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    Voll normaaal
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Voll normaaal
    Von Thilo Podann

    Mit schöner Regelmäßigkeit entstehen in Deutschland Komödien, für deren Konsum kein Mindest-IQ nötig ist. Besonders beim jüngeren Publikum erfreuen sich solche Assi- oder Prollkomödien großer Beliebtheit. Ungekrönter König dieser Gattung ist wohl Tom Gerhardt, der gemeinsam mit Busenfreund Hilmi Sözer in der überaus erfolgreichen Trilogie „Voll Normaaal", „Ballermann 6" und „Die Superbullen" brillierte. Den Anfang machte die Kölner Provinz Komödie „Voll Normaaal" bei der der mittlerweile verstorbene Erfolgsproduzent Bernd Eichinger einmal mehr sein Gespür für Hits bewies und einen Kultfilm produzierte, der gewiss nicht jedermanns Geschmack ist.

    Tommie (Tom Gerhardt) und sein bester Freund Mario (Hilmi Sözer) sind in ihrer Heimat Köln-Kalk die absoluten Lachnummern. Neben dem Arbeitsplatz – eine kleine KFZ-Werkstatt – teilen die beiden auch ihre größten Hobbies: Mofas und Filme von Pornostar Gianna S. Eben diese hat sich für einen Auftritt in der Stadt angekündigt, logisch also, dass Tommie und Mario da nicht fehlen dürfen. Doch vorher muss Tommie noch eine Kiste der seltenen Biermarke „Ramsdorfer Kölsch" auftreiben, die er dem Luden Jupp schuldig ist, nachdem er versucht hat dessen Auspuff zu entwenden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

    Für den bis dahin eher unbekannten Kölner Kabarettisten Tom Gerhard war „Voll Normaaal" der Durchbruch: Neben zwei Fortsetzungen variierte Gerhard den Stoff in den beiden Bühnenprogrammen „Voll die Disco" und „"Voll Pervers" sowie der Fernsehserie „Hausmeister Krause". In wechselnden Rollen stets dabei: Tom Gerhardt, der unbestrittene Dreh- und Angelpunkt des kultigen Kölner Proll-Universums.

    Schon nach wenigen Minuten „Voll Normaaal" ist überdeutlich, was im Mittelpunkt der folgenden eineinhalb steht: Der Film beginnt –nach kurzem Prolog – mit einem Hundehaufen in Großaufnahme, der offensichtlich mitten in einer Fußgängerzone liegt. Vorsichtig umschiffen die Passanten die Fäkalien – bis ein Paar dreckige Sneakers voll rein treten. Der Mann, der in diesen Schuhen steckt ist Tommie. Ganz offensichtlich ist er nicht der hellste und tritt gewiss nicht zum ersten Mal, im wörtlichen und übertragenen Sinn, in die Scheiße. Doch dank seiner blühenden Fantasie und seines unvoreingenommenen Charmes, ist er auch grundweg sympathisch. Das merkt auch die Videothekenangestellte Gabi (Gruschenka Stevens), die in einen Moment noch wütend den Kotresten von Tommies Schuh hinterherwischen muss, sich dann bei Tommies höchst eigenwilliger „Terminator"-Kritik vor Lachen nicht mehr halten kann.

    Und genau so geht es auch den meisten Zuschauern bei „Voll Normaaal", der selbst den größten Spießer das ein oder andere Mal zum Lachen bringt. Neben dem oft, aber natürlich nicht immer, gelungenem Humor, sind es die längst zum Kult gewordenen Szenen, wie beispielsweise das legendäre Kommando-Pimperle-Spiel, den die Fans lieben. Dass der Film ein ums andere Mal seinen Fäkalhumor übertreibt ist bedauerlich. Weniger wäre hier mehr gewesen, besonders da die größten Lacher gerade nicht durch solche Ekelszenen entstehen.Nicht zuletzt das durchweg gut aufgelegte Darstellerensemble macht es Regisseur Ralf Huettner („Vincent will Meer") leicht: Allen voran natürlich Tom Gerhardt als Tommie/Dieter Krause und dazu in der Rolle des Perverslings Heinz. Aber auch die beiden deutschen Schauspielgrößen Katja Flint und Veronica Ferres zeigen, dass sie Humor haben können. Besonderes in Erinnerung bleibt auch der schleimige Finanzbetrüger Nobbi, der wunderbar überheblich von Uwe Fellensiek verkörpert wird.

    Fazit: Sicher ist „Voll Normaaal" alles andere als ein anspruchsvoller Film. Wer jedoch in der Lage ist, seinen Verstand für 90 Minuten abzustellen, wird mit den beiden charmanten Vollidioten Tommie und Mario eine Menge Spaß haben.

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