollierbaren Aggressionen und Gewaltausbrüchen.

    Diese beiden kaputten Seelen sind plötzlich miteinander konfrontiert. Die klassische Musik ist die Verbindung. Traude will Jenny zu Deutschlands bester Nachwuchspianistin machen. Gegen alle Wiederstände, die zum einen von Jenny selbst ausgehen, aber auch vom kalten Umfeld, in dem die beiden leben.

    Der Film ist irgendwie anders. Kein Hochglanz. Eher grobkörnig. Keine unnötigen Ablenkungen. Alle Nebenfiguren treten nur dann ins Rampenlicht, wenn sie die Geschichte auch voranbringen. Im Mittelpunkt stehen ausnahmslos die beiden so unterschiedlichen Frauen, ihre traurigen Lebensgeschichten und die Musik. Radikal auf den Punkt inszeniert.

    Monica Bleibtreu legt als strenge, preussisch angehauchte Lehrerin mit lesbischen Neigungen, der das Leben in vielerlei Hinsicht arg zugesetzt hat, eine gute Vorstellung hin.
    Hannah Herzsprung allerdings spielt sich den Teufel aus dem Leib. Jede Szene, in der sie auftritt, ist absolut fesselnd. Die Rolle der Jenny van Loeben ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Keine Ahnung ob sie dafür einen Preis erhalten hat. Ich hoffe doch sehr.

    Der Filmtitel bezieht sich auf dei letzten vier Minuten des Films. Jennys großer Auftritt. An sich soll sie Schumann spielen, aber sie macht aus diesen vier Minuten ihr ganz eigenes faszinierendes musikalisches Feuerwerk, das seines gleichen sucht. Absolut magische vier Minuten deutscher Filmkunst, die Hannah Herzsprung wohl unsterblich machen werden. Grandios.
    kipari
    kipari

    2 Follower 15 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 25. März 2011
    Sicher, eine gewisse Intensität kann man „4 Minuten“ gewiss nicht absprechen, doch kratzt man ein wenig an der Oberfläche, offenbart 4 Minuten etliche inhaltliche Schwächen – man wird den Eindruck nicht los, dass das Duell zwischen Jenny und Frau Krüger nicht genügend Zündstoff und Tiefgang bietet und man die Story mit unnötigen, unausgereiften Sideparts (Jennys Vater, Gefängniswärter usw.) und halbgaren Rechtfertigungsversuchen auf Kurs halten muss. Was bei Jenny Sprunghaftigkeit ist, erweist sich bei sämtlichen anderen Charakteren einfach nur als unverständliche Inkonsequenz – angefangen bei Frau Krüger - mal überaus streng und verbittert, mal beinahe verständnisvoll und Zuneigung entwickelnd - wobei die Rückblendung in ihre Vergangenheit mehr stört als dass sie erklären vermag. Der Versuch, auf diese Weise das Gefängnisdrama emotional mit Schuld, Rache, Vergebung und dergleichen anzureichern, scheitert letztendlich kläglich. Um den Film dennoch genießen zu können, sei empfohlen, sich möglichst vom furiosen Spiel von Hannah Herzsprung und den stellenweise packenden Bildern vereinnahmen zu lassen, um ja nicht in Versuchung zu kommen, nach etwas Tiefgang zu graben.
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 30. März 2010
    Es ist einer der besten deutschen Spielfilme der letzten Jahre. Mit zwei überragenden Hauptdarstellerinnen (Monica Bleibtreu, Hannah Herzsprung), die sich als Antipoden ergänzen und an einander reiben. Beide agieren auf Augenhöhe und beide leiden unter ihrer Vergangenheit. Mit ungeheuerer Vitalität und Lebenskraft tritt die eine auf, die mit ihrer brachialen Gewalt auch vor Selbstverstümmelung nicht Halt macht. Die andere kommt mit dem preußischen Ideal von Zucht und Ordnung daher. Ihre raue Schale offenbart schon bald den weichen Kern. Dabei geht es aber doch eigentlich um Musik! Das Geniale ist aber nicht nur der schlichte Titel, der nur dem etwas sagt, der den Film gesehen hat, sondern die zweite Ebene, die bis in die NS Vergangenheit zurückreicht. Und drittens gibt es so ganz nebenbei eine kritische Schilderung der Zustände in Strafvollzug. . Und dann das furiose Finale! So eine Musik hat man so bisher noch nie gehört. Und - das ist bei diesem ernsten Thema wirklich erstaunlich - es gibt komische Szenen zum Lachen

    Chris Kraus hat seiner Klavierlehrerin mehr als nur ein Denkmal gesetzt. Geschliffene Dialoge treffen oft ins Schwarze, wie z. B. bei der Begegnung vor dem entscheidenden Konzertauftritt:

    Vater: „Ich wünsche dir viel Glück Jenny.“

    Jenny: „Ich wünsche, dass du bald stirbst.“

    Die Ausdruckskraft überwältigt und die emotionale Tiefe schafft Ergriffenheit bis an den Rand der Taschentuchbox.

    Kino:
    Anonymer User
    2,5
    Veröffentlicht am 25. Februar 2010
    Zugegeben: Der Film hat hohe Erwartungen geweckt. Nachdem ich in mehreren Fernsehsendungen von der Entdeckung Hannah Herzsprung und der brilliant agierenden Schauspielerin Monica Bleibtreu gehört hatte, wollte ich den Film sehen. Ein vorweg gesehener, gut gemachter Filmtrailer machte den Streifen zusätzlich schmackhaft. Den muss ich sehen, dachte ich, denn gerade als filmbegeisterter Deutscher hat man ja auch die Pflicht sich anzuschauen, was in heimischen Landen so produziert wird. Als es dann auch noch Preise für diesen Film regnete, war ich schon beinahe rollig, wenn ich an das mir bevorstehende Kinovergnügen dachte.



    Vielleicht rührt meine Enttäuschung zum Teil auch daher. Ich möchte eine eher nebensächliche Szene herausgreifen, in der Hoffnung, dass daran die ganze Problematik des Films deutlich wird: Der von Richy Müller gespielte Gefängniswärter und die von Nadja Uhl verkörperte Gefängnispsychologin? haben insgesamt drei gemeinsame Szenen. Die erste Szene ist ein Meeting, in dem besprochen wird, wie nun mit der aufsässigen Jenny (Hannah Herzsprung) zu verfahren sei. Dabei wird dem Zuschauer durch prägnante Sätze die Information mitgeteilt, dass der Gefängniswärter und die Psychologin ein getrenntes Ehepaar sind. So weit, so gut. Außerdem wird schnell klar, dass sie beide nicht der gleichen Meinung sind, wenn es um Jenny geht. Ein Konflikt wird also angedeutet. Doch dann folgt nur eine Szene mit quasi demselben Inhalt. Ein Meeting in dem die unüberbrückbaren Gegensätze der beiden noch mal zum Vorschein kommen. Dann, in der dritten gemeinsamen Szene, küssen sich die beiden ganz innig und fallen übereinander her.

    Es stellen sich mir nun Fragen, die ich auch in bezug auf viele andere Szenen des Films hatte: Warum wird keine Entwicklung gezeigt und welche Bedeutung hatte diese Szene für den Film? Der Zuschauer muss nun selbst überlegen, wie die Versöhnung der beiden vonstatten gegangen ist, und er muss selbst überlegen, welches Motiv der Regisseur hatte, diese Szene zu zeigen. Die Antwort wird schnell deutlich: Keines.



    Und dies gilt leider auch für die Beziehung zwischen Jenny und Traude Krüger (Monica Bleibtreu). Denn es wird nicht gezeigt, warum ausgerechnet Traude Krüger Jenny zur Konzertpianistin machen kann. Gezeigt werden ein paar Szenen, die nicht ins Detail gehen: Jenny und Frau Krüger bei der ersten Probe, Jenny und Frau Krüger lachen gemeinsam nach einer Probe (aha, denkt man als Zuschauer, Annäherung der beiden Protagonisten), Jenny und Frau Krüger fahren zu den Wettbewerben. Im Grunde aber hatte man den Eindruck, Jenny brauche gar nicht zu üben, denn sie kann ja schon Klavier spielen. Es findet diesbezüglich keine Entwicklung statt, und wenn doch, so macht der Film sie nicht deutlich.



    Ein weiteres Manko sind die zahlreichen Nebenschauplätze: Frau Krüger im Zweiten Weltkrieg, Jenny und die Beziehung zu ihrem Vater, die Geschichte mit dem verprügelten Gefängniswärter und seiner Tochter, die bereits erwähnte Geschichte mit Richy Müller und Nadja Uhl, dann noch Jennys Konflikt mit den anderen Gefängnisinsassinen (u.a. Jasmin Tabatabai als wenig überzeugende Gangsterin), usw.. Statt sich auf einen Plot zu konzentrieren, wird die Geschichte bis zur Unkenntlichkeit mit aufeinander folgenden Szenen verwässert, offensichtlich, weil der Regisseur nicht wusste, wie er die Beziehung zwischen Jenny und Frau Krüger noch intensiver, eindringlicher darstellen könne.



    Was wir sehen ist dies: Eine Hannah Herzsprung, die mal relativ ruhig ist, und dann wieder rumkrakeelt, eine Monica Bleibtreu, deren Alter und Gebrechlichkeit aufgesetzt wirken, eine Abfolge von Filmsequenzen, die keine innere Dynamik entwickeln und auch nicht einander bedingen, wie dies in guten Filmen der Fall ist.



    Abschließend bleibt zu sagen, dass dieser Film ein interessantes Thema gewählt hat, namentlich die Verbindung zwischen Kunst und Gewalt, dass der Film aber leider in seiner cinematographischen Kraft weit hinter dem mit ähnlicher Thematik ausgestatteten Film DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS (De battre mon coeur s’est arrêté, Jacques Audiard) zurückbleibt. Vielleicht ist der deutsche Film tatsächlich so spießig, dass solche bescheidenen Filme wie dieser plötzlich hochgelobt werden, aus einer verqueren Selbstverliebtheit heraus, nicht aber aus Objektivität.

    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 18. März 2010
    Ich vergebe ungern für einen Film die Höchstpunktzahl, aber bei 'Vier Minuten' passt wirklich alles zusammen.

    Allein schon die oscarreife Darstellungsleistung von Hannah Herzsprung als 'Jenny' trägt die bei nachträglicher Analyse überraschend dünne Story auf den Gipfel der Filmkunst!

    Auch die zweite Hauptrolle der Klavierlehrerin mit Nazivergangenheit ist mit Monica Bleibtreu sensationell gut besetzt.



    Um Mißverständnissen vorzubeugen: Diesen Film fand ich in keine Sekunde langweilig oder gekünstelt, sondern überraschenderweise mitreißend spannend.



    Denn die Message und das Geheimnis dieses originellen Films ist offenbar:

    Der Moment und NUR der Moment zählt!



    Daher ist auch die etwas unglaubwürdige, 'politisch korrekte', Darstellung der Gründe für Jennys Kriminalität ('sexueller Mißbrauch, ein böser Ex-Freund) meiner Meinung nach völlig unproblematisch.



    Mit dieser Maxime 'nur das Hier und Heute zählt', die sich eine wegen Mordes verurteilte Person ja leisten kann (hat ja nichts mehr zu verlieren..) nimmt Jenny den Zuschauer und ihre Lehrerin mit auf eine wahre Achterbahnfahrt!

    Mehr noch, sie gewinnt trotz ihres eigentlich wenig sympthischen, brutal-kindlichen Charakters im Laufe der Geschichte erstaunlich an Sympathie.



    Das Ende wird natürlich von mir nicht verraten, aber passender konnte der Film, wie ich finde, nicht enden!

    Mein Prädikat: Sehr sehenswert!
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